Das Buch macht aufmerksam auf etwas, das seinerzeit zukunftsträchtig war und es heute noch sein könnte. Radikaldramatik meint Bühnenstücke des frühen 19. Jahrhunderts, die radikal die Grundelemente von Theater aufwirbeln aus eingespielter Üblichkeit und damit zum Vorspiel werden für die szenische Avantgarde unseres Jahrhunderts: für Pirandello und Brecht, für Jarry und Majakowskij. Ganz anders als der rückständige deutschsprachige Roman jener Zeit prescht die Dramatik Kleists und Büchners, Grabbes und Nestroys vor in poetisches Neuland.
Die thematische, dramaturgische und szenische Radikalität von Bühnenstücken wie Penthesilea und Hannibal, Der zerbrochne Krug und Einen Jux will er sich machen legt Volker Klotz in gründlichen Werkanalysen dar und greift dabei noch auf einen Vorläufer dieser Vor-Avantgarde zurück: auf den Komödiendichter Ludvig Holberg, den experimentierlustigen »dänischen Molière«.
Das Buch, entstanden aus enger Zusammenarbeit mit Theaterpraktikern, wendet sich an vielfach neugierige Leser, ob Fachleute oder auch nicht. An solche, die Dramen lesen und ins Theater gehen; an solche, die Dramen lesen und sie im Theater aufführen; an solche, die forschend, lehrend und lernend darüber nachdenken, wie Drama und Theater sich zueinander verhalten.