In Walter Benjamins Thesen Über den Begriff der Geschichte spielt der rückwärts blickende ‚Engel der Geschichte‘ eine zentrale Rolle. Benjamin bringt in dieser Chiffre den Historischen Materialismus mit theologischen Aspekten in Verbindung. Die ‚Thesen‘, hermetisch und fragmentarisch formuliert, bedürfen der Deutung und Konkretisierung. Stefan Gandler, der ‚Frankfurter Schule‘ entstammend, verortet die ‚Thesen‘ daher zunächst in ihrem Entstehungszusammenhang während des Nationalsozialismus. Daraufhin entwickelt er eine Lesart, die, inspiriert durch den ecuadorianisch-mexikanischen Philosophen Bolivar Echeverría, auch den historischen Verhältnissen im modernen Lateinamerika Rechnung trägt.
Stefan Gandler
Materialismus und Messianismus
Zu Walter Benjamins Thesen Über den Begriff der Geschichte
AISTHESIS Essay Bd. 29
2019 [als Print-Ausgabe: 2008: ISBN 978-3-89528-695-7]
ISBN 978-38498-1460-1
71 Seiten
E-Book (PDF-Datei), 1,2 MB
Stefan Gandler (1964) studierte Philosophie, Politikwissenschaften und Lateinamerikastudien an der Universität Frankfurt/M., wo er bei A. Schmidt promovierte. Seit 1993 in Mexiko ansässig, ist er Professor an der sozialwissenschaftlichen Fakultät der Autonomen Universität von Querétaro (UAQ) und der philosophischen Fakultät der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko (UNAM). Gandler ist Autor verschiedener Essays und Bücher über kritische Theorie, westlichen Marxismus und Kritik des philosophischen Eurozentrismus.
Leseprobe: lp-9783895286957.pdf
AISTHESIS Essay Bd. 29
In seinem Spätwerk Die Eigenart des Ästhetischen unternimmt Georg Lukács einen großangelegten Versuch der Grundlegung einer dialektischen und materialistischen Ästhetik. Lukács verortet die Entstehung des Ästhetischen und die Produktion von Kunstwerken im Prozess der praktischen Auseinandersetzung der Menschen mit der Natur. Er entwickelt unter Rückgriff auf die philosophische Tradition und die marxistische Widerspiegelungstheorie seinen Begriff der Kunst, den er in eine Perspektive der Befreiung der Menschheit stellt. Die vorliegende Studie rekonstruiert Lukács’ ästhetische Theorie anhand ihrer zentralen Konzepte und analysiert sie kritisch in ihrem Zusammenhang. Lukács’ materialistische Ästhetik erweist sich letztlich als moderner, als ihr gemeinhin zugestanden wird, und als fruchtbarer Anknüpfungspunkt für aktuelle kunstphilosophische Debatten.
Daniel Göcht
Mimesis - Subjektivität - Realismus
Eine kritisch-systematische Rekonstruktion der materialistischen Theorie der Kunst in Georg Lukács' "Die Eigenart des Ästhetischen"
Lukács-Studien Band 2
2019 [als Print-Ausgabe: 2017: ISBN 978-3-8498-1193-8]
ISBN 978-3-8498-1468-7
332 Seiten
E-Book (PDF-Datei), 3,1 MB
Daniel Göcht, Jahrgang 1984, Studium der Philosophie und Germanistik an der Universität Siegen, Promotion an der Universität Duisburg-Essen.
Leseprobe: lp-9783849811938.pdf
Daniel Göchts Dissertation [...] ist ein Meilenstein der deutschsprachigen Rezeption der späten Lukácsschen Ästhetik. Dies ist wesentlich Göchts Verfahren einer gleichermaßen systematischen wie kritischen Rekonstruktion geschuldet. Damit bietet er eine Alternative zu Adornos stereotyp gewordenem Verdikt, der späte Lukács habe eine Zerstörung (eigener) kritischer Vernunft betrieben und könne daher nicht ernst genommen werden. [...] Göcht will »mit ›Lukács über Lukács‹ hinausgehen«, also im Modus »einer Autokritik der materialistischen Ästhetik« den Denker auf Grundlage dessen eigener Voraussetzungen »für die theoretischen Bedürfnisse der Gegenwart nutzbar machen«. [...] Auf einer Linie mit den Vorarbeiten von Hans Heinz Holz, Thomas Metscher und anderen erkennt Göcht die Stärke Lukács’ in dessen historisch-systematischer Herleitung ästhetischer Mimesis und der emphatischen Betonung der »Subjektivität für den emanzipatorischen Anspruch der Kunst (und Ästhetik)«.
Rüdiger Dannemann in „Tageszeitung junge Welt“ (19.01.2018)
Lukács-Studien Band 2
Erst in der Weimarer Republik erobern Frauen den Platz hinterm Lenkrad. Die Arbeit verfolgt den langen Weg der sogenannten Selbstfahrerinnen und zeigt, dass noch heute gültige Vorurteile gegenüber Autofahrerinnen bis zur Jahrhundertwende zurückreichen. Mit den Autorinnen Ruth Landshoff-Yorck, Erika Mann und Annemarie Schwarzenbach präsentiert Hertling darüber hinaus erstmals Beispiele für eine frühe Kritik an der Männerdomäne Automobil. Frech und selbstbewusst schreiben Ruth Landshoff-Yorck und Erika Mann gegen die Diskriminierung von Selbstfahrerinnen an. Annemarie Schwarzenbach fährt mehrere Male nach Vorderasien. Sie reist durch die USA und mahnt weitsichtig vor den Folgen einer von Fortschritt und Automobilität geprägten Moderne.
Anke Hertling
Eroberung der Männerdomäne Automobil
Die Selbstfahrerinnen Ruth Landshoff-Yorck, Erika Mann und Annemarie Schwarzenbach
2019 [als Print-Ausgabe: 2013: ISBN 978-3-89528-941-5]
ISBN 978-3-8498-1421-2
309 Seiten, Abb.
E-Book (PDF-Datei), 10 MB
Anke Hertling studierte Germanistik, Kulturwissenschaften sowie Medien- und Kommunikationswissenschaften in Leipzig und Brüssel. Sie arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Kassel, wo sie mit der vorliegenden Studie promoviert wurde.
Leseprobe: lp-9783895289415.pdf
[...] Anke Hertling schildert in einer gehaltvollen kulturwissenschaftlichen Studie, wie drei selbstfahrende Journalistinnen die automobilen Geschlechterklischees ihrer Zeit in Reportagen konterkarieren oder aber auch zum eigenen Vorteil bestätigen. [...]
fxe in „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (14. Juni 2013)
[...] Anke Hertling hat mit ihrer Arbeit eine kenntnisreiche und überaus informative Untersuchung vorgelegt, die eine große Forschungslücke schließt und zudem durchaus über den Kreis der sich wissenschaftlich mit Geschlechterforschung oder kulturellen Aspekten der Automobilgeschichte Beschäftigenden von Interesse ist.
Rolf Löchel in „literaturkritk.de“ (Juli 2013)
Zur vollständigen Rezension: http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=18020
[...] [Anke Hertlings] Arbeit [ist] unbedingt zu empfehlen, wenn man wissen will, wie es mit dem Automobil begann und weiterging, ohne sich durch alle bisherigen Arbeiten wühlen zu müssen. [...] So findet man sehr prägnant dargelegt, wie vor allem in der Zeit nach 1918 Frauen medial als dekorative Verkaufshilfe (oder Lockvogel) fungieren, wobei man nicht immer unterscheiden kann, was in den einschlägigen Magazinen wie „Die Dame“ Accessoire ist - das Auto oder die Dame. Und naturgemäß findet man auch noch einmal ausführlich die obsessive Auto-Erotik, die sexuelle Besetzung des - weiblich imaginierten - Autos bei den neusachlichen Herren wie etwa Heinrich Hauser ebenso wie Hinweise auf die in Romanen von Wilhelm Speyer oder Vicki Baum rasenden Bubiköpfe. Technikbeherrschung, Sportlichkeit und Sachlichkeit werden zu unbedingten Accessoires jener, die als „Selbstfahrerinnen“ die Aufmerksamkeit der eleganten Illustrierten-Welt erregten, sehr schön entfaltet in dem Kapitel „Die schöne Frau im schönen Auto“. [...]
Erhard Schütz in „Monatshefte“ (4, 2013)
Herweghs Leben und Werk sind umstritten wie kaum eines anderen deutschen Dichters des 19. Jahrhunderts. Von seinem ersten Auftreten vor 1848 über einzelne Perioden des Kaiserreichs, der Weimarer Republik, der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart zieht sich eine Kette von Polemiken, in der es ein leidenschaftliches Für und Wider gibt. Ausgetragen haben diesen Streit natürlich in erster Linie Literaturwissenschaftler, beteiligt waren aber auch Schriftsteller, Publizisten, sogar Politiker und Staatsmänner.
Wie immer es aber um die Angriffe auf Herwegh stehen mag, nur wenige – selbst seine schärfsten Kritiker – werden in Abrede stellen: Der Dichter war der zu Lebzeiten erfolgreichste deutsche Lyriker. Sein Werk und sein ganzes Streben standen uneingeschränkt im Dienst der menschlichen Emanzipation, wie er auch nie ein Apologet des Bestehenden, sondern stets sein unversöhnlicher Kritiker war.
Deshalb sollte es endlich an der Zeit sein, das bis heute nicht vollständig zugängliche Werk Herweghs zu sammeln und in Gänze darzubieten.
Die Edition beginnt mit dem ersten Band des Herweghschen Briefwechsels (1832-1848). Herweghs Briefwechsel ist der bis jetzt am wenigsten bekannte, zeitgeschichtlich wie biographisch aber aufschlußreichste Teil seiner Arbeiten. Er hat als Autor, Redakteur, Zeitungskorrespondent, Übersetzer und als durch und durch politischer Mensch mit deutschen, französischen, italienischen, russischen Korrespondenten, mit Freunden und Angehörigen in mehreren europäischen Sprachen einen umfangreichen Briefwechsel geführt, der nicht nur werk- und lebensgeschichtliche Zeugnisse bereithält, sondern detaillierte Aufschlüsse gibt über wichtige zeitgeschichtliche, historische, kulturelle Vorgänge und Probleme.
Infos zu Georg Herwegh und seinen Werken finden Sie hier:
georgherwegh-edition.de
Georg Herwegh
Briefe 1832-1848
Bearbeitet von Ingrid Pepperle
Band 5 der Werke und Briefe
Kritische und kommentierte Gesamtausgabe
Hrsg. von Ingrid Pepperle
in Verb. mit Volker Giel, Heinz Pepperle, Norbert Rothe und Hendrik Stein
2019 [als Print-Ausgabe: 2005: ISBN 978-3-89528-485-4]
ISBN 978-3-8498-1431-1
474 Seiten
E-Book (PDF-Datei), 3 MB
Ingrid Pepperle, Dr. phil., ist die maßgebliche Herwegh-Forscherin der letzten Jahrzehnte. Sie lebt als Literaturwissenschaftlerin in Berlin.
Infos zu Georg Herwegh und seinen Werken finden Sie hier:
georgherwegh-edition.de
Der erste Band, der eigentlich der fünfte ist, liegt vor: Er bietet Briefe, die der revolutionär-demokratische deutsche Dichter Georg Herwegh in den Jahren 1832 bis 1848 geschrieben hat. Der erfolgreichste deutsche Lyriker im Vormärz des 19. Jahrhunderts wird mit einer sechsbändigen kritischen und kommentierten Gesamtausgabe seiner Werke und Briefe gewürdigt. Herausgegeben von Ingrid Pepperle erscheint sie im Bielefelder Aisthesis-Verlag und darf schon jetzt als ein bemerkenswertes literaturgeschichtliches Ereignis gewertet werden. [...] Die Gesamtausgabe wird veröffentlichte und unbekannte Gedichte, Texte aus dem Nachlass und weitere Briefe erfassen. Bereits der vorliegende Band erhält viel Neues und zeugt von eienr beispielhaften wissenschaftlichen Akribie der Herausgeberin und der sie unterstützenden Kollegen. Die geschmackvolle, solide Ausstattung verheißt, dass diese Edition auch eine bibliophile Kostbarkeit wird.
Wolfgang Büttner (†) in „Neues Deutschland“ (21.01.2006)
Vollständig nachzulesen unter: http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=84428&IDC=29&DB=02P
[...] Was die Darbietung des Materials und den Apparat zumindest des jetzt vorliegenden ersten Briefbands anbelangt, kann nur von einem mustergültigen und viel versprechenden Auftakt dieser Edition die Rede sein. [...] hervorragende[r] und vorbildliche[r] Kommentar, der [...] auch Stellenkommentare zu Personen der Zeitgeschichte, politischen Ereignissen und Sachbegriffen enthält. [...] Bei all dem ist die Lektüre der Briefe alles andere als trocken. Im von Herwegh vielfach geäußerten „Drang zum Briefeschreiben“ kommt die Ureigenschaft des Mediums, nämlich Informationsvermittlung und Gedankenaustausch, in sehr eindrucksvoller Weise zum Ausdruck. [...]
Bernhard Walcher in „literaturkritik.de“ (Nr. 3, März 2006)
Vollständig nachzulesen unter: http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=9123
[...] Die besondere Leistung der Edition besteht in der Neuerfassung der Briefe, Briefentwürfe und -fragmente [...] in möglichster Vollständigkeit und gesicherter Chronologie. [...] Ein weiterer Gewinn liegt in der nun erstmals nach modernen editionswissenschaftlichen Kriterien erfolgten Darbietung des Briefkorpus. Ein Namenregister erleichtert den Zugriff auf Text und Kommentar. Der Verlag hat der Bedeutung der Ausg. mit einer aufwendigen und benutzerfreundlichen Gestaltung entsprochen.
Thomas Lindenberg in „Germanistik“ (Band 46/2005, Heft 3-4)
Als erster Band von Pepperles Ausgabe liegt nun Band 5 „Briefe 1832-1848“ vor. Darin sind, einladend gestaltet und benutzerfreundlich geordnet, erstmals alle noch vorhandenen Briefe Georg Herweghs gesammelt. Die 272 chronologisch angeordneten Schreiben, darunter 99 Erstpublikationen, wurden, soweit möglich, aus den Originalen neu erfasst und in einem übersichtlich gestalteten Apparat, ergänzt durch ein Personenregister, sorfältigst kommentiert.
Esther Kilchmann in „Zeitschrift für Germanistik“ (XVI - 3/2006)
[...] In der Transkription wird mit philologischer Genauigkeit verfahren [...]. Fremdsprachigen Briefen wird jeweils eine deutsche Übersetzung beigestellt, einzelne nichtdeutsche Passagen werden im Kommentarteil übersetzt. Wir verfügen so über einen authentischen, aufgrund einer sauberen Hand mit wenig Streichungen aber dennoch lesefreundlichen Text. Eine äußerst kompetente und auch im Umfang ausgewogene Kommentierung gibt gezielt Lesehilfen. [...] [D]ie Herausgeber [leisten] eine sorgfältig bestellte Edition eines bis heute nur unzureichend erschlossenen Werkbestands eines der bedeutendsten Lyriker seiner Zeit. Der noch ausstehende Briefband (Briefe 1849-1875) sowie die Bände zu den Werkabteilungen Lyrik und Prosa sind demselben Ziel verpflichtet, auf ihr Erscheinen darf man deshalb gespannt sein.
Stefan Humbel in „Heine-Jahrbuch 2006“ (Dezember 2006)
[...] Es ist schön und vielversprechend zugleich, dass das Briefwerk zuerst ediert wird, liegt hier doch auf Grund der völlig zersplitterten Editionslage (die die Einleitung genauestens beschreibt) das größte Desiderat vor. [...] Es versteht sich, dass der Band ausführlich mit Quellennachweisen, Erläuterungen, Querverweisen und einem Personenregister ausgestattet ist. Es versteht sich des weiteren, dass die schier unermessliche Detailarbeit, die die Bearbeiterin unter Mitarbeit von H. Pepperle, N. Rothe und H. Stein geleistet hat, sich letztendlich nur dem erschließt, der editorischer Praxis nicht fern steht. Natürlich ist das Werk nicht nur als Editionsprojekt äußerst verdienstlich. Herwegh ist ein politischer Schriftsteller, dessen Briefwerk neben seinen vergleichsweise schmalem dichterischen Arbeiten beträchtlich auch deswegen ist, weil es den Typ des operativen Schriftstellers in seinem Kontext zeigt. [...] [eine] wichtige[] Edition, auf deren zweiten Teil man sehr gespannt sein darf.
Peter Stein in „Internationales Jahrbuch der Bettina-von-Arnim-Gesellschaft“ (2006)
[...] endlich [werden] die teiweise korrumpierten Texte der bisherigen Briefausgaben korrigiert [...] [und] wird das Briefkorpus erheblich erweitert, so dass die Herwegh-Forschung nun auf eine solide Grundlage zurückgreifen kann. Hinzu kommt, dass die BandbearbeiterInnen dem Leser einen in Umfang und Inhalt ausgewogenen Kommentar zur Verfgung stellen. [...]
Bernd Füllner in „IASLonline“ (Februar 2007)
Vollständig nachzulesen: http://iasl.uni-muenchen.de/rezensio/liste/Fuellner3895284858_1771.html
[...] Die[] Briefe werden in „möglichster Vollständigkeit“ abgedruckt und äußerst sorgfältig kommentiert. Im Kommentar werden auch, soweit zum Verständnis nötig, Briefe an Herwegh in Auszügen zur Kenntnis gebracht [...]. Der Abdruck der Briefe ist diplomatisch getreu und bei französischen Texten mit Übersetzung versehen. Es versteht sich, dass der Band ausführlich mit Quellennachweisen, Erstdruckort, Erläuterungen, Querverweisen und einem Personenregister ausgestattet ist. Es versteht sich des Weiteren, dass die schier unermessliche Detailarbeit, die die Bearbeiterin unter Mitarbeit von V. Giel, H. Pepperle, N. Rothe und H. Stein geleistet hat, sich letztlich nur dem erschließt, der editorischer Praxis nicht fern steht. [...]
Peter Stein in „Jahrbuch Forum Vormärz Forschung 2010“
[...] Die neue, auf sechs Bände angelegte „Kritische und kommentierte Gesamtausgabe“ ist die erste, die Herweghs Nachlass und sämtliche in anderen Archiven und Privatsammlungen verstreuten Materialen auswertet, wodurch sich der Textbestand gegenüber der Ausgabe von Tardel vervierfacht hat. Das ist nicht nur für die Herwegh-Forschung (wenn es sie denn gibt) ein unschätzbarer Gewinn, sondern für die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Vormärz insgesamt. Vor allem in den Briefbänden ist der Zuwachs beträchtlich; von den rund 650 überlieferten Briefen Herweghs war die Hälfte bisher unveröffentlicht. [...] Herweghs Gedichte sind wegen ihres Anspielungsreichtums und ihrer Zeitgebundenheit ausgesprochen kommentarbedürftig. Hier leistet die Edition Vorbildliches; der Kommentar ist überaus detailliert und materialreich, wobei gerade die kürzesten Texte wegen der knappen, oft stark chiffrierten Allusionen die umfangreichsten Erläuterungen erfordern [...] Im Kommentarteil der Ausgabe wird die umfassende Kompetenz des gesamten Editionsteams besonders deutlich. [...] [D]ie „Kritische und kommentierte Gesamtausgabe“ der Werke und Briefe Herweghs [ist] schon jetzt als editorische und verlegerische Großtat zu preisen. Wenn in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft der noch ausstehende zweite Band der Gedichte und die zweibändige Abteilung der Prosaschriften vorliegen, wird eine empfindliche Lücke in der editorischen Erschließung der Literatur des Vormärz endlich geschlossen sein. Und vielleicht findet sich ja doch noch jemand, der auch die Briefe an Herwegh ediert.
Walter Hettche in „Arbitrium“ (Band 29 Heft 2, 2011)
Georg Herwegh: Werke und Briefe. Band 5
|
Herweghs Leben und Werk sind umstritten wie kaum eines anderen deutschen Dichters des 19. Jahrhunderts. Von seinem ersten Auftreten vor 1848 über einzelne Perioden des Kaiserreichs, der Weimarer Republik, der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart zieht sich eine Kette von Polemiken, in der es ein leidenschaftliches Für und Wider gibt. Ausgetragen haben diesen Streit natürlich in erster Linie Literaturwissenschaftler, beteiligt waren aber auch Schriftsteller, Publizisten, sogar Politiker und Staatsmänner.
Wie immer es aber um die Angriffe auf Herwegh stehen mag, nur wenige – selbst seine schärfsten Kritiker – werden in Abrede stellen: Der Dichter war der zu Lebzeiten erfolgreichste deutsche Lyriker. Sein Werk und sein ganzes Streben standen uneingeschränkt im Dienst der menschlichen Emanzipation, wie er auch nie ein Apologet des Bestehenden, sondern stets sein unversöhnlicher Kritiker war.
Deshalb sollte es endlich an der Zeit sein, das bis heute nicht vollständig zugängliche Werk Herweghs zu sammeln und in Gänze darzubieten.
Georg Herwegh
Briefe 1849-1875
Bearbeitet von Ingrid und Heinz Pepperle
Band 6 der Werke und Briefe
Kritische und kommentierte Gesamtausgabe
Hrsg. von Ingrid Pepperle
in Verb. mit Volker Giel, Heinz Pepperle, Norbert Rothe und Hendrik Stein
2019 [als Print-Ausgabe: 2010: ISBN 978-3-89528-700-8]
ISBN 978-3-89528-700-8
790 Seiten
E-Book (PDF-Datei), 4,1 MB
Ingrid Pepperle, Dr. phil., ist die maßgebliche Herwegh-Forscherin der letzten Jahrzehnte. Sie lebt als Literaturwissenschaftlerin in Berlin.
[...] Von den 366 dargebotenen Briefen werden etwa zwei Drittel zum ersten Mal publiziert. Damit und mit der ausgezeichneten Kommentierung haben die beiden Bandbearbeiter Ingrid und Heinz Pepperle eine beachtliche Leistung erbracht. [...]
Christine Weckwerth in „Ossietzky“ (25/2010, 11.12.2010)
[...] Der Leser wird mit 366 kritisch edierten, sorgfältig und spannend kommentierte Briefen - davon rund zwei Drittel erstmals publiziert - auf eine biographische und zeitgeschichtliche Entdeckungsreise entlang der Lebenswege H.s geführt [...]. Zum besseren Verständnis wurden notwendige Inhalte und Zitate aus Antwortbriefen in die Erläuterungen eingeflochten. Ein Personenregister vervollständigt diese vorzüglich gestaltete Edition.
Thomas Lindenberg in „Germanistik“ (Band 51, Heft 1-2, 2010)
[...] Dass die Bearbeiter, allen voran Ingrid und Heinz Pepperle, die ihr ganzes Forscherleben Herwegh gewidmet haben, im Kommentar auch Auszüge aus den Gegenbriefen abdruckten, muss hier noch einmal lobend hervorgehoben werden, ermöglicht es doch dem Leser ein besseres Verständnis. Ebenso hilfreich für den Leser ist, dass die fremdsprachigen Briefe in der Originalfassung gegeben und von einer deutschen Übersetzung begleitet werden. Ein Verdienst der Edition ist es zudem, dass die meisten, nämlich 335 Briefe, nach der handschriftlichen Originalfassung ediert werden – die Briefausgabe damit selbst bei bereits veröffentlichten Briefen die dort korrumpierte Fassung korrigiert. Der Kommentar ist inhaltsreich und ausgewogen. Der Leser erfährt alles, was er wissen muss und selbst komplizierte historische und biographische Vorgänge werden für den Leser nachvollziehbar dargestellt. Diese Kunst der Erläuterung kann man den Herausgebern nicht hoch genug anrechnen, ebenso wie das vorzügliche Personenverzeichnis, das die Ausgabe beschließt. Insgesamt liefert die Edition die Grundlagen dafür, sich neu und differenzierter mit dem Werk Georg Herweghs zu beschäftigen.
Joachim Seng in „literaturkritik.de“ (April 2011)
Zur vollständigen Rezension: http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=15415
[...] Die[] Briefe werden in „möglichster Vollständigkeit“ abgedruckt und äußerst sorgfältig kommentiert. Im Kommentar werden auch, soweit zum Verständnis nötig, Briefe an Herwegh in Auszügen zur Kenntnis gebracht [...]. Der Abdruck der Briefe ist diplomatisch getreu und bei französischen Texten mit Übersetzung versehen. Es versteht sich, dass der Band ausführlich mit Quellennachweisen, Erstdruckort, Erläuterungen, Querverweisen und einem Personenregister ausgestattet ist. Es versteht sich des Weiteren, dass die schier unermessliche Detailarbeit, die die Bearbeiterin unter Mitarbeit von V. Giel, H. Pepperle, N. Rothe und H. Stein geleistet hat, sich letztlich nur dem erschließt, der editorischer Praxis nicht fern steht. [...]
Peter Stein in „Jahrbuch Forum Vormärz Forschung 2010“
[...] Die neue, auf sechs Bände angelegte „Kritische und kommentierte Gesamtausgabe“ ist die erste, die Herweghs Nachlass und sämtliche in anderen Archiven und Privatsammlungen verstreuten Materialen auswertet, wodurch sich der Textbestand gegenüber der Ausgabe von Tardel vervierfacht hat. Das ist nicht nur für die Herwegh-Forschung (wenn es sie denn gibt) ein unschätzbarer Gewinn, sondern für die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Vormärz insgesamt. Vor allem in den Briefbänden ist der Zuwachs beträchtlich; von den rund 650 überlieferten Briefen Herweghs war die Hälfte bisher unveröffentlicht. [...] Herweghs Gedichte sind wegen ihres Anspielungsreichtums und ihrer Zeitgebundenheit ausgesprochen kommentarbedürftig. Hier leistet die Edition Vorbildliches; der Kommentar ist überaus detailliert und materialreich, wobei gerade die kürzesten Texte wegen der knappen, oft stark chiffrierten Allusionen die umfangreichsten Erläuterungen erfordern [...] Im Kommentarteil der Ausgabe wird die umfassende Kompetenz des gesamten Editionsteams besonders deutlich. [...] [D]ie „Kritische und kommentierte Gesamtausgabe“ der Werke und Briefe Herweghs [ist] schon jetzt als editorische und verlegerische Großtat zu preisen. Wenn in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft der noch ausstehende zweite Band der Gedichte und die zweibändige Abteilung der Prosaschriften vorliegen, wird eine empfindliche Lücke in der editorischen Erschließung der Literatur des Vormärz endlich geschlossen sein. Und vielleicht findet sich ja doch noch jemand, der auch die Briefe an Herwegh ediert.
Walter Hettche in „Arbitrium“ (Band 29 Heft 2, 2011)
[...] Die kritische Herwegh-Ausgabe bietet zweierlei, zum einen werden endlich die teilweise korrumpierten Texte der bisherigen Briefausgaben korrigiert, zum anderen wird das bisher bekannte Briefkorpus in ganz erheblichem Maße erweitert - ein Glücksfall für die Herwegh-Forschung, die nun auch für die zweite Schaffenshälfte des Autors auf eine solide Grundlage zurückgreifen kann. Hinzu kommt, dass dem Leser ein in Umfang und und Inhalt ausgewogener und überaus verdienstvoller Kommentar zur Verfügung gestellt wird. [...]
Bernd Füllner in „Heine-Jahrbuch“ (2011)
Mit dem vorliegenden Band ist die schon lange Zeit in Arbeit befindliche Ausgabe von Georg Herweghs Briefen im Rahmen der laufenden Gesamtausgabe zum Abschluss gekommen. [...] Wie schon der erste Briefband ist auch der vorliegende Band hervorragend kommentiert. I. Pepperle hat hier [...] Vorbildliches geleistet. [...] Dieser Kommentar ist es, der die manchmal stolze, manchmal nachlässige, manchmal verletze Schweigsamkeit der Briefe zum Sprechen und auf diese Weise die solitäre Stellung des Schriftstellers Herwegh überzeugend zum Ausdruck bringt.
Peter Stein in „Internationales Jahrbuch der Bettina-von-Arnim-Gesellschaft&ldquo (2010/2011)
Georg Herwegh: Werke und Briefe. Band 6
Der zweite Lyrikband in der Ausgabe der Werke und Briefe Herweghs umfaßt die von ihm selbst veröffentlichten Gedichte in der Zeit von 1849 bis zu seinem Tode 1875 sowie sämtliche Nachlaßgedichte und die hinterlassenen, bis jetzt nur zum Teil publizierten Epigramme, Xenien, Aphorismen und Reflexionen. Ein ausführlicher Apparateteil ist auf editionsrelevanten Erläuterungen zu den Texten konzentriert und faßt die wichtigsten entstehungs-, überlieferungs- und wirkungsgeschichtlichen Fakten und Zusammenhänge sowie Anmerkungen zum Textverständnis zusammen.
Wer sich für Herweghs Gedichte nach den „Gedichten eines Lebendigen“ interessierte, war bis in die Gegenwart auf die „Neuen Gedichte“ verwiesen, die 1877 in Zürich und zugleich in Milwaukee (Wisconsin) erschienen. Hermann Tardel hat sie 1909 in „Herweghs Werke, in drei Teilen“ unverändert aufgenommen, und auch Bruno Kaiser dienten sie in „Der Freiheit eine Gasse“ 1948 noch öfter als Grundlage. Dieser Sachverhalt soll die Bedeutung der Publikation von 1877 nicht schmälern. In einer Zeit, in der man Herwegh in nicht überbietbarer Gehässigkeit und Verachtung gegenübertrat, war es schon ein Verdienst, wenn die völlig verstreuten Gedichte gesammelt, veröffentlicht und vor dem Vergessen bewahrt wurden. Dennoch ist diese Publikation im ganzen unzulänglich. Die Herausgeber haben sich Eingriffe in den Text erlaubt, ohne sie zu kennzeichnen; einige bereits gedruckte Gedichte fehlen; Nachlaßgedichte sind nicht als solche markiert; v.a. fehlen Erläuterungen der politischen und gesellschaftlichen Hintergründe sowie jegliche Quellenangeben.
Im Februar 1871 hat Herwegh sein vielzitiertes Gedicht "Epilog zum Kriege" veröffentlicht, dort finden sich die drei Zeilen: "Du bist im ruhmgekrönten Morden / Das erste Land der Welt geworden: / Germania, mir graut vor Dir!" Man ist gut beraten, ob dessen aus diesem Dichter nicht einen Propheten zu machen. Aber auch umgekehrt: Wer immer sich mit dem Geist des Wilhelminischen Kaiserreiches beschäftigt und nicht umhin kommt, diesem Ungeist eine Mitschuld an der Katastrophe von 1914 zuzuschreiben, der muß Herwegh den ihm gebührenden Platz in der deutschen Literatur und Geschichte zuweisen und dadurch beitragen, daß das "Trauerspiel" (Walter Pape) um die Rezeption seines Werkes ein Ende findet.
Georg Herwegh
Gedichte 1849-1875
Bearbeitet von Ingrid und Heinz Pepperle
Band 2 der Werke und Briefe
Kritische und kommentierte Gesamtausgabe
Hrsg. von Ingrid Pepperle
in Verb. mit Volker Giel, Heinz Pepperle, Norbert Rothe und Hendrik Stein
2019 [als Print-Ausgabe: 2016: ISBN 978-3-8498-1195-2]
ISBN 978-3-8498-1428-1
556 Seiten
E-Book (PDF-Datei), 5,2 MB
Ingrid Pepperle, Dr. phil., ist die maßgebliche Herwegh-Forscherin der letzten Jahrzehnte. Sie lebt als Literaturwissenschaftlerin in Berlin.
Infos zu Georg Herwegh und seinen Werken finden Sie hier:
georgherwegh-edition.de
[...] Nach wie vor gibt es nur zu wenigen Autorinnen und Autoren des Vormärz verlässliche Editionen, eine Lücke, die die seit 2006 erscheinende „Kritische und kommentierte Gesamtausgabe“ der Werke und Briefe Georg Herweghs in hervorragender Weise zu schließen hilft. Mit fast 150-jähriger Verspätung steht damit nun der Herwegh-Forschung eine zuverlässige Ausgabe zur Verfügung, und es bleibt zu hoffen, dass dies den Weg ebnet zu einer neuen und nicht nur wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Werk eines der großen Demokraten des 19. Jahrhunderts. [...] Außerdem muss auch dem Aisthesis Verlag in Bielefeld ausdrücklich gedankt werden, der nun schon seit über zwanzig Jahren eine erste Adresse für die wissenschaftliche Aufarbeitung und Edition der Literatur des Vormärz ist und der sich selbst für seinen Einsatz und seine Geduld bei der Betreuung der kritischen Herwegh-Ausgabe auf dem Sektor der Vormärz-Edition ein kleines Denkmal setzt.
Bernd Füllner „Jahrbuch Forum Vormärz Forschung 2016“
[...] Die Herausgeberin bezeichnet Herwegh als den „umstrittenste[n] Poet und Schriftsteller der ganzen Periode“. Der verkehrte mit streitbaren Genossen: mit Ludwig Feuerbach und Richard Wagner, Heinrich Heine und Karl Marx, Michail Bakunin und Heinrich Brockhaus. Das dürfte verbürgen, dass bei der Lektüre auch bloß biografische Interessen überschritten werden. Die einzelnen Texte Herweghs finden sich hervorragend kommentiert: Ein Dichten, das in tagespolitische Gemengelagen eingreifen wollte, gebraucht Anspielungen, Namen und Ereignisse, die rasch dem Vergessen anheimgegeben sind. Derjenige, der den Politiken der Freundschaften nachspüren will, wie sie zerbrechen und sich neu arrangieren, der kann sich den Kommentaren anvertrauen. [...] Herweghs Œuvre lebt in diesen Extremen, im klirrenden Pathos und doch im Zweifel, beinahe sentimental, trunken und dann wieder klar, eine Grenze ziehend. Wir, die gezwungen sind, es vom Heute her zu lesen, können gerade in seinen späteren Werken einer rastlosen Bewegung gewahr werden, wie Lyrik zu etwas werden könnte, was gesungen wird, was in einem aktuellen Sprechen und Streiten wirkt. [...]
Sebastian Schreull in „literaturkritik.de“ (Juli 2017)
Zur vollständigen Rezension: http://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=23406
[...] Diese Kritische Ausgabe versammelt das bisher Verstreute, präzisiert in Vielem die Textgestalt und Chronologie und stellt damit den Dichter-Publizisten Herwegh in einer Kompaktheit vor, wie sie sich nicht nur den Zeitgenossen verschloss, sondern auch für die nicht speziell auf diesen Schriftsteller gerichtete Forschung bislang nicht darbot. [...] Es sind vor allem die Erläuterungen [...], die Herweghs politisch-poetisch-publizistische Welt erschließen. Sie sind gewissermaßen eine textfundierte, annalistische Biographie, die den Lyriker mit dem Publizisten und Briefeschreiber eng verzahnt. Hier eröffnen sich für die künftige Forschung fruchtbare Perspektiven: Wie sind bei Herwegh Politisches und Privates verknüpft? In welchem Rangverhältnis stehen Publizistik und Poesie zueinander? In welcher Weise konstituieren Ereignis und Bedeutung von »1848« die eigene nachmärzliche Position – auch im Unterschied etwa zum späten Heine. [...] Dank gebührt auch dem Aisthesis Verlag, der in Zeiten des abnehmenden Lichts für große Werk-Ausgaben und vergangene Literatur verlegerisch viel investiert. [...]
Peter Stein im „Heine-Jahrbuch“ (November 2017)
Mit dem seit Ende des vergangenen Jahres vorl. zweiten Band der Gedichte Georg Herweghs ist die editorische Aufarbeitung der Lyrik des Dichters – ein Desiderat der germanistischen Forschung seit dem letzten Jahrhundert – weitgehend abgeschlossen. Er ist der vielleicht wichtigste Beitrag zum 200. Geburtstag H.s in diesem Jahr. [...] Ein Namenregister und ein Verzeichnis der Überschriften und Anfangszeilen erschließen den Editionsband, der vom Verlag sorgfältig und ansprechend gestaltet wurde.
Thomas Lindenberg in „Germanistik“ (2017, Heft 3-4)
[...] Ohne den langjährigen, beharrlichen und entschiedenen Einsatz von Ingrid Pepperle hätte nicht nur der anzuzeigende Band, sondern die gesamte, seit 2005 vorgelegte und inzwischen durch die Veröffentlichung des dritten Bandes (Prosa 1833-1848) komplettierte Herwegh-Gesamtausgabe nicht erscheinen können. Damit ist eine Arbeit zu würdigen, die man ohne Übertreibung als Lebenswerk bezeichnen kann, wenn man bedenkt, dass Ingrid Pepperle schon unter der Leitung von Bruno Kaiser an einer 1971 publizierten Herwegh-Edition mitgearbeitet hat. [...] Mit der Herwegh-Gesamtausgabe, die vom Aisthesis Verlag engagiert und mit jenem Idealismus betreut wurde, ohne den solche Projekte heutzutage nicht mehr zu bewältigen sind, hat sie nicht nur sich, sondern allen an diesen Themenfeldern Interessierten ein großes Geschenk gemacht. Wer das nicht glaubt, sollte schnell zu den Bänden dieser Ausgabe greifen.
Michael Ansel in „Editionen in der Kritik“ (XI, 2021)
Georg Herwegh: Werke und Briefe. Band 2
Der erste Prosaband in der kritischen und kommentierten Gesamtausgabe der Werke und Briefe Georg Herweghs umfaßt 142 Texte, die zwischen 1837 und 1848 veröffentlicht wurden, sowie den Prosa-Nachlaß mit sechs Texten – unter anderem mit zwei Schülerarbeiten Herweghs aus der Zeit am Evangelischen theologischen Seminar in Maulbronn von 1833 und 1835. Den Kern dieses Bandes bildet dabei zu zwei Dritteln die Literaturkritik Herweghs in den Zeitschriften und Zeitungen „Europa“, „Deutsche Volkshalle“, „Telegraph für Deutschland“ und „Die Waage“. Diese Artikel wurden zum größten Teil bereits 1971 unter dem Titel „Georg Herwegh. Frühe Publizistik 1837-1841“ von Ingrid Pepperle, Agnes Ziegengeist und Johanna Rosenberg unter der Leitung von Bruno Kaiser ediert und kommentiert. Diese Ausgabe bildet somit den Grundstock für den nun erscheinenden Band, der aber unter anderem durch die politische Publizistik Herweghs eine bedeutende Erweiterung erfährt. Ein Schwerpunkt liegt hierbei auf dem Engagement Herweghs in der Auseinandersetzung zwischen Demokraten und Konservativen in Zürich vor den Wahlen des Großen Rates 1842. Als Gegenspieler des bekannten Staatsrechtlers und Politikers Johann Caspar Bluntschli sorgte Herwegh mit seinen Artikeln in der Augsburger „Allgemeinen Zeitung“ deutschlandweit für Aufmerksamkeit. Denn am Ende ging es hier nicht um ein kommunalpolitisches Ereignis, sondern um eine Positionsbestimmung der sich immer stärker differenzierenden politischen Strömungen jener Zeit in Europa. Des Weiteren versammelt der Band erstmals chronologisch alle Adressen, Manifeste und Proklamationen, die Herwegh als Präsident der „Deutschen demokratischen Gesellschaft“ und der „Deutschen demokratischen Legion“ in den unruhigen März- und Apriltagen 1848 verfasste bzw. mitverfasste. Einen dritten Komplex bilden die Artikel, die Herwegh Arnold Ruge für die Berliner Zeitung „Die Reform“ aus Paris zusandte und die ein sehr detailliertes Bild von der krisengeschüttelten französischen Hauptstadt zwischen der Juniinsurrektion und der Wahl Louis Napoléons zum Präsidenten im Dezember 1848 vermitteln. Alle Texte werden nach dem Erstdruck gegeben und bei Vorlage weiterer zeitgenössischer Drucke mit Lesarten und Varianten versehen. Der Kommentar erhellt inhaltliche Bezüge, historische und biographische Sachverhalte und weist das Bildungsgut der Zeit nach. Ein Namenregister ermöglicht einen schnellen Zugriff auf Personen und gibt somit zusätzlich Orientierung. Mit dem dritten Band der Gesamtausgabe findet die Edition der Werke und Briefe Georg Herweghs ihren Abschluss.
Georg Herwegh
Prosa 1833-1848
Bearbeitet von Hendrik Stein
Band 3 der Werke und Briefe
Kritische und kommentierte Gesamtausgabe
Hrsg. von Ingrid Pepperle
in Verb. mit Volker Giel, Heinz Pepperle, Norbert Rothe und Hendrik Stein
2019 [als Print-Ausgabe: 2019: ISBN 978-3-8498-1326-0]
ISBN 978-3-8498-1429-8
640 Seiten
E-Book (PDF-Datei), 5,3 MB
Ingrid Pepperle, Dr. phil., ist die maßgebliche Herwegh-Forscherin der letzten Jahrzehnte. Sie lebt als Literaturwissenschaftlerin in Berlin.
Infos zu Georg Herwegh und seinen Werken finden Sie hier:
georgherwegh-edition.de
Es ist das große Verdienst der Germanistin Ingrid Pepperle und ihrer Mitarbeiter, dass sie in jahrzehntelanger Kleinarbeit [...] eine sechsbändige historisch-kritische Herwegh-Ausgabe ediert haben. Die Veröffentlichung wurde 2005 begonnen, jetzt wurde sie mit dem dritten und letzten Band abgeschlossen: Entdecken kann man in ihm auch einen vorzüglichen, für sein Alter erstaunlich urteilssicheren Literaturkritiker und einen brillanten Essayisten [...]. Herwegh wieder zu lesen, ist ein Gewinn. Kosmopolitische Xenien des klug vorausschauenden Europäers und Weltbürgers wie "Die Rassenfrage gehört in die Gestüte, nicht in die Geschichte" oder "Liberté, Egalité, Fraternité. Die Negation von Gott, König, Vaterland" treffen auch heute wieder zu. Dieser Lebensleistung der Herausgeberin Ingrid Pepperle gilt ebenso ein großes Chapeau wie ihren langjährigen Mitarbeitern Heinz Pepperle und Hendrik Stein sowie nicht zuletzt dem Bielefelder Aisthesis-Verlag.
Stephan Reinhardt in „junge Welt“ Nr. 152 (4. Juli 2019)
[...] Inzwischen ist der letzte, der dritte Band erschienen: Herweghs Prosaschriften von 1833 bis 1848. Wer ihn zur Hand nimmt, muss sich nolens volens vor dessen Bearbeiter Hendrik Stein tief verneigen. Er hat Großes geleistet, bezogen namentlich auf die damit verbundene wissenschaftliche Kärrnerarbeit, ohne die ein solches Werk unmöglich zu vollenden war. Zwar konnte er auf Vorarbeiten von Bruno Kaiser, Agnes Ziegengeist, Ingrid Pepperle, Johanna Rosenberg und anderen aus der Forschungsstelle Herwegh-Ausgabe an der Akademie der Wissenschaften der DDR zurückgreifen, aber es gab aus politischen Gründen immer noch Lücken. [...] Der dritte Band beinhaltet 148 Texte aus Herweghs Feder. Nicht selten ist man von dem Geschriebenen überrascht, weil es in nicht wenigen Punkten sehr gegenwärtig ist. Dazu gehören etwa Herweghs Bemerkungen zu »Dichter und Staat«, wo es heißt: »Je größer das Misstrauen der Regierungen gegen die Literatur wurde, desto mehr erstarkte die Letztere. Die Literatur ist jetzt die zweite Macht im Staate.« [...]
Armin Jähne in „Neues Deuschland“ (07.12.2019)
Zum vollständigen Artikel: https://www.neues-deutschland.de/artikel/1129686.buecher-zum-verschenken-germania-mir-graut-vor-dir.html
[...] In fünfundzwanzig Jahren schaffte [Ingrid Pepperle] es mit ihrem Ehemann Heinz Pepperle und einem kleinen Team von Mitarbeitern (Volker Giel, Norbert Rothe und Hendrik Stein), einen ganzen literarisch-historischen Kosmos zwischen 1832 und 1875 in sechs opulenten Bänden auszubreiten. In diesem Zusammenhang sei auch der Bielefelder Aisthesis-Verlag dankend erwähnt, der diese Ausgabe jahrzehntelang mit großem Engagement betreut hat und dem Publikum seiner Bedeutung angemessen präsentiert. [...] Hendrik Stein ist es überzeugend gelungen, die Vielzahl kleiner Texte mit viel Übersicht und Fingerspitzengefühl chronologisch anzuordnen. Bei der Textkonstitution wird jeweils das Prinzip der ›frühen Hand‹ angewendet, die Edition folgt also prinzipiell dem Erstdruck. Der Apparat bietet zu jedem Text wie bereits gewohnt ausführlich die Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte. In der textkritischen Abteilung »Lesarten/Varianten« werden, wenn Handschriften, Abschriften oder weitere zeitgenössische Drucke vorliegen, Lesarten und Varianten zu den jeweiligen Erstdrucken mitgeteilt. Der Erläuterungsteil bietet kluge Einblicke in die politischen, sozialen und kulturellen Entwicklungen der 1830er und 1840er Jahre, die Herwegh in seinen Artikeln und Aufsätzen analysiert und die er dem Leser in journalgerechter Form präsentiert. Inhaltliche Zusammenhänge werden kenntnisreich erschlossen, und Stein gelingt es, unprätentiös das ganze Spektrum an intertextuellen Verflechtungen aufzuschlüsseln. Das abschließende ausgezeichnete Personenregister soll hier nicht unerwähnt bleiben. Nach wie vor sind nur zu wenigen Autorinnen und Autoren des Vormärz kritische Editionen des Gesamtwerks erschienen. Die nun vollendete »Kritische und kommentierte Gesamtausgabe der Werke und Briefe« Georg Herweghs stellt der Herwegh-Forschung eine zuverlässige Ausgabe zur Verfügung, und es bleibt zu hoffen, dass dies den Weg ebnet zu einer neuen und nicht nur wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Werk eines der großen Demokraten des 19. Jahrhunderts.
Bernd Füllner in „Heine-Jahrbuch 2019“
Mit dem nun vorliegenden, von Hendrik Stein edierten Band, der alle bis 1848 veröffentlichten Prosatexte und Arbeiten aus dem Nachlass umfasst, hat die von Ingrid Pepperle herausgegebene, kritische und kommentierte Gesamtausgabe der Werke und Briefe Georg Herweghs ihren Abschluss gefunden. Der Bearbeiter hat 148 Texte »nach dem Erstdruck diplomatisch getreu wiedergegeben« (V) und mit einem kritischen Apparat, Sacherläuterungen und einem Namenregister wissenschaftlich aufbereitet. [...] Der Band ist vom Verlag ansprechend und sorgfältig gestaltet. Einen Überblick über die gesamte Edition, deren Mitarbeiter und den Schriftsteller selbst erhält man auf der von Hendrik Stein gestalteten Internetplattform (http://www.georgherwegh-edition.de/2.html).
Thomas Lindenberg in „Germanistik online Datenbank“ (2019)
Georg Herwegh: Werke und Briefe. Band 3
|
Der vorliegende Band enthält Herweghs Prosatexte aus der Zeit nach 1848 bis zu seinem Tode 1875. Mit wenigen Ausnahmen und abgesehen von den Einleitungen zu seinen Shakespeare-Übersetzungen, die in den mehrfach aufgelegten beiden Ausgaben von Friedrich Bodenstedt eine beachtliche Verbreitung fanden, sind diese Texte zuerst in Zeitungen und Zeitschriften erschienen. Der Hauptteil entfällt dabei auf das „Zürcher Intelligenzblatt“, dessen Bedeutung und Bekanntheit aber wohl kaum über die Grenzen der Schweiz hinausreichten. Andere Beiträge oder Stellungnahmen finden sich im „Nordstern“, einer der frühen und seltenen Zeitungen der entstehenden Arbeiterbewegung, in der „Deutschen Monatsschrift“ von Adolf Kolatschek, der sicher eine gewichtigere Rolle zukommt, die aber allein schon aufgrund Verfolgung und alsbaldigen Verbots eine Rarität blieb. Einzig die Korrespondenzen in der „Neuen Zürcher Zeitung“, der bereits im 19. Jahrhundert überregionale Bedeutung zukam, könnten bekannter geworden sein. Die übrigen, meist einzelne Publikationen, fanden ihre erste Veröffentlichung im „Tagblatt der Stadt Zürich“, in der „Deutschen Allgemeinen Zeitung“, der „Berliner Reform“, der „Neuen Frankfurter Zeitung“ von Leopold Sonnemann, dem „Orion“, einer von Adolf Strodtmann besorgten Monatsschrift für Literatur und Kunst, in der Wiener „Tages-Presse“ und schließlich in der „République française“, einem Organ Léon Michel Gambettas.
Georg Herwegh
Prosa 1849-1875
Bearbeitet von Ingrid und Heinz Pepperle
Mitarbeit: Hendrik Stein
Band 4 der Werke und Briefe
Kritische und kommentierte Gesamtausgabe
Hrsg. von Ingrid Pepperle
in Verb. mit Volker Giel, Heinz Pepperle, Norbert Rothe und Hendrik Stein
2019 [als Print-Ausgabe: 2013: ISBN 978-3-89528-900-2]
ISBN 978-3-8498-1430-4
352 Seiten
E-Book (PDF-Datei), 3,1 MB
Ingrid Pepperle, Dr. phil., ist die maßgebliche Herwegh-Forscherin der letzten Jahrzehnte. Sie lebt als Literaturwissenschaftlerin in Berlin.
Infos zu Georg Herwegh und seinen Werken finden Sie hier:
georgherwegh-edition.de
[...] Eine vorbildliche Edition, die Voraussetzungen für ein angemessenes Verständnis des Dichters schafft. [...] Herweghs späte Prosa bietet wertvolle Einblicke in Zeitkontexte aus der Sicht eines demokratischen Republikaners. Sie liefert zudem Beispiele eines sprachlich pointierten, engagierten Journalismus, wie er heute rar geworden ist.
Christine Weckwerth in „Neues Deutschland“ (9. bis 13.10.2013, Messebeilage)
[...] Im Apparat des vierten Bandes stellen die BandbearbeiterInnen Ingrid und Heinz Pepperle sowie Hendrik Stein wie in den bereits erschienenen Bänden einen in Umfang und Inhalt ausgewogenen Kommentar zu Verfügung. Aufgrund der jahrzehntelangen Beschäftigung mit dem Dichter, die als geballte Kompetenz dahinter steht, gelingt es mit sicherer Hand, erläuterungswürdige Stellen in den Artikeln, Korrespondenzen und politischen Stellungnahmen auszumachen und den Leser mit präzisen, mit der erforderlichen Akribie recherchierten Informationen zu versorgen. Auch bei komplizierten historischen oder biographischen Hintergründen kommen die Erläuterungen mit einer gewissen Leichtigkeit daher, lassen dabei aber den erforderlichen Tiefgang nicht vermissen. [...] Nach wie vor gibt es nur zu einigen wenigen Autorinnen und Autoren des Vormärz verlässliche Editionen, eine Lücke, die die seit 2006 erscheinende »Kritische und kommentierte Gesamtausgabe« der Werke und Briefe Georg Herweghs in hervorragender Weise zu schließen hilft.
Bernd Füllner in „Heine-Jahrbuch 2013“
Der neueste Band der maßgebenden Edition zu Georg Herwegh führt den Nutzer auf Seitenpfade der Literaturgeschichte. Es handelt sich um 80 Arbeiten aus dem Gebiet der Publizistik und Essayistik der Nachrevolutionszeit, denen die Bearbeiter sicher H.s Autorschaft zuweisen konnten. [...] Die chronologisch nach dem Entstehen bzw. Erscheinen dargebotenen Texte enden 1871 mit den gedruckten und ungedruckten Korrespondenzberichten H.s für die „République Francaise“, Kommentar und Register erschließen die Texte erstmals in ihrer Tiefe.
Thomas Lindenberg in „Germanistik“ (2013, Heft 1-2)
[…] [Der] editorische Anspruch [der] kritischen und kommentierten Gesamtausgabe der Werke und Briefe Georg Herweghs ist mit den vier Grundsätzen bezeichnet: Vollständigkeit, Rückgriff auf die Handschriften, diplomatisch getreuer Text, wissenschaftlicher Kommentar. Die Anfänge dieses ambitionierten und schon bis jetzt mit viel Anerkennung bedachten Unternehmens datieren noch aus der Zeit vor 1989 […]. Mit der Edition des nach 1848 erschienenen publizistischen Werkes erschließt sich nun insgesamt, was sich schon im Briefwerk (1849-1875) deutlich erkennbar abzeichnete, die Tatsache nämlich, dass Georg Herwegh nach der Revolution von 1848/49 in seinen politischen Ansichten und seinem Engagement keineswegs nachließ bzw. gar resignierte. […]
Peter Stein in „Jahrbuch Forum Vormärz Forschung“ (2013)
Georg Herwegh: Werke und Briefe. Band 4
Der Staat Preußen verdankte seine Entstehung der geschichtlichen Herausforderung, im Norden des alten deutschen Reiches ein politisches Vakuum zu füllen, das die benachbarten Mächte zu einer Annexion geradezu einlud. Dem Typus des frühneuzeitlichen Fürstenstaates zuzurechnen, gaben ihm die äußeren und inneren Schwierigkeiten seiner Staatswerdung in dieser Lage seine besondere Prägung. Ernst Hinrichs würdigt nicht nur die im europäischen Kontext nach wie vor anerkennenswerte politische Leistung der beteiligten Dynastien, darunter insbesondere die der Hohenzollern, sondern auch deren Anteil an der Entstehung einer deutschen Kulturregion von eigenem Reiz und europäischem Rang.
Ernst Hinrichs
Staat ohne Nation
Brandenburg und Preußen unter den Hohenzollern (1415-1871)
Herausgegeben von Rüdiger Landfester
2014 [als Print-Ausgabe: 2014: ISBN 978-3-89528-982-8]
ISBN 978-3-8498-1623-0
670 Seiten, zahlr., z.T. farb. Abb.
E-Book (PDF-Datei), 15,5 MB
Ernst Hinrichs (1937-2009) lehrte bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2003 neuere Geschichte an den Universitäten Oldenburg und Braunschweig. Von 1984 bis 1992 war er Direktor des Georg-Eckert-Instituts für internationale Schulbuchforschung in Braunschweig, 1991 Gastprofessor an der Hebräischen Universität Jerusalem und von 1996 bis 2000 Gründungsdirektor und Leiter des Forschungsinstituts für die Geschichte Preußens e.V. in Berlin.
Leseprobe: lp-9783895289828.pdf
Kann man nach Christopher Clarks Preußen-Buch noch einmal eine solche Gesamtdarstellung zu Papier bringen? Selbstverständlich, denn Geschichte wird immer wieder neu gedacht, konzipiert und geschrieben werden müssen. […] Mit über 600 Seiten Gesamtumfang nimmt sich der Autor viel Zeit und Raum, um die Geschichte eines Staates unter der Herrschaft der einen, sie so stark prägenden Dynastie der Hohenzollern zu beschreiben. […] Der Band ist insgesamt flüssig zu lesen und informiert zuverlässig über die brandenburgisch-preußische Geschichte.
Michael Kaiser in „Zeitschrift für Geschichtswissenschaft“ (2/2015)
Wie so mancher Historiker der alten Bundesrepublik wandte sich auch Ernst Hinrichs (†2009), [...], nach der Vereinigung der deutschen Teilstaaten verstärkt der preußischen Geschichte zu. Er tat dies allerdings mit besonderem Engagement, weil ihm gerade auf diesem Feld die spezifisch bundesrepublikanische Geschichtsvergessenheit im Umgang mit der Vergangenheit missbehagte. [...] Sehr geglückt erscheint insbesondere seine Frühgeschichte des Hohenzollernstaates, das heißt die Zeit bis zum Dreißigjährigen Krieg und vor allem der Teil, in dem er die Anfänge dieses dynastischen Staates aus drei Vorgeschichten geschickt zusammenfasst und auf das Wesentliche konzentriert. [...] [B]esonders der kundige Leser [vermag] aus der Preußengeschichte Hinrichs Gewinn zu ziehen.
Peter-Michael Hahn in „H-Soz-Kult“ (12.02.2016)
Die gesamte Rezension ist hier zu finden: http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-23225
Diese neue Chronik des Aufstiegs Preußens zur Großmacht beruht auf einem fast vollendeten Manuskript, das wegen des Todes des Verfassers im Jahre 2009 der Vergessenheit geweiht zu sein schien. Aber dank der Bemühungen des Herausgebers, Rüdiger Landfester, wurde dieses Buch soweit zu Ende geführt, daß es [...] nunmehr in einer weitgehend abgerundeten, reich illustrierten Form gedruckt werden konnte. [...] [E]s ist unbestreitbar, daß die Geschichte von Glanz und Gloria der Hohenzollern-Dynastie [...] mehrfach und detailliert erzählt worden ist. [...] Hinrichs' Arbeit jedoch unterscheidet sich von jenen Vorgängern durch seine kritisch-analytische Auseinandersetzung mit den historiographischen Kernfragen, die mit diesem schicksalhaften Kapitel deutscher Geschichte verbunden sind. Er bietet deshalb, besonders was die frühe Neuzeit angeht, eine willkommene neue Perspektive auf bekannte, aber immer noch kontroverse Fragen. Insofern werden gerade Studenten der preußischen Geschichte in diesem Buch viel Neues und Interessantes finden. [...] diese Monographie [stellt] einen beachtenswerten Beitrag zum Verständnis eines wichtigen historischen Gegenstandes dar.
James Stone in „Das Historisch-Politische Buch“ (63 / Jahrgang 2015 / Heft 6)
[...] [Es] handelt [...] sich um eine sehr lesenswerte Darstellung eines Altmeisters der Zunft, der mit profundem Wissen, Urteilsfreude und stilistischer Eleganz ein Buch vorgelegt hat, das seinen ihm gebührenden Platz unter den großen Erzählungen der preußischen Geschichte einnehmen wird.
Frank Göse in „Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte“ (2016)
Es ist ein weit verbreitetes Vorurteil, die mittelalterliche Philosophie sei von dogmatischer Homogenität gewesen. Die Studien zur »·Großen Räuberhöhle« zeigen, daß es harte ideologische und machtpolitische Auseinandersetzungen um das Verhältnis von Glauben und Wissen und um die Rolle der Kirche in der Gesellschaft gab - Auseinandersetzungen, die als Aussdruck von gegensätzlichen Klasseninteressen zu verstehen sind und in denen sich religiöse und politische Oppositionsbewegungen auf oft widersprüchliche Weise miteinander verknüpften. Das 12. und 13. Jahrhundert sind erfüllt von diesen Kämpfen. Neben der mit den Institutionen weltlicher Herrschaft verbundenen Amtskirche gab es seit dem Hochmittelalter religiöse Strömungen, in denen sich das Streben nach einer Erneuerung des Christentums mit sozialrevolutionären Hoffnungen verknüpfte.
Hans Heinz Holz
Die große Räuberhöhle
Religion und Klassenkämpfe im christlichen Mittelalter
AISTHESIS Essay 10
3. unveränderte Auflage
2021
ISBN 978-3-8498-1651-3
118 Seiten
E-Book (PDF-Datei), 2,4 MB
Hans Heinz Holz (1927-2011) war bis zu seiner Emeritierung Professor für Philosophie zunächst in Marburg, dann in Groningen (Niederlande). Bei Aisthesis sind u.a. von ihm erschienen: »Philosophische Theorie der bildenden Künste« (3 Bde., 1996/97) und »Seins-Formen. Über strengen Konstruktivismus in der Kunst« (2001). Zuletzt: »Freiheit und Vernunft. Mein philosophischer Weg nach 1945« (2015).
Leseprobe: lp-9783849817480.pdf
Die geschilderten Personen und Bewegungen zeigen jedoch auf, dass es neben der offiziellen Kirche, die eng mit den Institutionen der weltlichen Macht verflochten war, spätestens seit dem frühen Mittelalter religiöse Strömungen gab, in denen das Streben nach einer Erneuerung des Christentums mit Hoffnungen auf eine soziale Revolution verbunden war. Dadurch, dass die Kirche ihre allgemein-humanistische Aufgabe nicht erfüllte, vollzog sich eine radikale Säkularisierung des Denkens. [...] Wenn auch diese Opposition zeitgenössischen Denkens utopisch wirkte, so konnte sie sich dennoch mit dem sozialen Fortschritt verbinden und darin den Kern des evangelischen Erbes aufbewahren, das bis in die Gegenwart seinen Fortbestand fand.
Marija Bogeljic-Petersen in „Widerspruch 73 (2023)“
[...] ein wertvoller Beitrag zur historischen Aufklärung. [...] Wer die Arbeiten von Hans Heinz Holz kennt, weiß, dass sie flüssig, verständlich (aber ohne zu versimpeln) geschrieben sind. Da kommt keine Langeweile auf.
Robert Steigerwald in ‚nsere Zeit' vom 28.01.2000
AISTHESIS Essay