Die vorliegende Veröffentlichung versammelt Beiträge der Genfer Literaturwissenschaftlerin Renate Böschenstein (1939-2003) zur Droste-Forschung. Böschenstein bereicherte diese durch einen spezifischen Ton, eine dezidierte Methode und eine besondere Fragestellung. Ihre Interpretationen gehen von einem psychoanalytischen Ansatz aus und beleuchten das Spannungsfeld zwischen idyllischen Topoi (etwa in der Naturlyrik der Droste) und Potentialen des Bedrohlichen und Aggressiven.
Immer wieder beschäftigte sich Böschenstein mit bestimmten Schlüsseltexten der Droste. Hierzu gehören das früh abgebrochene Romanfragment „Ledwina“, das in fast allen ihren Aufsätzen im Hinblick auf die Vater-Tochter-Beziehung eine Rolle spielt, sowie die Prosatexte „Bei uns zu Lande auf dem Lande“ und „Westphälische Schilderungen“, die als Spiegel familiärer Strukturen und als Landschaftsbeschreibungen ins Blickfeld rücken. Renate Böschensteins Arbeitsschwerpunkt lag im Bereich des Realismus, dem die Dichtung der Droste nur eingeschränkt zuzurechnen ist. Vor hier aus ergeben sich, wie die abgedruckten Texte zeigen, produktive Ansätze einer Neuinterpretation des Drosteschen Œuvres.
Renate Böschenstein
Idylle, Todesraum und Aggression
Beiträge zur Droste-Forschung
Herausgegeben von Ortrun Niethammer
Veröffentlichungen der Literaturkommission für Westfalen Band 24
2007
ISBN 978-3-89528-616-2
199 Seiten
kartoniert
[…] so sieht Böschenstein das Spezifische an Drostes Idyll darin, dass die Bedrohung hier stets von Innen, vom Grund der Idylle selbst ausgeht […] auf eine gültigere Formel lässt sich Drostes Schreiben kaum bringen. […]
Esther Kilchmann in „literaturkritik.de“ (10/Okt. 2007)
Vollständig: http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=11208
[…] Auf der anderen Seite wird indes erkennbar, und das zeichnet die bemerkenswerte Qualität der Böschenstein'schen Interpretationen mit ihrer ganz eigenen Handschrift aus, wie viele unerwartete, spannungsreiche, vielschichtige Sinnaspekte sich durch die psychoanalytisch grundierte Lesart aufdecken lassen. Für das Werk der Annette von Droste-Hülshoff hat diese Forschung in den 1970er Jahren etwas geleistet, was erst den feministischen Analysen der Dichtung in den 1990er Jahren wieder gelungen ist: nämlich die stupende Modernität der Droste-Texte aufzuweisen. Für den Drosteforscher stellt dieser Sammelband ein wichtiges Archiv dar, und dazu trägt das Register mit den erwähnten Droste-Texten das Seinige bei. […]
Cornelia Blasberg in „Monatshefte“ (3/2008)
Veröffentlichungen der Literaturkommission für Westfalen Band 24