Die insgesamt zwanzig Beiträge des Sammelbandes verfolgen das Ziel, Grundstrukturen der literarischen Entwicklung in den zwanziger, dreißiger und vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts herauszuarbeiten. Dabei lassen sich die Verfasser von dem Gedanken leiten, daß dieser Zeitraum von zwei dominanten, zugleich miteinander rivalisierenden Diskursformationen bestimmt wird, die einerseits im Verhältnis temporaler Sukzession zueinander stehen, sich andererseits aber auch vielfältig überschneiden und durchdringen: ‚Romantik‘ und ‚Vormärz‘. Beide bilden in ihrem Aufeinanderbezogensein eine spannungsvolle Doppeleinheit und markieren – als in sich komplementäre Reaktionsmuster – eine scharfe Gegenposition zu dem Programm gewordenen Prinzip der Kunstautonomie, wie es die ‚Weimarer Klassik‘ vertreten hat. Indem ‚Romantik‘ und ‚Vormärz‘ als verschiedenartige ästhetische Entdifferenzierungsbewegungen verstanden werden, präsentiert dieser Band ein innovatives Deutungsmodell der Literatur der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es gelingt so, die kulturelle Konstellation in Deutschland nach der ‚Kunstperiode‘ neu zu vermessen und eine Archäologie der literarischen Kommunikation in der Frühphase der Moderne zu entwerfen.
Wolfgang Bunzel / Peter Stein / Florian Vaßen (Hgg.)
Romantik und Vormärz
Zur Archäologie literarischer Kommunikation in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
Vormärz-Studien Bd. X
2003
465 Seiten
gebunden
ISBN 3-89528-391-6
Auch dieser X. Themenband des Forums Vormärz Forschung überzeugt wieder durch seinen Inhalt und seine Komposition. [...] Das Diskussionsniveau der einzelnen Aufsätze zeigt an, dass sich inzwischen insgesamt die Vormärzforschung auf einem souverän eroberten Terrain mit zahlreichen kundigen Mitstreitern und Mitstreiterinnen befindet.
Joseph A. Kruse im „Heine-Jahrbuch“ 2004
In ihrer luziden Einleitung plädieren die Hrsg. für eine methodologisch erneuerte Sozialgeschichte, die sich – bei deutlicher Distanz zu systemtheoretischen Ansätzen – v.a. der historischen Diskursanalyse Foucaults und der Theorie des literarischen Feldes Bourdieus öffnet und damit der relativen Autonomie des literarischen Prozesses stärker Rechnung trägt. [...] – Die sehr lesenswerten Einzelbeiträge lösen in einer für Tagungsbände ungewöhnlich konsequenten Form die Programmatik der Initiatoren ein, was auch davon zeugt, wie breit und kreativ zur Zeit Neuansätze in der Vor- und Nachmärz-Forschung diskutiert werden.
Dirk Kemper in „Germanistik“ (Heft 1/2, 2004)
Vormärz-Studien