Ähnlich wie heute Herbert Grönemeyer mit seinem „Bochum-Lied“ berührte Heinrich Wilhelm Kämpchen Anfang des 20. Jahrhunderts die Menschen an der Ruhr mit seinen Gedichten. Woche für Woche erschien eines davon meist auf der Titelseite der auflagenstarken, in Bochum ansässigen „Bergarbeiter-Zeitung“. Mehr als 20 Jahre lang! Die Leser protestierten, als die Zeitung darauf verzichten wollte. Sie schätzten seine Gedichte, die offenbar auch ihre Wut, ihre Sehnsüchte und ihre Gefühle ausdrückten.
Heinrich Kämpchen begründete eine politische Bergarbeiterlyrik und setzte sie gegen das oft verklärende hohle Pathos der Bergmannslieder aus den damals gängigen bergmännischen Liederbüchern. Diese Liederbücher feierten das „schöne Bergmannsleben“, das „selbst die niedern geselligen Kreise bergmännisch veredelt“. So steht es im Vorwort zu einer 1838 erschienenen Liedersammlung für die Bergleute an der Ruhr, geschrieben von den Gewerken der Zeche Wiesche in Mülheim.
Heinrich Kämpchen
Das ist Bergmannsleben
Ein Hörbuch mit Gedichten des Arbeiterdichters Heinrich Kämpchen
gesprochen und gesungen vom Künstlerduo Sago aus Essen/Ruhr
Herausgegeben vom LWL-Industriemuseum und der Nylandstiftung, Köln
2014
ISBN 978-3-8498-1037-5
CD
Geboren wurde Heinrich Kämpchen am 23. Mai 1847 in Altendorf, heute Essen, südlich der Ruhr. Der Vater Wilhelm Kämpchen war ebenfalls Bergmann und später Steiger auf der Zeche Maria Anna und Steinbank in Höntrop. Die Mutter starb früh.
Offensichtlich hat die Poesie ihn von Anfang an begleitet. Zu seiner Schulbildung über die Volksschule hinaus, ist lediglich der ein- bis zweijährige Besuch der Bergvorschule in Linden-Dahlhausen nachgewiesen. Einer seiner Freunde berichtet über zweijährigen Privatunterricht. Danach hat er mehr als 20 Jahre unter Tage gearbeitet, die meiste Zeit auf der Zeche Hasenwinkel in Linden.
Heinrich Kämpchen blieb unverheiratet und lebte zuletzt als Kostgänger der Bergmannsfamilie Küper in einem Dachzimmer in der damaligen Lindener Bahnhofstraße 44. Er liebte Musik und hatte in seinem Zimmer ein Regal mit Klassikern der deutschen Literaturgeschichte.
Als Heinrich Kämpchen im März 1912 mit 64 Jahren starb, waren er und seine „Lieder“, die tatsächlich auf bekannte Melodien gesungen wurden, vielen Menschen im Revier bekannt. Seiner Beisetzung auf dem Lindener Friedhof, heute zu Bochum gehörig, folgten an die 4 000 Menschen. Sogar die „Frankfurter Zeitung“ meldete den Tod des „Bergarbeiterdichters“.
Booklet: 9783849810375.pdf
Über 30 Texte aus Kämpchens politischer Bergarbeiterlyrik, die konträr zum verklärenden Pathos der geläufigen Bergmannslieder steht, wurden für diese CD eingespielt, gesprochen und gesungen vom Essener Künstlerduo Sago. Unbedingt hörenswert!
Jochen Grywatsch in „Westfalenspiegel“ 2/2014
[...] Dieses Hörbuch ist eine Hommage an einen bisher unterbewerteten Dichter, dessen thematisch vielseitiges Werk zeigt, wie gekonnt er die Feder, nicht nur die Keilhaue, schwingen konnte. Kämpchens engagiertes lyrisches Werk kann man getrost neben das von Herwegh und der Droste stellen [...].
ug in „My Way. Magazin für kulturellen Eigensinn“ (Nr. 71, Mai 2014)
Bei diesem Live-Mitschnitt handelt es sich um die erste, stark gekürzte Hör-Bearbeitung des "Peter-Hille"-Buchs von Else Lasker-Schüler. Die Texte der Autorin wurden ergänzt um Texte Hilles, um auch in dessen Literatur- und Gedankenwelt einzuführen.
"Er war ein Gestirn, Meteor stieß er von sich!"
Eine Lesung aus Else Lasker-Schülers „Peter Hille“-Buch
Live! auf dem Kulturgut 13
2012
ISBN 978-3-89528-939-2
CD, 57 min.
Sprecher: Therese Berger, Peter Schütze
Aufnahme: Liverecording & Audiorestauration Tesch
Textauswahl: Michael Kienecker
Idee und Herausgabe: Walter Gödden
Mitschnitt einer Lesung vom 23. Februar 2012 auf dem Kulturgut Haus Nottbeck / Museum für Westfälische Literatur, Oelde-Stromberg.
Bei diesem Live-Mitschnitt handelt es sich um die erste, stark gekürzte Hör-Bearbeitung des "Peter-Hille"-Buchs von Else Lasker-Schüler. Die Texte der Autorin wurden ergänzt um Texte Hilles, um auch in dessen Literatur- und Gedankenwelt einzuführen.
Hörprobe: 9783895289392.mp3, 1:25
Die Dichterin Else Lasker-Schüler hat dem in Nieheim geborenem Poeten Peter Hille in ihrem "Peter-Hille-Buch" ein poetisches Denkmal gesetzt. Das Buch der jungen Dichterin, die durch Hille in ihrem Schreiben ermuntert wurde, hat den Charakter eines "poetischen Manifests". Erschienen ist es 1906 - zwei Jahre nach Hilles Tod. Jetzt liegt es als Mitschnitt einer Lesung der Bielefelder Schauspielerin Therese Berger und ihres Kollegen Peter Schütze auf dem Kulturgut Nottbeck vor. Eine fulminante Lesung, die die spannungsgeladene Beziehung der beiden zum Vorschein bringt. [...] Der Live-Mitschnitt, den der Bielefelder Aisthesis Verlag nun vorlegt, gibt das ganze Spannungsfeld dieser Beziehung wieder. Ein starker Hörtext zum Eintauchen, Versinken angereichert um Texte Hilles.[...]
Christine Longère/Stefan Brams in „Neue Westfälische“ (5.9.2012)
[...] Dank des Aisthesis Verlags ist es nun möglich, der spannungsgeladenen Beziehung dieser beider Dichter-Persönlichkeiten nachzuhören. Ein intensiver Hörtext zum Eintauchen und Versinken. [...]
Aus „Neue Westfälische“ (27./28.10.2012)
Live! auf dem Kulturgut 13
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Als »Hölderlin in Hagen« wurde er bezeichnet, und das Stichwort »Hermetiker« fällt, wenn von dieser Ausnahmegestalt der westfälischen Literatur die Rede ist. Das Oeuvre des 1911 geborenen Ernst Meister lässt sich am ehesten unter der Kategorie »Gedankenlyrik« subsumieren. Ernst Meister beschäftigt der Grund unseres Daseins, das, was das Leben in der Tiefe eigentlich ausmacht, ohne Rücksicht auf Trends, auf Moden, auf Zeitgeschmack. Seine Texte sind erklärtermaßen auf der Suche nach der »Formel«, dem »Begriff« für das »Ganze« der Wirklichkeit. Der 1953 in der legendären Eremitenpresse erschienene Band »Unterm schwarzen Schafspelz« markiert den literarischen Neubeginn Meisters nach dem Krieg. Bis zu seinem Tod 1979 folgten mehr als ein Dutzend Gedichtbände, zahlreiche Hörspiele und Prosaarbeiten, u.a. im Limes-Verlag und später bei Luchterhand.
Ernst Meister
»Unterm schwarzen Schafspelz«
Jazz und Lyrik
Live! auf dem Kulturgut 5
2008
ISBN 978-3-89528-651-3,
50 min., CD
Alle Texte: Ernst Meister
Alle Kompositionen: Han Buhrs / Jan Klare / Wilbert de Joode
Vocals: Han Buhrs
Bass: Wilbert de Joode
Alt- und Baritonsaxophon, Flöte, Klarinette: Jan Klare
Mitschnitt einer Veranstaltung vom 29. März 2007 auf dem
Kulturgut Haus Nottbeck / Museum für Westfälische Literatur
Aufnahme: TBS-Tonstudio, Schwerte
Abmischung / Mastering: Oliver Siegel und Jan Klare
Idee und Hg.: Walter Gödden im Auftrag der LWL-Literaturkommission für Westfalen, der Nyland-Stiftung, Köln, und des Museums für Westfälische Literatur Haus Nottbeck
Die beteiligten Künstler:
Han Buhrs, Vocals, Träger des niederländischen Podiumspreises (1993), hat mit den »Schismatics« und der Formation »Palinckx« diverse CDs aufgenommen. Der Amsterdamer schreibt auch eigene Texte, Librettos u.a., und tritt in einem niederländischen Radioprogramm mit klanglosen und improvisierten Liedern auf.
Wilbert de Joode, Bass, ebenfalls aus Amsterdam, ist gegenwärtig einer der eigenständigsten und gefragtesten Bassisten der europäischen Jazz-Szene. Er hat mit vielen Berühmtheiten wie Fred Frith, John Zorn und George Lewis gearbeitet und ist regelmäßig auf den einschlägigen Festivals in Europa und Nordamerika vertreten.
Jan Klare, Alt- und Baritonsaxophon, Flöte, Klarinette, stammt wie Ernst Meister aus Hagen. Nach Stationen in Düsseldorf, London und Hilversum lebt er seit mehr als zehn Jahren in Münster und bereichert die Jazz-Szene mit einer breiten Palette musikalischer Aktivitäten. Mit »Das böse Ding«, »Tausend« oder »Autofab« ist nur eine kleine Auswahl seiner Bands genannt. Klares Interesse gilt stets auch der Literatur, der Wechselwirkung von Text und Musik.
Live! auf dem Kulturgut 5
„Dichterin der Kinderseele“ – so wurde die 1871 in Minden/W. geborene und in Bielefeld aufgewachsene, später in Berlin, München und Wien lebende Schriftstellerin Josefa Metz in einer Buchbesprechung treffend genannt. Von ihr stammen nicht nur Bilderbücher, Verse und Textsammlungen für Kinder, sondern auch zahlreiche Gedichte und Episoden, in deren Mittelpunkt Kinder und ihre unbefangene Sicht auf die Welt stehen. Mit Augenzwinkern schildert die Autorin um die Wende zum 20. Jahrhundert z.B. einen erster Kirchgang, einen Zoo- und einen Kirmesbesuch, ebenso eine erste Begegnung mit dem Theater beim Weihnachtsmärchen.
Josefa Metz, Sproß einer alten, seit dem 17. Jahrhundert in Westfalen ansässigen jüdischen Familie und Tochter aus gutbürgerlichem Haus (der Vater war Justizrat) und unverheiratete Tante zahlreicher Nichten und Neffen, verband eine genaue Beobachtungsgabe mit sprachlicher Präzision, Einfühlungsvermögen und humorvoller Wärme. Diese Kombination – und die Tatsache, daß Kinder heute sich zwar in einer veränderten Welt, aber im Kern nicht grundsätzlich anders verhalten als vor 100 Jahren – tragen dazu bei, daß ihre Texte bemerkenswert modern wirken, auch wenn die Zeit der wilhelminischen Matrosenanzüge längst vergangen ist.
Daß sie selbst bereits um 1900 – als Frau! – die Risiken einer mehr als unsicheren freien Schriftstellerexistenz nicht scheut (der Vater starb bereits in ihrem 16. Lebensjahr und hinterließ drei weitere noch unversorgte Kinder), zeugt darüber hinaus von einer beeindruckend unkonventionellen Einstellung, von einer ganz privaten Revolte gegen die gesellschaftlichen Zwänge ihrer Zeit.
Auf Kaiserreich und Republik folgt schließlich die Nazi-Diktatur, die für Josefa Metz, zunächst Berufsverbot und Diskriminierung zur Folge hat, 1941 die Deportation nach Theresienstadt. Dort starb sie, vermutlich an einer der zahlreichen Seuchen im Lager, im Februar 1943.
Michael Vogt (Hg.)
„Die Kinder und ich“
Gedichte und Geschichten von Josefa Metz (1871-1943)
gelesen von Julia Neumann
2004
ISBN 978-3-89528-450-2
CD
Siehe hierzu auch das Josefa Metz-Lesebuch
AISTHESIS hörbuch 2
Hörproben: Dichterliebe und Mirjams Abendgebet
AISTHESIS hörbuch
1971 gab Franz Mon im Luchterhand Verlag die Schallplatte PHONETISCHE POESIE heraus. Darauf waren Tonzeugnisse dokumentiert, die den Zeitraum von 1910, den Anfängen der technischen Tonaufzeichnung also, bis hin zur unmittelbaren damaligen Gegenwart umspannten. Räumlich erstreckte sich das Spektrum der Auswahl über den gesamten europäischen Raum. Konzeptionell repräsentierte die Sammlung die sechs Jahrzehnte zwischen dem russischen Futurismus und den Sprachexperimenten der 1960er Jahre.
Dieses wichtige Dokument akustisch-experimenteller Literatur – seinerzeit eine Pioniertat – wird hier neu herausgegeben und wieder verfügbar gemacht.
Es begann mit dem Protest gegen den Gebrauch einer Sprache, die Wörter nur noch als Verpackungen kannte. Velemir Chlebnikov, Protagonist der russischen Avantgarde 1913: »Wir haben aufgehört, auf Wortbau und Aussprache der Worte nach grammatischen Regeln zu schauen. Wir haben begonnen, in den Buchstaben Wegweiser für die Wörter zu sehen… Vokale verstehen wir als Zeit und Raum, Konsonanten als Farbe, Klang, Duft.«
Chlebnikov findet sein Material in Vogelstimmen und in Silben, die magisch das Wesen der Dinge zu beschwören unternehmen. Die Silbe bleibt Bauelement der ersten Generation von Lautgedichten, im »Großen Lalula« Morgensterns ebenso deutlich wie in Hugo Balls »Karawane«, die 1916 im Cabaret Voltaire ertönte. Erst Raoul Hausmann bringt mit eruptiver Spontaneität die artikulatorische Geste mit ins Spiel und schneidet damit eine Sprachschicht an, die unerschöpflich erscheint, weil sie auf kein konventionelles Zeichensystem bezogen ist. Hausmanns spontane Artikulationsbündel und Kurt Schwitters’ legendäre Ursonate wurden Vorbild und Anstoß vieler späterer Versuche, insbesondere der Lettristen, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Paris die Lautdichtung neu zu begründen unternahmen. Die Erfindung der elektromagnetischen Aufzeichnung akustischen Materials ermöglichte die Speicherung auch solcher Sprachlaute, die sich bisher als zu differenziert der Notierung entzogen hatten. Das Tonband wurde jedoch sehr schnell vom bloßen Aufzeichner zum Medium sensibelsten Umgangs, genauester Beobachtung und freier Manipulation der Sprache. Erst mit seiner Hilfe konnten winzige Vibrationen erfaßt, Wörter in ihre lautlichen Spektren zerlegt, vielschichtige simultane Kompositionen entworfen werden, die schließlich auch die Großform des Hörspiels einbezogen. Die elektronische Bearbeitung begann die scheinbar stabile Grenze zwischen Sprache und Musik aufzulösen. Komponisten griffen zu sprachlichem Material, Autoren benutzten kompositorische Prinzipien der Musik.
Das Spektrum der Experimente dehnt sich seit 20 Jahren [Die Schallplatte erschien 1971 im Luchterhand Verlag] immer weiter aus. Auf dieser Platte können nur bestimmte Sektoren gezeigt werden. Außer acht gelassen wurden aus Raummangel sowohl Texte, die überwiegend semantisch orientiert sind, wie solche, in denen das Sprachmaterial völlig im elektronischen Arbeitsprozeß untergegangen ist. Bernard Heidsieck und Pierre Garnier seien als Vertreter der ersten, die Komponisten der schwedischen Gruppe Fylkingen als solche der zweiten Richtung wenigstens genannt.
Der Schwerpunkt der Entwicklung liegt seit der Initiative der Lettristen offensichtlich bei den französischen Autoren, während die deutschen sich zunächst auf graphische Verfahren des Textexperiments (»konkrete poesie«) konzentriert hatten.
Noch immer lassen sich im wesentlichen zwei Erkundungsrichtungen unterscheiden: diejenige, die sich jeweils an bestimmten Parametern der gesprochenen Sprache – Rhythmus, Semantik, Tonfarbe, Sprechgestik usw. – vorantastet und dabei magischen Singsang ebenso gebraucht wie das ironische Puzzlespiel mit in Silben (Wortstämmen) versteckten Bedeutungen (z.B. Cobbing, Jandl, De Vree), und andere, die sich entschlossen des technischen Mediums bedient und die Sprache auf ihre Mikrostrukturen zurück- und dabei über jede vertraute Fassung hinausführt (Chopin, Lora-Totino). Die Grenzerfahrungen, aus denen die sound poetry, die poésie sonore besteht, machen zugleich bewußt, an welcher Art Grenzen Sprache überhaupt verläuft: semantische, phonetische, akustische, rhythmische, rhetorische.
PHONETISCHE POESIE
herausgegeben von Franz Mon
AISTHESIS hörbuch 3
2011
ISBN 978-3-89528-840-1
CD
40:36 min.
Hörprobe: Kazimir Malevic: Lautgedicht, 0:25 min
Es war eine Pioniertat als Franz Mon 1971 im Luchterhand Verlag die Schallplatte „Phonetische Poesie“ herausgab. Eine Pioniertat, weil Mon auf dieser Platte akustisch experimentelle Literatur von ihren Anfängen im Jahr 1910 bis in die damalige Gegenwart zusammenfasste. Der Bogen spannt sich dabei quer durch Europa von den russischen Futuristen bis hin Ernst Jandl und den Sprachexperimenten der 1960er Jahre in Italien, Tschechien, Österreich, England, Belgien und Deutschland. Eine kleine Pioniertat ist es wohl auch zu nennen, dass der in Bielefeld beheimatete Aisthesis Verlag Mons Dokumenten-Sammlung nun wieder zugänglich gemacht hat – auf CD in seiner kleinen, aber feinen Hörbuch-Reihe. Dass ein Bielefelder Verlag dies tut, ist umso schöner, war diese Stadt doch 25 Jahre Tagungsort des Colloquiums Neue Poesie, dem unter anderen auch die konkreten Poeten Franz Mon, Ernst Jandl und Gerhard Rühm angehörten, die wiederum mit Beiträgen auf der CD vertreten sind. [...] Dass auch politisches Potential in dieser Lyrik steckt, zeigt Gerhard Rühm. In seiner „Zensurierten Rede“ von 1969 werden alle mehrsilbigen Wörter einer mitgeschnittenen Rede so ausgekernt, dass nur der erste und der letzte Laut stehen bleiben. Ein starker Höreindruck. Franz Mon nennt es eine „konkrete Demonstration von und gegen Zensur“. Die Wörter werden nicht länger als Verpackung geduldet – wie es schon 1910 die russischen Futuristen forderten. Wahrlich ein wichtiges Dokument – diese Platte von 1971.
Stefan Brams in „Neue Westfälische“ (6. Dezember 2011)
AISTHESIS hörbuch 3
Als das Bielefelder Colloquium Neue Poesie 1978 von rund 20 international bekannten Autoren und Wissenschaftlern ins Leben gerufen wurde, konnte niemand die große und anhaltende Resonanz voraussehen, die dieses außergewöhnliche Treffen 25 Jahre lang, bis 2002, immer wieder gefunden hat. Weder an Statuten noch durch organisatorische Zwänge gebunden, fühlten sich die zuletzt etwa 50 Autorinnen und Autoren allein vergleichbaren künstlerischen Voraussetzungen verpflichtet. Es geht und ging ihnen vor allem um ein methodisches Fortschreiben von Literatur, das neue Entdeckungen im ästhetisch- ungesicherten Gelände überhaupt erst möglich macht und zu neuen Hör-, Seh- und vielleicht Denkweisen herausfordert. Auf der jährlich stattfindenden Tagung nutzten sie die Gelegenheit, einander ihre neuesten Arbeiten oder das gerade im Entstehen Begriffene vorzuzeigen und kollegialer Kritik auszusetzen, über Bedingungen und Aussichten einer solchen nicht marktkonformen Literatur zu sprechen, Pläne zu machen, Neues auszuprobieren und nicht zuletzt auf einer großen Lesung sich mit viel Spaß und Spontaneität der Öffentlichkeit zu stellen. Das Hörbuch soll in ausgewählten Mitschnitten die alljährliche Lesung vergegenwärtigen.
Ulrich Schmidt / Michael Vogt (Hgg.)
aussicht – absicht – einsicht
25 Jahre Bielefelder Colloquium Neue Poesie
AISTHESIS hörbuch 1
2002
ISBN 3-89528-367-3
2 CDs
Unser heutiges Hörbuch der Woche ist eine Premiere. Zum einen, weil es das erste Hörbuch des renommierten Wissenschaftsverlags Aisthesis ist, zum anderen weil es das erste Mal Zugang zu einer literarischen Institution ermöglicht: gemeint ist das Bielefelder Colloquium Neue Poesie, das seit 1978 jährlich stattfindet, ein Treffen für Autoren von experimenteller, visueller und konkreter Poesie wie Ernst Jandl, Friederike Mayröcker, Helmut Heißenbüttel oder Oskar Pastior, um nur einige zu nennen. [...] Das Hörbuch bietet einige Exclusiv-Tracks. Literatur, die bisher noch nie publiziert wurde.
Katarina Agathos in "15-5 Hörbuchmagazin", Bayern2Radio, 19.1.2003
[…] eine Fundgrube ist für Freunde der experimentierfreudigen Poesie. [… Die] Auswahl ist gelungen, eine Mixtur aus historischem Dokument, poetischem Genuss und akustischer Herausforderung.
Martin Burkert in "Mosaik", WDR 3, 17.-21.2.2003
Ein verdienstvolles, immer wieder amüsantes Kompendium und Dokument, das eine Vielzahl der Möglichkeiten demonstriert, was Sprache kann, wenn sie von dem Joch, Informationsträger zu sein, befreit wird.
Dietrich zu Nedden in "Hörprobe", NDR kultur, 29.03.2003
[…] eine Fundgrube für Freunde ungewöhnlicher, schräger, oft auch witziger Laut-Poesie […] und zugleich eine akustische Herausforderung, um über Grenzen und Möglichkeiten heutiger Lyrik zu reflektieren.
Walter Gödden im "Westfalenspiegel"
Es [das Programm der CD] ist eine kleine Sensation, ein produktiver Rausch, ein Hörerlebnis, daß einem die Worte fehlen.
Lutz Hagestedt in „literaturkritik.de“ (4/2003)
AISTHESIS hörbuch
Die vorliegende CD entstand im Kontext einer umfassenden Heinrich-Schürmann-Retrospektive. Diese schloss eine Aufarbeitung des schriftstellerischen Nachlasses von Heinrich Schürmann (1940-2008) ebenso ein wie eine Ausstellung seiner bildkünstlerischen Werke im Museum für Westfälische Literatur (Oelde-Stromberg). Die Resonanz auf die Ausstellungseröffnung, bei der Georg Bühren und Hannes Demming Texte Schürmanns rezitierten, war derart groß, dass eine Abendveranstaltung im größeren Rahmen ins Auge gefasst wurde. Sie ist auf der vorliegenden CD dokumentiert.
Heinrich Schürmann war einer von wenigen Vertretern der neuen niederdeutschen Mundart. Als solcher wurde er 2004 mit dem Rottendorf-Preis für niederdeutsche Literatur ausgezeichnet. „Pop-Art op Platt“ – das gab es in dieser Form nicht, bis Heinrich Schürmann es einfach versuchte, dann praktizierte und mithilfe von Computer-Grafikprogrammen perfektionierte. Er fand dabei einen eigenen Ton, eine eigene Farbe. Wie die vorliegende CD zeigt, war Schürmann jemand, der gern vom Alltag, vom Alltagssprachlichen, von Redewendungen, Formel- und Floskelhaftem ausging und dieses Normale, Vertraute literarisch weiterdachte, verfremdete und in andere Zusammenhänge rückte. Dabei gelangte er zu manchmal heiteren, vornehmlich jedoch nachdenklichen, oft auch existenziellen Antworten. Schürmann hatte bei seiner literarischen Arbeit immer den Menschen vor Augen. Seine Kunst ging nie in der Abstraktion, im reinen Experiment auf, sondern war immer dialogisch angelegt. In dieser Form fand seine Visuelle Poesie bis heute keine Nachahmer, blieb also einzigartig.
Diese CD bildet noch nicht den Schlussakkord der Heinrich-Schürmann-Rückschau. 2016 erscheint eine von Arnold Maxwill zusammengestellte Dokumentation über den Autor in der Reihe „aufgeblättert. Schätze aus dem westfälischen Literaturarchiv“ (hg. von Jochen Grywatsch im Rahmen der Schriftenreihe der LWL-Literaturkommission für Westfalen). Die Veröffentlichung gibt einen Überblick über den Nachlass des Autors und stellt auf einer Begleit-CD seine sämtlichen bildkünstlerischen Arbeiten vor.
Heinrich Schürmann
"Ick"
Jazz und Lyrik - Niederdeutsch
Live! auf dem Kulturgut 16
2015
ISBN 978-3-8498-1115-0
CD
65 Minuten
Sprecher: Georg Bühren, Heinrich Schürmann
Cru Sauvage (mit Christian Kappe, Trompete, Flügelhorn; Burkhard Jasper, Klavier; Kai Brückner, Gitarre)
Textauswahl: Georg Bühren, Hannes Demming
Aufnahme: Roland Mikosch
Idee und Herausgabe: Walter Gödden im Namen der LWL-Literaturkommission für Westfalen unterstützt von der Rottendorf-Stiftung und der Nyland-Stiftung
Gestaltung: Tine Fetz
Mittschnitt einer Lesung vom 14. Januar 2015 auf dem Kulturgut Haus Nottbeck/Museum für Westfälische Literatur, Oelde-Stromberg
Heinrich Schürmann (1940-2008) war einer von wenigen Vertretern der neuen niederdeutschen Mundart. Als solcher wurde er 2004 mit dem Rottendorf-Preis für niederdeutsche Literatur ausgezeichnet. „Pop-Art op Platt“ – das gab es in dieser Form nicht, bis Heinrich Schürmann es einfach versuchte, dann praktizierte und mithilfe von Computer-Grafikprogrammen perfektionierte. Er fand dabei einen eigenen Ton, eine eigene Farbe.
Live! auf dem Kulturgut
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Alfred Döblin äußerte 1915 anlässlich des Todes von August Stramm „Ich weiß keinen, der so, ohne zu spielen und Faxen zu machen, mit der deutschen Sprache gewaltsam umgesprungen wäre, als mit einem Stoff, den er bezwang und der nicht ihn bezwang. Niemand war von so vorgetriebenem Expressionismus in der Literatur; er drehte, hobelte, bohrte an der Sprache, bis sie ihm gerecht wurde... Seine Sachen sind… puritanisch echt und unnachgiebig.“ Im Zentrum von Stramme radikalem literarischen Schaffen stand der existentielle Lebenskampf – nicht nur in seinen Kriegsgedichten, sondern auch in seiner Liebeslyrik, in der es ebenfalls um Kampf, Trieb, Leiderfahrung geht. Dem vorliegenden Live-Mitschnitt liegen seine Gedichtbände „Du“ (1915) und „Tropfblut“ (postum 1919) sowie briefliche Zeugnisse zugrunde.
Stramms avantgardistisches Schreiben steht in einem bizarren Gegensatz zu seinem bürgerlichen Leben. Er war Postinspektor im Reichspostministerium und ranghoher Militär, der als Offizier an siebzig Gefechten und Schlachten teilnahm. Er wurde 1874 in Münster geboren und lebte seit 1905 in Berlin Er fiel 1915 im Ersten Weltkrieg in Grodek (heute Ukraine).
August Stramm
Jazz und Literatur
Live! auf dem Kulturgut 8
2008
ISBN 978-3-89528-712-1
CD
57 min.
Texte: August Stramm
Sprecher: Andreas Ramstein
Klavier: Marc Brenken
Flügelhorn, Trompete: Christian Kappe
Mitschnitt einer Veranstaltung vom 29. Mai 2008 auf dem Kulturgut Haus Nottbeck / Museum für Westfälische Literatur, Oelde-Stromberg
Tontechnik: TBS - Tonstudio Andreas Burghardt; Schwerte
Idee und Hg.: Walter Gödden im Auftrag der LWL-Literaturkommission für Westfalen, der Nyland-Stiftung, Köln, und des Museums für Westfälische Literatur Haus Nottbeck
Marc Brenken, Klavier, nennt als Einflüsse Erroll Garner, Bill Evans, Herbie Hancock, Jacky Terrasson und Brad Mehldau. Studium an der Folkwang Hochschule Essen. Workshops bei Richie Beirach, Kenny Werner und Fred Hersch. Er war u.a an der Filmmusik zu „Sonnenallee“ (1999, Regie Leander Haußmann) und an der CD-Produktion von Paolo Dinuzzi „Kleine Big Banda“ beteiligt. Mehrere eigene CD-Projekte. www.marcbrenken.de
Christian Kappe, Flügelhorn und Trompete, studierte in den Niederlanden und den USA. Er ist Mitglied der Barbara Dennerlein Band und unterrichtet an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig. Tourneen in Europa, Nord-, Südamerika und Afrika, u.a. mit dem Florian Zenker - Christian Kappe 4tet und dem „Bujazzo“/Peter Herbholzheimer. Gewinner Internationaler Wettbewerbe. Diverse CD-Einspielungen und Studioproduktionen (u.a. Phil Collins, Eric Clapton). www.Christiankappe.com
Andreas Ramstein, Sprecher. Ausbildung an der Schauspielakademie Zürich. Engagements u.a. am Schauspielhaus Bonn, den Städtischen Bühnen Münster, am Theater Krefeld Mönchengladbach, den Wuppertaler Bühnen und am Prinz-Regent-Theater, Bochum.
Hörproben:
Der Morgen
In den Krieg
Diese Audio-CD ist ein Mitschnitt einer Veranstaltung vom 29. Mai 2008 auf dem Kulturgut Haus Nottbeck / Museum für Westfälische Literatur in Oelde-Stromberg. Der Expressionistische Dichter August Stramm (1874 - 1915) zählt einmal mehr zu den vielen avantgarden Geistern und Künstlern, die durch den dümmlichen 1. Weltkrieg dahingemetzelt wurden ... Im Zentrum von Stramms radikalem literarischen Schaffen stand der existentielle Lebenskampf -- nicht nur in seinen Kriegsgedichten, sondern auch in seiner Liebeslyrik, in der es ebenfalls um Kampf, Trieb, Leiderfahrung geht. Stramms Gedichte wurden für den Expressionismus wegweisend; er zerstört Wortformen und Syntax und kombiniert Sprachelemente neu. Es dominiert schlichte, reduzierte Sprache. Oft wird kein Wert auf Grammatik gelegt; Substantive, substantivierte Verben und Neologismen bilden den Hauptbestandteil der Gedichtesprache.
Jens Walter in „lehrerbibliothek.de“ (März 2010)
Live! auf dem Kulturgut 8
Fünf Jahre lang verbrachte Thomas Valentin (1922-1980) mehrere Monate des Jahres auf Sizilien, nie als Tourist, sondern als »scrittore«, der an seinen Drehbüchern und Romanen schrieb. Er führte ein einfaches, bescheidenes Leben unter Einheimischen, sammelte Beobachtungen, entwarf erste Skizzen. Auf diese Eindrücke fußen die 33 Erzählungen des Bandes »Schnee vom Ätna« (1981), die durch ihre Schlichtheit und Aufrichtigkeit fesseln. »Schnee vom Ätna« war das letzte Buch, das Valentin für den Druck vorbereitete. Es ist neben »Grabbes letzter Sommer« sein erfolgreichstes - und dennoch fast vergessen.
Valentins Werk umfasst Romane, Erzählungen, Gedichte, Hörspiele, Theaterstücke und Drehbücher von Fernsehspielen. Seine Texte wurden in 16 Sprachen übersetzt, seine Theaterstücke von großen Bühnen des In- und Auslands gespielt. Über »Schnee vom Ätna« sagte der Autor selbst: »Ich sprach mit der Armut, den Wünschen, Ängsten, Begierden, die auf dieser Insel, in der Mitte der Alten Welt, seit Jahrhunderten mit dem Wind die Mauern entlang und um alle vier Ecken streichen. Ich versuchte, auch mit meinem Schatten zu sprechen, dem Schatten hinter mir, dem Schatten vor mir, und fragte ihn viel. Die Antworten kamen karg, dürr; und mein weißes Papier in der Schreibmaschine wurde gelb und wellte sich leicht wie ein Fleck helles, fast totes Wasser.«
Thomas Valentin
»Schnee vom Ätna«
Jazz und Literatur
Live! auf dem Kulturgut 4
2008
ISBN 978-3-89528-650-6
CD, 71 min.
Sämtliche Texte: Thomas Valentin
Sprecher: Alfred Kornemann
Klavier: Marc Brenken
Mitschnitt einer Veranstaltung vom 1. März 2007 auf dem Kulturgut Haus Nottbeck / Museum für Westfälische Literatur
Aufnahme: TBS-Tonstudio; Schwerte
Idee und Hg.: Walter Gödden im Auftrag der LWL-Literaturkommission für Westfalen, der Nyland-Stiftung, Köln, und des Museums für Westfälische Literatur Haus Nottbeck
Die beteiligten Künstler:
Alfred Nornemann, Rezitation, lebt, wie Thomas Valentin, in Lippstadt. Zahlreiche öffentliche Auftritte und Lesungen.
Marc Brenken, Klavier, nennt als Einflüsse Erroll Garner, Bill Evans, Herbie Hancock, Jacky Terrasson und Brad Mehldau. Studium an der Folkwang Hochschule Essen. Workshops bei Richie Beirach, Kenny Werner und Fred Hersch. Er war u.a. an der Filmmusik zu »Sonnenallee« (1999, Regie: Leander Haußmann) und an der CD-Produktion von Paolo Dinuzzi »Kleine Big Banda« beteiligt. Mehrere eigene CD-Projekte – www.marcbrenken.de
Hörprobe: Plattfüße in der Kristallnacht
Live! auf dem Kulturgut 4
Die Texte Paul Zechs sind eine wirkliche Entdeckung. In ihrer suggestiven Sprachkraft und den evozierten, oft magischen Bildwelten zählen sie zu den eindringlichsten Zeugnissen des deutschen Expressionismus. Zech geht es um die tragische Existenz des Menschen. Die Kulissen hierfür fand er in der Arbeitswelt, im Krieg, in sozialen Umständen. Er zeigt den Menschen als Opfer von Politik, Justiz, Klerus, aber auch - und hier ist er Kind seiner Zeit - mythischer Schicksalsvorstellungen.
Zechs Texte sind keine Betroffenheits- oder gar Agitationstexte. Sie zeichnen sich durch ein hohes Maß an Formbewusstsein aus. Jenem wohnt die Tendenz inne, gängige Gestaltungsmerkmale durch Kühnheit und Originalität zu unterlaufen und zu sabotieren. Dies lässt Zechs Lyrik zeitlos erscheinen.
Claus Dieter Clausnitzers großes Verdienst ist es, durch seine klare und sachlich-nüchterne Art und Weise der Rezitation kein unnötiges Pathos aufkommen zu lassen. Er eröffnet hierdurch den Blick auf einen Autor, der es verdient hat, wieder mehr ins literarische Bewusstsein zu rücken.
Paul Zech wurde 1881 in Westpreußen als Sohn eines Seilers geboren. Über Zechs Kindheit und Jugend hat er selbst Widersprüchliches behauptet, so daß gesichertes Wissen kaum verfügbar ist. Gegen 1900 zog er in Richtung Westen und arbeitete in belgischen Kohlebergwerken, nämlich in Mons und Charleroi. Ab 1904 war er in Elberfeld journalistisch tätig. Auf Initiative Else Lasker-Schülers zog er nach Berlin, wo er von 1913 bis 1920 die Zeitschrift „Das neue Pathos“ herausgab. Der Gedichtband „Das schwarze Revier“, der Erlebnisse aus der Arbeitswelt thematisiert, machte ihn 1913 in der Literaturwelt bekannt. Von 1915 bis 1918 war Zech Soldat an der Westfront. Er verfasste mehrere Antikriegsbücher. 1918 erhielt er aus der Hand Heinrich Manns den „Kleist-Preis“. 1918-1919 war er Leiter eines „Werbedienstes für die deutsche Republik“. Parallel versuchte er sich mit mäßigem Erfolg als Dramaturg und Bühnenautor. Sein größter Bühnenerfolg war 1926 die Berliner Aufführung seines Rimbaud-Stückes „Das trunkene Schiff' unter der Regie von Erwin Piscator (Bühnenbild George Grosz). Zwischen 1918 und 1930 war Zech auch aufgrund seiner sprachmächtigen Übertragungen Rimbauds und Villons ein anerkannter und populärer Autor. In der wegweisenden Anthologie „Menschheitsdämmerung“ war er 1920 mit zwölf Gedichten vertreten. Er wurde nun nicht mehr den Arbeiterdichtern, sondern den Expressionisten zugerechnet. Von 1925 bis 1933 arbeitete Zech als wissenschaftliche Hilfskraft an der Stadtbibliothek in Berlin. 1933 war er vorübergehend in Spandau inhaftiert. Er flüchtete nach Südamerika. Die von Zech behauptete Ausbürgerung lässt sich bis heute nicht nachweisen. In Argentinien lebte er in ärmlichen Verhältnissen und war Mitarbeiter von Exilzeitschriften. Er starb am 7. September 1946 in Buenos Aires, bevor er die geplante Rückkehr nach Deutschland verwirklichen konnte. - Zech zählte zu den produktivsten, schillerndsten und umstrittensten Autoren seiner Zeit. Er war mit Else Lasker-Schüler, Richard Dehmel, Georg Heym und vielen Autoren des „Sturm“-Kreises bekannt. Sein Werk umfasst 30 Gedichtbände, 14 Erzählbände, 8 Romane, 28 Dramen, zahlreiche Essays und Hunderte von Nachdichtungen.
Die Hör-CD entstand in unmittelbarem Zusammenhang mit der von Alfred Hübner zusammengestellten Paul-Zech-Ausstellung „Und Stahl wird Zins und Kohle Wertpapier“. Diese war nach Stationen In Berlin und Wuppertal vom 23. Juni bis zum 6. Oktober 2009 im Dortmunder Hoesch-Museum zu sehen. Anlässlich der Eröffnung trug Claus Dieter Clausnitzer, begleitet von dem Saxophonisten Alexander Nikolaev, das auf der vorliegenden CD dokumentierte Programm vor. Mit einem Paul-Zech-Lesebuch legte die Nyland-Stiftung bereits 2005 eine repräsentative Textauswahl dieses Autors vor.
Paul Zech
Wir haben unser Herz verraten...
Lyrik und Prosa
Gelesen von Claus Dieter Clausnitzer
Herausgegeben von Walter Gödden und Hanneliese Palm
Eine Produktion der Nyland-Stiftung, Köln, in Verbindung mit der Fritz-Hüser-Gesellschaft, Dortmund
2009
ISBN 978-3-89528-754-1
1 Audio-CD, 66 min.
Hörprobe: Zech - Lebenslied