Artikel-Nr.: 978-3-8498-1151-8
Mit diesen beiden Teilbänden wird die Georg Lukács-Werkausgabe nach zehn Jahren wieder fortgesetzt. Die Bände enthalten, wie es in der neueren Editionsphilologie üblich geworden ist, in chronologischer Reihenfolge Lukács’ Werke und Schriften bis 1918, bis zu den Texten, die u.a. für den noch ausstehenden Bd. 3 der Werkausgabe vorgesehen sind und Lukács’ Eintritt in die ungarische kommunistische Partei dokumentieren. Zugrunde gelegt wurde und maßgeblich ist die ungarische Gesamtausgabe, die freilich um einige – bei Drucklegung der ungarischen Ausgabe im Jahre 1977 noch unbekannte – weitere Texte von Georg Lukács ergänzt worden ist. Damit werden nun zum ersten Mal in deutscher Sprache nicht nur die beiden Essaysammlungen „Ästhetische Kultur“ (1913) sowie „Bela Balázs und die ihn nicht mögen“ (1918) vollständig zugänglich gemacht, sondern darüber hinaus noch dreißig weitere Texte – eine Auswahl von Lukács’ frühen Theaterbesprechungen, Rezensionen, Aufsätze und Essays –, die die ganze Breite von Lukács’ Interessensgebieten abzustecken vermögen.
Daten |
Georg Lukács Werke Band 1 (1902-1918) Teilband 2 (1914-1918) Hgg. Zsuzsa Bognár, Werner Jung, Antonia Opitz 2018 ISBN 978-3-8498-1151-8 392 Seiten Leinen |
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Inhalt |
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Autoreninfo |
Georg Lukács (1885-1971), ungar. Philosoph, Literarhistoriker und politischer Theoretiker, seit 1918 Mitglied der ungar. KP, stellvertretender Volkskommissar für dasUnterrichtswesen in der Räterepublik 1919, Emigration nach Wien, Berlin und Moskau, nach dem II. Weltkrieg Prof. in Budapest, führendes Mitglied des Petöfi-Klubs und beteiligt am Ungarnaufstand 1956. Einflußreichster Theoretiker der ‚Neuen Linken‘. |
Lese-/Hörprobe |
Leseprobe: 9783849811518.pdf |
Aus der Kritik |
[...] Die Texte Lukács’, die hier berücksichtigt wurden, schreiten thematisch weitgehend die Themen und Autoren ab, die man bei einem ehrgeizigen Autor kurz nach der Jahrhundertwende vermutet. Dabei ist die Orientierung des jungen Ungarn Lukács auf die deutschsprachige Literatur und Kultur offensichtlich. Einer der ersten, bislang nur auf Ungarisch vorliegenden Texte behandelt Berlin im Juli. Neben Texten zu Gerhart Hauptmann, Wilhelm Dilthey, Hermann Bang und Thomas Mann versammelt der Band beispielsweise Essays über die Ästhetische Kultur sowie zur Soziologie des modernen Dramas. Auch visiert der Autor mehr und mehr den deutschsprachigen Buchmarkt und eine Rezeption im deutschsprachigen Raum an: Während Die Seele und die Formen noch zuerst auf Ungarisch erscheint und erst im Jahr darauf auf Deutsch, wird die Theorie des Romans im Jahr 1916 gleich auf Deutsch in der Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kulturwissenschaft publiziert. Gerade die Texte zur deutschsprachigen Literatur und Kultur, die bislang nur auf Ungarisch zugänglich waren, vermehren das Wissen um eine Reihe von Themenkontexten. Dazu gehört auch die Sammlung zu Béla Balász, der im deutschsprachigen Raum eben nicht nur als Filmtheoretiker, sondern – heute fast vergessen – als literarischer Autor präsent war. In der neu zusammengestellten Werkausgabe von Lukács' Frühschriften von 1902 bis 1918 liefern uns die Herausgeber Zsuzsa Bognár, Antonia Opitz und Werner Jung einen gelungenen Querschnitt durch die Anfangsstadien eines der einflussreichsten Intellektuellen des vergangenen Jahrhunderts. Von ausgewählten Theaterrezensionen und Buchbesprechungen über pathetisch-melancholische Essays bis hin zur wirkungsmächtigen Theorie des Romans: Dank der chronologischen Editierung kann der Leser die Entwicklung von Lukács' Denken minutiös nachvollziehen und durchlebt dabei eine Odyssee durch vielfältige Strömungen und Kunststile der frühen Moderne. Neben den Essays aus "Die Seele und die Formen" und der [...] Romantheorie finden wir in den beiden Teilbänden nicht nur die erstmals in deutscher Sprache abgedruckten Sammlungen "Ästhetische Kultur" und "Béla Bálasz und die ihn nicht mögen", sondern zusätzlich noch 30 weitere Texte, die Lukács' kunstsoziologische Anschauungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts komplettieren. [...] Der erste Band der Lukács-Werkausgabe ist damit auch ein Ausrufezeichen gegen das drohende Vergessen eines unnachahmlichen Denkers, der von der Lebensphilosophie ausgehend in seinen späteren Jahren die gesamte marxistische Theorie erneuern sollte. Nach mehr als 50 Jahren ist es fast geschafft, die Lukács-Werkausgabe liegt beinahe vollständig vor. Der zuletzt erschienene zweite Teil des ersten Bandes umfasst die Jahre 1914 bis 1918 – eine für Georg Lukács besonders prägende Zeit. […] Darunter befinden sich, wie im ersten Teilband, mehrere Erstdrucke in deutscher Sprache, so z. B. die Essaysammlung »Béla Balázs und die ihn nicht mögen«. Des Ungarischen nicht mächtige Leser sind Antonia Opitz und Miklós Mesterházy zu großem Dank verpflichtet für die Übersetzung der bisher nicht zugänglichen Texte. [...] Einen völlig unbekannten Lukács wird man in den beiden nun vorliegenden Teilbänden nicht finden, aber eine Menge Details, die das Bild des jungen Philosophen abrunden und seine Entwicklung besser verstehen helfen. Man darf hoffen, dass der Abschluss der Werkausgabe mit dem dritten Teilband nicht allzu lange auf sich warten lässt. |