Im JUNI-Magazin haben wir dem Interesse an der Literatur und Kultur des frühen 20. Jahrhunderts immer wieder und immer mehr Nahrung gegeben. So auch in diesem Doppelheft, das dem langjährigen Mitherausgeber Gregor Ackermann zum 70. Geburtstag gewidmet ist. Daher der Titel des Bandes und daher die Beiträge, die zum Teil in enger Zusammenarbeit mit Gregor Ackermann entstanden sind. Der runde Geburtstag ist zwar bereits einige Zeit her, aber aus den damaligen Gratulatoren hat sich ein Kreis gefunden, der die freundliche Unterstützung, die Ackermann sein Leben lang Kolleginnen und Kollegen bei der Erschließung neuer Materialien und neuer Quellen gewährt hat, mit eigenen Beiträgen erwidern wollte.
Dabei greifen wir zum Teil alte Themen und Beiträge auf, etwa die zu Walter Hasenclevers Reportagen direkt nach Beginn des Großen Krieges, die angesichts seines später so entschiedenen Pazifismus wegen ihrer Kriegsbegeisterung immer noch erklärungsbedürftig sind. Doris und Jürgen Lauer haben die Vorarbeiten Gregor Ackermanns aufgegriffen und legen hier einen ersten Erklärungsversuch zu Hasenclevers irritierenden Texten vor. Ähnliches gilt für die Textfunde zu Helen Grund, verheiratete Hessel – niemand muss mehr wiederholen, woher man sie kennen muss –, die völlig vergessen waren und nun erneut der Öffentlichkeit vorgelegt werden, ergänzt um eine erste kleine Werkbibliografie. Vorgelegt werden Texte und Bibliografie von Momme Brodersen und Gregor Ackermann. Helga Karrenbrock und Walter Fähnders schließen sich mit einigen Ergebnissen ihrer Forschungen zu Heinrich Vogeler an, zu dem sie jüngst einen Band mit Texten des kommunistisch inspirierten Künstlers vorgelegt haben. Man mag die Begeisterung Vogelers heute ein wenig belächeln, sollte dabei aber nicht vernachlässigen, dass nach dem Großen Krieg der Wunsch nach einem grundsätzlichen Neuanfang mit gutem Grund so weit verbreitet war. Die Heinrich-Mann-Forschung verdankt den Funden Ackermann einiges, umso schöner, dass Dirk Heißerer, der dieses Heft mit herausgibt, eben nicht nur Ergänzungen und Korrekturen zur Heinrich-Mann-Bibliografie der jüngst verstorbenen Brigitte Nestler zusammengestellt hat (Gregor Ackermann, Wolfgang Klein, Volker Riedel haben ihn dabei unterstützt), sondern auch eine erste Bestandsaufnahme der Heinrich-Mann-Porträts des Malers und Grafikers Willi Geiger vorlegt.
Insgesamt kommt dieser JUNI-Band wieder etwas bunter und vielfältiger daher, was das Privileg der Zeitschrift ist, die eben auch Spielwiese sein kann.
JUNI
Magazin für Literatur und Kultur
Heft 61/62 (Jahrgang 2023):
Gregorianische Gesänge
Beiträge zur Literatur und Kultur des frühen 20. Jahrhunderts
Gregor Ackermann zum 70. Geburtstag
Herausgegeben von Dirk Heißerer und Walter Delabar
2023
ISBN 978-3-8498-1886-9
ISSN 0931-2854
360 Seiten
kartoniert
im Abonnement 30,- €
Leseprobe: lp-9783849818869.pdf
Der Haupttitel könnte in die Irre führen, doch schnell wird klar, dass es hier nicht um frühe Kirchenmusik geht: Diese ‚Gregorianischen Gesänge‘ stimmt das seit 1986 existierende Kulturmagazin JUNI an, um seinen langjährigen Mitherausgeber Gregor Ackermann zu ehren. Es ist keine traditionelle Festschrift und auch keine detaillierte Würdigung von Ackermanns Lebenswerk, sondern eher eine Sammlung kleiner und größerer Arbeiten, die Lieblingsthemen Ackermanns betreffen. Entsprechend steht die klassische Moderne im Mittelpunkt, die unerschöpfliche Literatur und Kultur des frühen zwanzigsten Jahrhunderts, der Zwischenkriegs- und der Exilzeit. [...] Als Widmungsträger dieser ergiebigen JUNI-Ausgabe kann [Gregor Ackermann] sich glücklich schätzen: Wer von seinen Kolleginnen und Kollegen mit einer derart qualitätsvollen und dabei abwechslungsreichen Textsammlung geehrt wird, hat in seinem Berufsleben vieles richtig gemacht!
Sascha Kiefer in „Informationsmittel (IFB): digitales Rezensionsorgan für Bibliothek und Wissenschaft“ (August 2024)
Zur vollständigen Rezension: http://www.informationsmittel-fuer-bibliotheken.de/showfile.php?id=12727
JUNI. Magazin für Literatur und Kultur