Umwege. Ästhetik und Poetik exzentrischer Reisen
Artikel-Nr.: 978-3-89528-703-9
Ein Schiffbruch vor der Insel einer Zauberin, die Begegnung mit einem Geisterschiff oder ein Flug auf dem Mantel des Teufels, eine Kajaktour durch Hitler-Deutschland, der Besuch auf einem Kriegsschauplatz oder die Performance auf einem Schneefeld vor Moskau: Ob fiktiv oder real, Reisen faszinieren nicht so sehr als Transit, als bloße Fortbewegung von A nach B, sondern als Kuriosum, als Überraschung, als Exzentrizität. Nicht das Geradlinige interessiert, sondern Verirrungen, Verwirrungen: Umwege.
Der Gegenstand gewinnt in den Geisteswissenschaften zusehends an Bedeutung. Lange Zeit aber wurde das Reisen romantisiert – als erfreuliche Begegnung mit dem Fremden; oder kritisiert – als ethnozentrisches Projekt. In beiden Fällen werden eine Geschlossenheit und ein Gelingen unterstellt, die weder in der Erfahrung noch in den Künsten durchweg zu haben wären.
Die Beiträge des vorliegenden Bandes sind verschiedenen Aspekten umwegiger Reisen gewidmet: den Räumen, die sie erfahren; den Bewegungen, die sie ermöglichen; und den Reisenden, die sie erleben. Literaturwissenschaftler, Kunsthistoriker und Schriftsteller, ein Altphilologe und eine Musikwissenschaftlerin erinnern an mythische Heroen des Umwegs wie Odysseus, Sindbad oder Faust und an imaginäre Schauplätze wie Scheria, Cythera oder den Blocksberg im Harz und befassen sich mit einer Reihe exzentrischer Motive: Hadesgang und Himmelfahrt, Totenschiff und Krakenkampf, Polarexpedition und Farmgründung – oder der Flucht aus einer marokkanischen Industriestadt in den Cyberspace.
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| Daten |
Umwege Ästhetik und Poetik exzentrischer Reisen Hrsg. von Bernd Blaschke, Rainer Falk, Dirck Linck, Oliver Lubrich, Friederike Wißmann u. Volker Woltersdorff Reisen Texte Metropolen, Bd. 7 2008 ISBN 978-3-89528-703-9 311 Seiten, 29 z.T. farbige Abb. gebunden |
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| Inhalt |
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| Lese-/Hörprobe |
Leseprobe: 9783895287039.pdf |
| Aus der Kritik |
Dass das Ziel einer Reise auch ihr Ende ist, mag die Strebsamen und Nüchternen freuen. Für alle anderen jedoch sind die Umwege das wahre Vergnügen. Ein Vergnügen, so hat man sich jetzt gedacht, das auch ein schönes Bild für die Wissenschaft abgibt: «Umwege. Ästhetik und Poetik exzentrischer Reisen» heisst ein äusserst erhellender Essayband, der zu Ehren des Komparatisten Gert Mattenklott erscheint und der neben den grossen Ausfahrten der Kunst auch den Kurs wissenschaftlicher Paradigmen nachzeichnet. Quer durch die Genres und Disziplinen geht es hinaus ins Offene. Zwischen Literatur, Malerei und Musik wird flaniert und experimentiert. Von der grossen Fahrt des Odysseus, die einem strengen erzählerischen Muster folgt, reist man über Sindbads Abenteuer zu Joseph Conrads «Herz der Finsternis». Konrad Bayers polare Expedition «Der Kopf des Vitus Bering» ist schliesslich die formale Auflösung künstlerischer Reisen: Freiwillige und unfreiwillige, frohe und katastrophale Reisen sind Gegenstand vorzüglicher Essays, für die allesamt gilt: Der Umweg ist das Ziel.
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| Reihe |
Reisen Texte Metropolen, Bd. 7 |