Die Konventsrede von Saint-Just, die im Zentrum von Danton's Tod steht, gilt seit je als ein Meisterstück, das durch seine literarische Brillanz und gedankliche Konsequenz besticht. Sie wird allgemein so verstanden, dass sie der Denunziation des Jakobiners dient. Büchner habe die Absicht gehabt, den jungen Revolutionär als einen Schreckensmann zu brandmarken.
Der Essay führt demgegenüber den Nachweis, dass die Rede, die hier erstmals einer dichten Beschreibung unterzogen und im Lichte der zeitgenössischen Diskurse gelesen wird, die Auffassungen des Dichters, seine ureigensten Überzeugungen, zum Ausdruck bringt. Das betrifft das System der Natur, den Gedanken der Beschleunigung, das Programm der ‚égalité‘, das Bekenntnis zu den ‚großen Tagen‘ der Revolution, den biblischen Bezug auf den Gesetzgeber Moses, den mythologischen Vergleich mit den Töchtern des Pelias und nicht zuletzt den Aufruf zum Widerstand: Aux armes, Citoyens. Die Rede ist ein Schlüsseldokument für das Büchner-Verständnis.
Bodo Morawe
Faszinosum Saint-Just
Zur programmatischen Bedeutung der Konventsrede in Danton’s Tod (II,7) von Georg Büchner
AISTHESIS Essay 39
2012
ISBN 978-3-89528-850-0
105 Seiten
kartoniert
Bodo Morawe, Dr. phil., war von 1970 bis 2002 Frankreich-Korrespondent des WDR, NDR und HR. Er ist Mitherausgeber der Hamburger Ausgabe von Goethes Briefen. Seine letzte Veröffentlichung bei Aisthesis: Citoyen Heine. Das Pariser Werk, Bd. 1: Der republikanische Schriftsteller, Bd. 2: Poetik, Programmatik, Hermeneutik (2010).
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AISTHESIS Essay 39
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