Was weiß und vermutet die Literatur über die Dachkammer? Der Versuch einer Antwort hat ein Auswahlproblem, denn die Dachkammer ist ein geradezu inflationär auftretender literarischer Topos. Am Anfang dieser einen Mansardenliteraturgeschichte lässt Jean-Baptiste Louis Gresset 1734 seinen Protagonisten in einer Mansarde vis-à-vis der Sorbonne eine Republik der Vernunft gründen. An ihrem Ende, knapp 250 Jahre später, versucht Jean Amérys Antiheld Lefeu, von seiner von Abriss bedrohten Mansarde aus, das Paris der Fünften Republik anzuzünden. Die literarischen Dachkammern sind aber nicht nur Schauplatz einer Dialektik der Aufklärung. Sie sind zugleich Bühnen einer Art subversiven Welttheaters, auf denen Grenzen überschritten werden – traditionellerweise zur Welt der Götter und Musen, nicht selten jedoch auch zu Welten des Elends und des Inhumanen.
Christian Luckscheiter
Dachkammerdichtungen
Eine kleine Mansardenliteraturgeschichte
2023
ISBN 978-3-8498-1910-1
321 Seiten, Klappbroschur
E-Book (PDF-Datei), 2,5 MB
Christian Luckscheiter studierte Germanistik, Musikwissenschaft und Geschichte. Bei Aisthesis wurde 2021 sein Buch Wiederholungsfest? Versuch einer zyklischen Lektüre von Thomas Manns „Der Erwählte“ veröffentlicht. Zuletzt erschien im September 2023 ein von ihm in Zusammenarbeit mit Ulrike Vedder herausgegebenes Heft der Zeitschrift für Germanistik (Neue Folge, XXXIII, Heft 3) zum Schwerpunkt Deutsch-französische Literaturbeziehungen im 20. und 21. Jahrhundert.
Leseprobe: lp-9783849819095.pdf