Die fünfte wissenschaftliche Weerth-Tagung beabsichtigte, gerade wegen der Aktualität der in den Korrespondenzen aus der „Neuen Welt“ behandelten sozialen und politischen Themen (Globalisierung des Handels, Neo-Kolonialismus, die Verschärfung der gesellschaftlichen Konflikte, Rassismus und Klassismus), diesen besondere Aufmerksamkeit zu widmen, ohne die literarische Raumgestaltung in der früheren Dichtung auszublenden. Vor allem in Schreiben an seine Mutter Wilhelmine, eigentlich für die ganze Familie in Detmold und den Bruder Wilhelm, Pfarrer in Blomberg, sowie an einige alte Freunde und revolutionäre Weggefährten, schildert Georg Weerth seine Erlebnisse und Erfahrungen als erfolgreicher Westindien-Agent für die Firma Henry Steinthal & Co in Manchester. Durch den Handel vorwiegend mit Kaffee, Tabak, Zucker, Baumwolle etc. erzielt er außerordentlich hohe Gewinne, weil diese Waren durch die brutale Ausbeutung von Arbeitssklaven für den Export in die „Alte Welt“ sehr billig produziert werden konnten. Der radikale Kritiker des europäischen Kapitalismus in England und Deutschland profitiert nunmehr selbst von dessen, in der „Neuen Welt“ noch extremer herrschenden Produktionsverhältnissen und -weisen. Dabei bleibt Weerths Perspektive insofern eurozentristisch, wenn er die Entwicklung in der „Alten Welt“, der er eigentlich distanziert gegenübersteht, dennoch zum Maßstab des Zivilisationsprozesses erhebt.