Dieter Sudhoffs Monographie über Die literarische Moderne und Westfalen, die 2001 von der Universität Paderborn als Habilitationsschrift angenommen wurde, widmet sich einer vernachlässigten Kulturlandschaft und korrigiert das bisherige Vorurteil, Autoren aus der Provinz Westfalen hätten keinen Anteil an der Entwicklung der Moderne gehabt und nur zu einer konservativen Regionalliteratur beigetragen. Im Mittelpunkt der Arbeit, die eingeleitet wird durch allgemeine Darstellungen zur Entwicklung der westfälischen Literatur und Skizzen zu den innovativen Autoren der vorletzten Jahrhundertwende, den Brüdern Hart, Peter Hille, Julius Petri, Otto zur Linde und Max Bruns, stehen umfassende literarhistorische, biographische und werkanalytische Porträts markanter und doch oft randständiger oder vergessener Protagonisten der 'Frühen Moderne' aus Westfalen. Die genialen Dilettanten Adolf von Hatzfeld und Gustav Sack gehören ebenso zu dieser weitgehend unentdeckten und doch faszinierenden Topographie wie Josef Winckler, Paul Zech und Erich Grisar als Vertreter einer neuen Dichtung der Industrie- und Arbeitswelt oder die expressionistischen Sondergänger August Stramm, Wilhelm Stolzenburg, Reinhard Koester und Hans Siemsen. An der Grenze zwischen Tradition und Moderne sind die Autoren Friedrich Sieburg, Hertha Koenig, Viktor Meyer-Eckhardt, Karl Röttger und Hugo Wolfgang Philipp zu entdecken, am verspäteten Übergang zur Gegenwart stehen Peter Paul Althaus, Erich Jansen und Ernst Meister. Eine gleichförmige literarische Landschaft konnten und wollten diese Autoren nicht formen, dazu waren sie zu sehr Einzelgänger und Solipsisten; ihrer westfälischen Eigenwilligkeit aber sind Konturen der Moderne zu danken, die fortan nicht mehr übersehen werden sollten.