Die Josephs-Tetralogie steht – gewaltiger noch als Der Zauberberg – wie ein Zentralmassiv in der literarischen Landschaft des 20. Jahrhunderts, das viele nur ehrfurchtsvoll aus der Ferne bestaunen, was angesichts des Bildungs- und Unterhaltungswertes gerade dieses Erzählwerkes höchst bedauerlich ist. Diejenigen, die sich diesem Werk nähern und den Versuch unternehmen, die Bedeutungstiefe der von Thomas Mann aufgeschichteten Stoffmassen zu durchdringen, sind gut beraten, sich an die Selbstauskünfte des Autors zu halten: Er hat in Tagebüchern, Briefen und Reden die Sedimente der Fach- und Sachbücher zur antiken Welt, zur Ägyptologie und zur Religionsgeschichte freigelegt, die von ihm im Schreibprozess konsultiert worden waren, und immer wieder auf die zeitgeschichtlichen Bezüge seines Werkes verwiesen. Der vorliegende Band folgt diesen Spuren des Dichters in Beiträgen von Alexander Honold, Iulia-Karin Patrut, Matthias Bauer, Markus Pohlmeyer, Martina Schönbächler und Vikica Matić.
Matthias Bauer / Nils Kasper (Hgg.)
Zwischen Mythos und Moderne
Thomas Manns Josephs-Tetralogie
Philologie und Kulturgeschichte Band 9
2019 [als Print-Ausgabe: 2019: ISBN 978-3-8498-1382-6]
ISBN 978-3-8498-1383-3
236 Seiten
E-Book (PDF-Datei), 2 MB
Matthias Bauer lehrt als Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Europa-Universität Flensburg.
Nils Kasper ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sprache, Literatur und Medien der Europa-Universität Flensburg.
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[Der Band] setzt neue Akzente und wird hoffentlich dazu beitragen, das neu erflammte wissenschaftliche Interesse an der Josephs-Tetralogie weiter zu fördern.
Tobias Boes in „Monatshefte“ (Vol. 114, No. 1, 2022)
Philologie und Kulturgeschichte Band 9
Seit der Jahrtausendwende wird die ländliche norddeutsche Region immer häufiger zum Handlungsraum deutschsprachiger Erzählliteratur. Auffällig dabei ist, dass sie den ErzählerInnen als „Heimat“ eher problematisch erscheint, anders als denen, die ihre Texte in der Mitte oder im Süden Deutschlands verorten. Die vorliegende Studie untersucht einschlägige Romane und Erzählungen der Gegenwart darauf hin, welche Rolle die norddeutsche Region in den jeweiligen Texten spielt bzw. wie die norddeutsche Region literarisch gestaltet wird.
Den exemplarischen Einzelinterpretationen stellt der Autor Begriffsbestimmungen voran, die definieren, was unter der norddeutschen Region zu verstehen und welche Art von Literatur dem zu behandelnden Gegenstandsbereich zuzuordnen ist.
Horst Römer
Die norddeutsche Region in der Erzählprosa der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur
Philologie und Kulturgeschichte Band 8
2018
ISBN 978-3-8498-1295-9
295 Seiten
kartoniert
Horst Römer, geb. 1949, studierte Germanistik und Geschichte in Mainz und Marburg. Von 1976 bis 2015 arbeitete er als Lehrer am Gymnasium Wildeshausen. Veröffentlichungen zu Goethes Faust II und Schillers Wilhelm Tell.
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Philologie und Kulturgeschichte Band 8
Seit der Jahrtausendwende wird die ländliche norddeutsche Region immer häufiger zum Handlungsraum deutschsprachiger Erzählliteratur. Auffällig dabei ist, dass sie den ErzählerInnen als „Heimat“ eher problematisch erscheint, anders als denen, die ihre Texte in der Mitte oder im Süden Deutschlands verorten. Die vorliegende Studie untersucht einschlägige Romane und Erzählungen der Gegenwart darauf hin, welche Rolle die norddeutsche Region in den jeweiligen Texten spielt bzw. wie die norddeutsche Region literarisch gestaltet wird.
Den exemplarischen Einzelinterpretationen stellt der Autor Begriffsbestimmungen voran, die definieren, was unter der norddeutschen Region zu verstehen und welche Art von Literatur dem zu behandelnden Gegenstandsbereich zuzuordnen ist.
Horst Römer
Die norddeutsche Region in der Erzählprosa der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur
Philologie und Kulturgeschichte Band 8
2019 [als Print-Ausgabe: 2018: ISBN 978-3-8498-1295-9]
ISBN 978-3-8498-1412-0
295 Seiten
E-Book (PDF-Datei), 3 MB
Horst Römer, geb. 1949, studierte Germanistik und Geschichte in Mainz und Marburg. Von 1976 bis 2015 arbeitete er als Lehrer am Gymnasium Wildeshausen. Veröffentlichungen zu Goethes Faust II und Schillers Wilhelm Tell.
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Philologie und Kulturgeschichte Band 8
In der Literatur zur Mitte des 19. Jahrhunderts dominiert ein Gestus des Zeigens, der Texte an Wahrnehmung koppelt. Das erinnert aber nur noch von fern an das alte Anschauungsparadigma einer ‚malenden Poesie‘. Die neue Intention auf Bilder hat viel mit den rasch sich entwickelnden Techniken der Visualisierung und der Illustration zu tun. Dahinter verbirgt sich jedoch ein immer nur ansatzweise aufzuhebendes Problem: die fehlende Sichtbarkeit der Moderne. Wo Texte jetzt Bilder evozieren, geht es um die Modellierung flüchtiger Blicke im Zeitalter der Beschleunigung, um den permanenten Wechsel von ‚Ansichten‘, um deren Transformation in diesen und jenen bleibenden Eindruck. Insbesondere die Journalprosa an der Schnittstelle literarischen und journalistischen Schreibens überbietet sich in „Genrebildern“, „Sittengemälden“, „Zeitbildern“, „Lebens- und Kulturbildern“, „Reisebildern“, „Skizzen“, unter welchen Titeln die Welt des 19. Jahrhunderts eine medienanaloge Ausformung erfährt.
Thomas Althaus (Hg.)
Darstellungsoptik
Bild-Erfassung und Bilderfülle in der Prosa des 19. Jahrhunderts
Philologie und Kulturgeschichte Band 7
2018
ISBN 978-3-8498-1264-5
398 Seiten
kartoniert
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Philologie und Kulturgeschichte Band 7
Die Idylle gilt allgemein als eine historische Gattung, die sich seit dem 19. Jahrhundert in variable Formen des Idyllischen ausdifferenzierte und spätestens seit dem 20. Jahrhundert unter Trivialitätsverdacht steht. Als vermeintlich kitschige Vision einer heilen Welt wurde allenfalls ihre Adaption unter ironischen oder anti-idyllisch gebrochenen Vorzeichen noch akzeptiert. Der Band zeigt im Blick auf Texte der Gegenwartsliteratur und andere mediale Formate wie Filme, TV-Serien, Videospiele und Lifestyle-Magazine, dass dies zu kurz greift. Auch in der Gegenwart stellt die Idylle ausgesprochen produktive Muster bereit, die an Problemstellungen des ausgehenden 20. und des 21. Jahrhunderts anknüpfen und sie in spezifischer Brechung reflektieren.
Jan Gerstner / Christian Riedel (Hgg.)
Idyllen in Literatur und Medien der Gegenwart
Philologie und Kulturgeschichte Band 6
2018
ISBN 978-3-8498-1279-9
202 Seiten
kartoniert
Jan Gerstner, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich neuere und neueste deutsche Literaturwissenschaft und Literaturtheorie an der Universität Bremen, studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft und Philosophie in Saarbrücken, Mainz und Bologna. Forschungsschwerpunkte: Arbeit und Muße/Müßiggang in der Literatur, Theorie der Idylle, Intermedialität, Postkolonialismus und Interkulturalität. Promotion 2011 mit Das andere Gedächtnis. Fotografie als Gedächtnismedium in der Literatur des 20. Jahrhunderts. Bielefeld 2013
Christian Riedel, bis 2006 Magisterstudium der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft und der Deutschen Philologie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Von 2009 bis 2017 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Germanistik der Europa-Universität Flensburg. 2015 Promotion über Peter Kurzeck, die 2017 unter dem Titel Peter Kurzecks Erzählkosmos. Idylle – Romantik – Blues erschienen ist. Seit 2017 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Arbeitsstelle Uwe Johnson-Werkausgabe der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften an der Universität Rostock.
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Die Beiträge des Sammelbandes zeigen verschiedene Konstituenten der Idylle auf. Besonders die Funktion als Gegenbild und die ausgestellte Künstlichkeit scheinen [...] in zeitgenössischen Darstellungsformen elementar zu sein. Die reflektierte Übernahme und Weiterentwicklung idyllischer Topoi durch zeitgenössische SchriftstellerInnen und die Bedeutung des in seiner Modernitätsverweigerung subversiven idyllischen Subjekts legen die literaturwissenschaftlichen Aufsätze überzeugend dar.
Clara Fischer in „Weimarer Beiträge“ (2/2019)
All of the first six chapters focus on single authors [...] Overall this is a dense and mostly engaging collection for specialists on these authors and those who are interested in how the idyll continues to appear in a miscellany of text forms.
Beret Norman in „Gegenwartsliteratur“ (Band 18; Jahrbuch 2019)
Philologie und Kulturgeschichte Band 6
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts organisiert sich kulturgeschichtliche Forschung europaweit über die Erkundung der Renaissance. Sie gilt als Ursprung der Neuzeit und zugleich als deren zentrale ‚Kulturepoche‘. Die Vorstellung von den oberitalienischen Stadtstaaten als Kunstzentren, von Kraftfeldern der Macht, von ästhetischer Repräsentanz und Sublimation dieser Macht wird nach und nach mit Intentionen aufgeladen, die die Renaissance als Frühgeschichte der Moderne profilieren. Der hier entstehende Renaissancismus-Diskurs hat aber offenbar auch damit zu tun, dass der kulturelle Prozess der Moderne selbst keine zureichende Perspektive mehr darzustellen scheint. Das Vergangenheitsparadigma betrifft insofern eine von der Gegenwart verstellte Zukunft. Innerhalb der vielfältigen Suchbewegungen nach einer genauen Verortung von Modernität macht der Renaissancismus-Diskurs auf Wegverluste und Reduktionen aufmerksam. Dem erlahmenden Fortschrittsoptimismus begegnet er seltsam unirritiert mit historisch deduzierter Produktivität. Am Orientierungsangebot des Renaissancismus kann die Selbstbestimmung von Bürgerlichkeit um 1900 erschlossen werden, inklusive ihrer symbolischen Politik bis ins sichtbare Alltagshandeln hinein. Mit Beiträgen von Thomas Althaus, Matthias Bauer, Claudia Benthien, Markus Fauser, Alexander M. Fischer, Hauke Kuhlmann, Perdita Ladwig, Peter Philipp Riedl und Christian Schienke.
Thomas Althaus / Markus Fauser (Hgg.)
Der Renaissancismus-Diskurs um 1900
Geschichte und ästhetische Praktiken einer Bezugnahme
Philologie und Kulturgeschichte Band 5
2016
ISBN 978-3-8498-1194-5
297 Seiten, Abb.
kartoniert
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Der Sammelband bietet mithin ein breites Kaleidoskop einer kulturellen Tendenz, die das Renaissancebild bis in das heutige Alltagsbewusstsein entscheidend prägt.
Rolf Füllmann in „Germanistik“ (2019 Band 60 Heft 1-2)
Philologie und Kulturgeschichte Band 5
Der Band führt die bisher getrennten Diskussionslinien aus der Forschung zu Brinkmann und der weniger ausgeprägten Bornforschung unter einer Fragestellung zusammen, die zugleich eine zentrale Perspektive auf die Gegenwartsliteratur eröffnet. Die Verbindung zwischen der Literatur der 1960er und der 1990er Jahre findet sich gerade in den literarischen Konzeptionen der Unmittelbarkeit und der Gegenwärtigkeit. Verwandte Begriffe wie Performanz und Ereignis werden gerne abstrakt, seltener an konkreten Texten erläutert. Präsenz im Gegensatz zu Repräsentation, das Authentische im Gegensatz zur Konstruktion sowie das Verhältnis von Medialität und Unmittelbarkeit, von Gegenständlichkeit und Erscheinung in überindividuellen oder überzeitlichen Zusammenhängen sind aber bis heute in der Literatur aktuelle und ästhetisch relevante Themen.
Markus Fauser / Martin Schierbaum (Hgg.)
Unmittelbarkeit
Brinkmann, Born und die Gegenwartsliteratur
Philologie und Kulturgeschichte Band 4
2016
ISBN 978-3-8498-1178-5
275 Seiten
kartoniert
Leseprobe: 9783849811785.pdf
Philologie und Kulturgeschichte Band 4
Über Peter Kurzeck (1943-2013) wurde vielfach geschrieben, seine Werke seien abseits literarischer Strömungen entstanden und zeichneten sich kaum durch Traditionsbezüge aus. Christian Riedel widerlegt diese Sicht.
Ohne Zweifel ist Kurzecks Werk unverwechselbar – dennoch lässt es sich in ganz konkrete Zusammenhänge stellen. Riedels Arbeit zeigt, dass eine reflektierte Auseinandersetzung mit der Tradition der Idylle Kurzecks Gesamtwerk durchzieht, die im Roman »Vorabend« ihren Höhepunkt findet. Weiterhin lässt sich eine enge Anbindung von Kurzecks Schreiben an Postulate, Denkfiguren und poetologische Vorstellungen der Romantik, insbesondere der Jenaer Frühromantik, belegen. Schließlich erweist sich der Blues als wichtiger Impulsgeber in Hinblick auf etliche Motive des »Alten Jahrhunderts«.
Idylle, Romantik und Blues zeichnen sich gleichermaßen durch das Bejahen von Wiederholung und Modulation, Zyklik und Serialität aus. In ihrem Zusammenwirken sind sie dazu geeignet, Kurzecks Schreiben präzise zu charakterisieren.
Christian Riedel
Peter Kurzecks Erzählkosmos
Idylle - Romantik - Blues
Philologie und Kulturgeschichte Band 3
2016
ISBN 978-3-8498-1162-4
339 Seiten
kartoniert
Christian Riedel studierte Deutsche Philologie und Komparatistik. Er ist seit 2009 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Europa-Universität Flensburg.
Leseprobe: lp-9783849811624.pdf
Riedels Analyse überzeugt durch einen großen Beobachtungs- und Detailreichtum, der vielfältige Anschlussmöglichkeiten eröffnet. [...] Die stellenweise sehr feingliedrige Analyse verbindet die drei einzelnen Hauptaspekte [Idylle, Romantik, Blues] zu einer ersten Gesamtschau von Kurzecks Autorenpoetik. [...] eine gut informierte und präzise formulierte Argumentation [...]
Carina Berg in „literaturkritik.de“ (17.04.2017)
Die ganze Rezension hier: http://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=23214
Christian Riedel hat gute Argumente dafür, K.s Werk nicht als Fortschreibung der klassischen Moderne zu begreifen und auch noch einen anderen Topos der K.-Rezeption zurückzuweisen: den des radikalen Biographen. Dazu zeigt und belegt er zunächst, wie stark der Einfluss der Idyllendichtung sich in K.s Romanen bemerkbar macht. Schon von diesem Befund ausgehend erweist sich das vermeintlich Biographische als in hohem Maße artifiziell, nämlich als »um-erinnerte Wunschbiographie«. [...] Schließlich zeigt [Riedel] noch, dass sich »eine entschieden ästhetisierte und stilisierte Lebensbeschreibung« anhand zeittypischer Idealisierungen und entlehnter Leitmotive des Blues festmachen lässt. Insgesamt diene K.s Verknüpfen von autobiographischen Erinnerungen mit Motiven aus der Idyllen-, Romantik- und Bluestradition dazu, so das überzeugende Fazit, auf eine »normiert-gesichtslose Moderne« mit einer »Mythisierung des alltäglichen Lebens« zu antworten.
Gunther Nickel in „Germanistik“ (2017; Band 58; Heft 1-2)
[...] eine erste umfassende und hochinteressante Studie [...], die fortan zum Standardwerk aller Kurzeck-Forschenden avancieren wird. Und das nicht nur, weil sie gründlich und umsichtig die bisherige Kurzeck-Rezeption bilanziert, die ja zu nicht unwesentlichen Anteilen im Feuilleton stattgefunden hat. Wie der Verfasser hier teils entlegene Rezensionen aus fast 40 Jahren Kurzeck-Rezeption bibliographisch verzeichnet, [...] wird zum Grundstock einer jeden künftigen Forschungsbibliographie. [...] Kurzeck als Idyllenmaler, Bluesposer und sein altes Jahrhundert als das ewige, das „absolute“ Buch im Geiste der progressiven Universalpoesie: Dank dieser Studie gibt es nun neben dem „oberhessischen Proust“ und den vielstrapazierten Hochwertvergleichen mit der europäischen Moderne ein weiteres Etikett, mit dem das Kurzeck-Werk schicklich behängt werden kann. Und selbst dann, wenn auch dieses sich nicht als dauerhaft haltbar erweisen sollte (wie alle Etiketten), steht ab jetzt ein neues, hochanregendes Deutungsangebot für das Kurzeck-Gesamtwerk zur Verfügung.
Jörg Döring in „Zeitschrift für Germanistik“ (Neue Folge XXVIII-3/2018)
Wir alle, die wir Peter Kurzeck kannten, wussten, dass wir letzten Endes wehrlos vor ihm standen, wenn er zu sprechen begann. Er streichelte uns so dermaßen von innen, dass man, wenn man vom Bild einer Massage ausgehen will, schon eigentlich das Wort Tantra davorsetzen müsste. Es existiert seit 2016 eine Monografie über Peter Kurzeck (Christian Riedel: Peter Kurzecks Erzählkosmos. Idylle – Romantik – Blues. Aisthesis-Verlag), mit deren Hilfe man etwas aus dem Eingelulltsein herauskommen kann, weil sie in ihrer Analyse einen distanzierten Überblick über die von Peter Kurzeck stets angerissenen Themen- und Motivfelder verschafft. Denn natürlich hat sich Peter Kurzeck in groß angelegter Weise stilisiert und inszeniert, vor dem Publikum wie vor sich selbst. Wer wollte es ihm verübeln? Riedel spricht vom Image des Bluessängers, der immer „on the road“ ist, immer die Gitarre dabei, der einsam an Bahnhöfen herumsitzt, stets sein weniges Geld zählt, der eine erfahrungsgesättigte, prekäre Biografie besitzt und am besten noch im vorigen Jahr völlig verarmt als Tagelöhner auf einem Baumwollfeld gearbeitet hat und davon jetzt dem besser situierten Publikum vorsingt. Das trifft es schon ziemlich!
Andreas Maier in „WELT kompakt“ (12.09.2019)
Philologie und Kulturgeschichte Band 3
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gelangt das diffizile Verhältnis von Literatur und Naturwissenschaft an einen Scheidepunkt: Ab den 1830er Jahren ist im deutschen Kulturraum eine rasante, weltweit beachtete naturwissenschaftliche Entwicklung zu verzeichnen, die das bürgerliche Bewusstsein prägt. Doch zugleich scheint sich dem deutschsprachigen Roman, dem Erfolgsmodell des Realismus, eine intensive Auseinandersetzung mit der modernen Naturwissenschaft aus poetologischen Gründen zu verbieten. Adalbert Stifter und Friedrich Theodor Vischer setzen sich mit ihren epochemachenden Romanen »Der Nachsommer« (1857) und »Auch Einer« (1878) über dieses Verbot hinweg. Wie und mit welchem Erkenntnisgewinn es ihnen gelingt, den Dialog zwischen Naturwissenschaft und Literatur nicht abbrechen zu lassen, zeigt die vorliegende Studie.
Petra Mayer
Zwischen unsicherem Wissen und sicherem Unwissen
Erzählte Wissensformationen im realistischen Roman: Stifters „Der Nachsommer“ und Vischers „Auch Einer“
Philologie und Kulturgeschichte Band 2
2014
ISBN 978-3-8498-1071-9
284 Seiten
kartoniert
Petra Mayer studierte in Stuttgart Germanistik und Anglistik, promovierte in Bremen und ist zurzeit als Verlagsredakteurin und Lehrbeauftrage für Angewandte Literaturwissenschaft tätig.
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[...] Petra Mayers Buch stellt eine fundierte Forschungsarbeit dar, die als wissens-, literatur- und kulturgeschichtliche Archäologie eine Bestandsaufnahme naturwissenschaftlicher Paradigmen und ihrer Einflüsse auf die realistische Prosa unternimmt. Ihre Ausführungen und Erläuterungen zu erzählten Wissensformationen bilden eine wichtige Grundlagenarbeit, die komplexe Zusammenhänge, erzähltheoretische und diskursive Konstellationen in ebenso klarer wie in gut lesbarer Weise vermittelt. Damit liefert die Dissertation einen wichtigen Beitrag, die Ambivalenz von naturwissenschaftlichem Wissen und realistischen Ästhetiken sowie Darstellungsweisen am Beispiel hochgradig kanonischer und relevanter, aber auch bislang ignorierter Texte des Realismus souverän und grundlegend zu vermitteln. Dies basiert auf einer gelungenen Mischung aus diskursiver Kontextanalyse und gründlicher Textlektüre.
(Johanna Bohley in „Raabe-Jahrbuch“ (2016))
Dass [...] die Frage nach der Abbildung der Wirklichkeit auch vor der Proklamation eines dezidiert szientifischen Naturalismus im Horizont der Etablierung der positiven Naturwissenschaften gestanden hat, ist [...] noch systematisch aufzuarbeiten. Die Bremer Dissertationsschrift von Petra Mayer leistet dazu einen Beitrag, indem sie die literarische Reflexion des Paradigmenwechsels von einem geschlossenen Weltbild [...] zum offenen Forschungsprogramm des Empirismus anhand exemplarischer Romane [...] verfolgt. [Mayers] methodische[r] Ansatz überzeugt ebenso wie seine Umsetzung in den detaillierten Lektüren der drei [...] Beispieltexte. [A]uf anschauliche und methodisch konzise Weise [führt die Dissertation] vor, was es bedeutet, den Beitrag der fiktionalen Literatur zu Problemkonstellationen der Wissenschaftsgeschichte tatsächlich konsequent in der formalen Anlage der fraglichen Texte zu suchen.
(Nicolas Pethes in ARBITRIUM, Band 35, Heft 3, 2017)
„Diese aufschlussreiche und umsichtige Monographie […] tritt dem Fehlurteil entgegen, die Literatur des Realismus inder zweiten Hälfte des 19. Jh.s habe sich dem wissensgeschichtlichen Paradigmenwechsel vom Idealismus zum Empirismus, von Philosophie und Theologie zu den Naturwissenschaften seit den 1830er Jahren verschlossen. […] Einem einleitenden Kapitel zu »Aufstieg« und Popularisierung der modernen Wissenschaften im 19. Jh. folgt zunächst die Untersuchung des »Verhältnis[ses] von Literatur und Naturwissenschaft in der Theorie des literarischen Realismus« […].Drei Fallstudien zu Romanen von Adolf von Tschabuschnigg (Die Industriellen, 1854), A.Stifter (Der Nachsommer, 1857) und F. Th. Vischer (Auch Einer, 1878) zeigen dann in genauen Textanalysen, wie zumindest einige Autoren des Realismus die Aporien realistischer Wissenschaftsreflexion entweder ausstellen(Tschabuschnigg) oder literarisch fruchtbar machen […].“
(Dirk Göttsche in GERMANISTIK, Band 58, Heft 3-4, 2017)
Philologie und Kulturgeschichte Band 2
Die Studie schlägt einen neuen Zugang zu dem in der Germanistik weiterhin unbestimmten Verhältnis von Moderne und Postmoderne vor. Die Postmoderne wird nicht als Epoche gedeutet, sondern als eine in der Literatur bereits seit den 1960er Jahren beobachtbare erinnerungskulturelle Formation. In ausführlichen Interpretationen werden Peter Härtlings »Niembsch« (1964) und Wolfgang Hildesheimers »Marbot« (1981) als intertextuelle Kontrafakturen spezifisch moderner Diskurse und Narrative gelesen. Die Romane stehen exemplarisch für die These einer postmodernen Selbstunterscheidung der Moderne. Performativ reflektieren sie die Überforderungen des modernen historischen Bewusstseins in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und loten zugleich die kulturpoetischen Potenziale der Literatur aus.
Markus Bücker
Kontrafakturen der Moderne
Erinnerung als Intertextualität in der frühen Postmoderne (1964/1981)
Philologie und Kulturgeschichte Band 1
2014
ISBN 978-3-8498-1074-0
402 Seiten
kartoniert
Markus Bücker studierte Literaturwissenschaft und Soziologie an der Universität Osnabrück, wurde an der Universität Vechta promoviert und ist dort als Lehrkraft für besondere Aufgaben im Fach Germanistik tätig.
Leseprobe: 9783849810740.pdf
[...] [Bücker] lotet [...] in den ersten drei Kapiteln sehr gründlich die zentralen Begrifflichkeiten seiner Studie (zugl. Univ. Vechta, Diss., 2013) aus und skizziert die spezifischen Voraussetzungen der Postmoderne und ihre »performativen Strategien der Gedächtnissimulation« (165) in Deutschland. [...]
Ruth Neubauer-Petzoldt in „Germanistik“ (2017, Heft 3-4)
Philologie und Kulturgeschichte Band 1