Sein literarisches Werk lässt ihn zu den bedeutendsten Autorinnen und Autoren des 20. Jahrhunderts gehören. Seine Person aber ist heftig umstritten: Gottfried Benn war nicht nur Autor von bahn- und tabubrechenden Werken wie ›Morgue‹, den ›Rönne‹-Novellen oder den ›Statischen Gedichten‹, er hat nicht nur gegen die anerkannten Geschmacksgrenzen verstoßen. Benn hat auch die Grenzen des politisch Tolerierbaren überschritten, als er sich 1933 auf den Nationalsozialismus einließ, die Gleichschaltung der Sektion für Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste betrieb und damit mitverantwortlich für die Vertreibung von Autoren wie Heinrich Mann oder Alfred Döblin gewesen ist. Trotz dieser von umfangreichen Essays begleiteten Entgleisung hat Benns Rang als Lyriker und Essayist literaturhistorisch kaum je in Frage gestanden. Dieser Studien-Band gibt einen Überblick über das Werk Gottfried Benns. Darüber hinaus werden seine Texte neu sondiert und bewertet. Wie sich zeigt, ist Benn nicht nur der Repräsentant eines extremen Expressionismus, einer Dichtung des Elementaren und ein Vertreter einer moderaten Moderne nach 1945 – er hat weder seine Wirkung noch seine Brisanz zu Beginn des neuen Jahrtausends verloren. Und das ist eine literarische Seltenheit.
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Walter Delabar / Ursula Kocher (Hgg.)
Gottfried Benn (1886-1956)
Studien zum Werk
Moderne-Studien 2
2020 [als Print-Ausgabe: 2007: ISBN 978-3-89528-551-6]
ISBN 978-3-8498-1606-3
341 Seiten
E-Book (PDF-Datei), 2,8 MB
Walter Delabar, geb. 1957, Studium Sozialwissenschaften und Deutsch in Aachen, Promotion 1987 (Univ. Essen), Habilitation 1998 (FU Berlin). Arbeitsschwerpunkte: Literatur und Kultur des 17.-21. Jahrhunderts, Modernitäts-, Medien- und Kulturtheorie und literaturhistorische Lexikographie. Zur Zeit in der Industrie tätig, zudem Journalist und Publizist. Publikationen u.a.: Was tun? Romane am Ende der Weimarer Republik (2. Aufl. 2004), Moderne-Studien (2005), als Herausgeber: Heinrich Mann (1871-1950). Zus. mit Walter Fähnders (2005); Thomas Mann (1875-1955). Zus. mit Bodo Plachta (2005); Das literarische Fräuleinwunder. Zus. mit Christiane Caemmerer und Helga Meise (2005).
Ursula Kocher, geb. 1968, Studium der Germanistik, Romanistik, Geschichte und Rhetorik in Bamberg und Tübingen. 2000-2001 wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Projekt »Die Unsichtbarkeit der Imagination in der elisabethanischen Kultur« (Verena und Eckhard Lobsien). 2001-2006 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Freien Universität Berlin, seit 2006 dort Juniorprofessorin im Bereich Neuere Deutsche Literatur. Forschungsschwerpunkte: Literaturtheorie, Emblematik, Mnemonik, Editionswissenschaft, Fernöstliche Philosophie und Religion in deutscher Literatur. Wichtigste Veröffentlichungen: Boccaccio und die deutsche Novellistik. Formen der Transposition italienischer ›novelle‹ im 15. und 16. Jahrhundert (2005). Gemeinsam mit Oliver Hochadel: Lügen und Betrügen. Das Falsche in der Geschichte von der Antike bis zur Gegenwart (2000).
Moderne-Studien