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‚Feuervogel‘ ist ein gutes Motto für eine ästhetische Werkstatt. Zum einen erahnt man kräftige Dynamik und Leichtigkeit, zum anderen ist der Phönix aus der Asche sofort präsent, als Symbolwesen für den sich ständig erneuernden gestalterischen Prozess.
In diesem zweiten Band der Schriftenreihe Pendulum werden die internationalen Werkstätten der Abteilung Kunst & Musik an der Universität Bielefeld vorgestellt. Seit mehreren Jahren wird dort das Prinzip Werkstatt als Arbeitsform erprobt, mit dem Ziel, neue Formen von Kreativität und Selbstorganisation für den Bildungs- und Erziehungsprozess zu entwickeln. Seitdem die Schulszene in Deutschland aufgrund massiver Probleme und schlechten Abschneidens bei internationalen Vergleichen in die Kritik geraten ist, gibt es an vielen Stellen Versuche und Erprobungen zur Reform des Erziehungs- und Bildungssystems. Die Aktivitäten um das Prinzip Werkstatt, wie sie in Bielefeld stattfinden, zählen zu diesen innovativen Modellen. Das Prinzip Werkstatt ist weit mehr als ein neues Verfahren im Musik- oder Kunstunterricht. Es stellt eine bisher ungewohnte, sehr effektive und vielseitig ansprechende Form des Wissenserwerbs und der Kommunikation dar, die in allen Fächern und Institutionen Gültigkeit hat. Es verkörpert eine Haltung und eine Methode, die an die jedem Menschen innewohnende Neugier und seinen Forschungsdrang appelliert. Selbstorganisation und Selbstbestimmung stehen im Mittelpunkt. Wahrnehmen, Denken und Handeln als Einheit führen, konsequent angewendet, zu zügigem und nachhaltigem Lernen nicht nur von Fakten, sondern auch von Strukturen, Kommunikationsformen und sozialen Interaktionen.
Die Spiegelungen der Werkstattaktivitäten in diesem Buch dienen dazu, das Prinzip Werkstatt aus grundsätzlicher Perspektive zu reflektieren, um daraus Schlüsse für die Ästhetische Erziehung, so wie sie heute an der Schule und in der außerschulischen Jugendbildung leider viel zu selten ist, zu ziehen. ‚Feuervogel‘ ist eine Ermutigung, ungewöhnliche und die formale Enge bestehender Systeme durchbrechende Wege zu gehen, etwas zu wagen, experimentelle Kreativität anzuerkennen und anzuwenden.
Ästhetische Erziehung wird hier integrativ versucht, also in der Verbindung der Sinne und des zirkulären Verständnisses von ästhetischen Prozessen. Die oft sehr genauen Schilderungen des Werkstattgeschehens regen an, ähnliches an anderen Orten zu versuchen. Damit diese Beispiele möglichst konkret sind, ist dem Buch eine DVD beigefügt, auf der viele Bild- und Filmbeispiele sowie musikalische Präsentationen zu finden sind.
Klaus-Ove Kahrmann (Hg.)
FEUERVOGEL
Das Prinzip Werkstatt als Grundlage integrativer ästhetischer Erziehung
Pendulum – Bielefelder Schriften zur Ästhetischen Erziehung, Bd. 2
Herausgegeben von Bernd Clausen
2005
ISBN 978-3-89528-507-3
200 Seiten
mit Abb. + DVD
kart. EUR 19,80 [vergriffen]
Klaus-Ove Kahrmann hat den zweiten Band aus der Reihe der Bielefelder Schriften zur Ästhetischen Erziehung vorgelegt. Mit „Feuervogel“ verweist er auf den aus der Asche aufsteigenden Phönix. Und in der Tat steigen in dem Band - nicht aus dem Katastrophischen der Zerstörung, aber doch innovativ und anregend - Hinweise zur Werkstatt als Bildungsprinzip der ästhetischen Erziehung auf. Solche Beispiele gelingenden Verlassens der schulischen Rituale und Enge tun Not, um gegen den gewollten oder auch nurzugelassenen Rückzug der ästhetischen Bildung mit ihren originären und exklusiven Erfahrungschancen sinnlicher Erkenntnis den Erfolg zu setzen. Der Band ist mehrfach interdisziplinär angelegt; schon die Struktur des Bielefelder Instituts integriert die Musikpädagogik. Dazu hat Kahrmann polnische und japanische Kollegen zur Mitarbeit gewonnen.
Die dem Buch beigefügte DVD mit zahlreichen Praxisbeispielen stiftet an, die Impulse auch in der eigenen Arbeit aufzugreifen.
JK in „Kunst + Unterricht“ (Heft 311/2007)
Pendulum – Bielefelder Schriften zur Ästhetischen Erziehung, Bd. 2
Herausgegeben von Bernd Clausen