Psychotherapie ist „Kulturarbeit“ (S. Freud). Diese bedeutende Erkenntnis wird von den AutorInnen des vorliegenden Bandes in neuer Weise konkretisiert. Auf der Basis von vierzig Jahren internationaler Erfahrung in Psychotherapie, Supervision und Kulturarbeit untersuchen sie von PsychotherapeutInnen vernachlässigte Themen wie Ideologie, Mythen, Macht und gesellschaftliche Phänomene wie Flucht ins Magische, Gewalttendenzen, Fundamentalismus usw. Sie konfrontieren dysfunktionale Mythen und Praktiken in der Psychotherapie selbst: Triebtheorie, obskure Archetypen, inneres Kind, Familiengeheimnisse, Aufstellungen usw., die Selbstwirksamkeit, Gesundung, freies Denken behindern und Expertenmacht zementieren (M. Foucault). Das macht Alternativen moderner, allgemeiner Psychotherapie der „Dritten Welle“ und einer „Integrativen Humantherapie“ notwendig! Die AutorInnen leisten dazu innovative, behandlungsmethodische Beiträge. Mit ihrem originellen, macht- und mythentheoretischen Ansatz liefern sie überdies beeindruckende Analysen zu kollektiver Mythenbildung: im „Dritten Reich“, Stalinismus und – höchst aktuell und brisant – in der aktuellen „Neonazi-Szene“ und ihrer rechtsradikal ausgerichteten Rock- und Black-Metal-Subkultur. Ziel solcher Kulturarbeit: Man muss dem „Schlaf der Vernunft“ (F. Goya) eine kritische Wächterfunktion entgegenstellen.
„Für alle, die mit Menschen psychotherapeutisch und pädagogisch aus geschichtsbewusster Achtsamkeit arbeiten, ein höchst inspirierendes, ja unverzichtbares Buch.“
Prof. Dr. Erika Horn, Graz