Verwandlung von Frau zu Statue, von Statue zu Frau: ein faszinierendes Sujet, das in seiner Vielfalt und langen Lebensdauer bisher kaum beachtet wurde. Volker Klotz hat es aufgestöbert und durch etliche Jahrhunderte verfolgt, besonders einlässlich seit der Romantik. Und zwar durch mehrere Literaturen: lateinische, deutschsprachige, französische, spanische, portugiesische und mexikanische. Verwandlung von Frau zu Statue, von Statue zu Frau: ein solcher Vorfall scheint von vornherein wie geschaffen für novellistisches Erzählen. Als unerhörte Begebenheit, das lag nur nah, musste er sich früher oder später der einschlägigen literarischen Gattung geradezu aufdrängen. Wie sich die Novellistik dieses Sujets bemächtigt, und was sie von Fall zu Fall daraus macht, mutet allerdings merkwürdig an. Merkwürdig spät geschieht es; dann freilich um so jäher, explosiver und nachhaltiger, als sei es bislang gewaltsam unterdrückt worden. Aber auch merkwürdig zugespitzt geschieht es, wenn man bedenkt, dass all die Autoren - von Eichendorff bis Fuentes die Spannweite des Sujets einengen zu einem fragwürdig quasi-religiösen Wundergeschehen. Und wenn man vollends bedenkt, dass sie dabei die Hauptrolle dieses Geschehens fast ausnahmslos entweder mit Venus oder mit Maria besetzen. Die Verwandlung erfolgt also alternativ, an der antiken Liebesgöttin oder durch sie oder an der katholischen Gottesmutter oder durch sie. Einzig Fuentes besetzt die Statuenrolle mit einem männlichen Gott, mit Chac Mool, dem Regengott der Maya.