Das „Dritte Reich“ wurde nicht nur von Politikern, Militärs, Industriellen, Publizisten und Intellektuellen herbeigeschrieben, herbeigesehnt, herbeiagitiert und schließlich von ihnen etabliert und konsolidiert. Auch Schriftsteller leisteten ihren Beitrag dazu. Die nationalsozialistische Kultur- und Literaturpolitik setzte vor allem auf Autoren, die sich dem konservativ-nationalen und völkischen Milieu zugehörig fühlten. Denn die Literatur, wie die anderen Künste auch, sollte als „Waffe der politischen und weltanschaulichen Auseinandersetzung“ dienen.
Die in diesem Band versammelten zehn biografischen Aufsätze stellen jeweils einen Autor vor, der sich zum Regime bekannte und dessen Texte von den Kulturinstitutionen des NS-Regimes gefördert, empfohlen und propagandistisch verwertet wurden. Über diese wie die meisten anderen der Diktatur verpflichteten Dichter und ihr Werk ist bisher nur wenig oder so gut wie nichts wissenschaftlich verlässlich bekannt. Sie werden bis heute von der Forschung weitgehend vernachlässigt – obgleich sie im Literatur- wie im politischen System des „Dritten Reichs“ von einiger, im Einzelfall auch großer Bedeutung waren, was manchmal auch in der Bundesrepublik Deutschland eine langfristige Fortsetzung fand.
Rolf Düsterberg (Hg.)
Dichter für das »Dritte Reich«
Biografische Studien zum Verhältnis von Literatur und Ideologie
2009
ISBN 978-3-89528-719-0
336 Seiten
13 Abb.
kartoniert
Rolf Düsterberg, geb. 1956, apl. Prof. Dr. phil. Dr. phil. habil., promovierte in Neuer deutscher Literatur sowie in Neuester Geschichte und ist Hochschullehrer für germanistische Literaturwissenschaft an der Universität Osnabrück. 2004 erschien seine Monographie Hanns Johst: „Der Barde der SS“. Karrieren eines deutschen Dichters.
[...] Die Beiträge sind nicht nur spannend und informativ, sondern regen auch zu weiteren Nachforschungen und Auseinandersetzungen an. Alle Verfasser haben ihre Fakten sauber recherchiert und aufgearbeitet. [...] Schockierend wirkt die Feststellung von Julia Liebich, wonach die Publikationen von Kurt Eggers bis in die Gegenwart fortwirken und dieser „Trommler der NS-Bewegung“ heute „der neo-nationalsozialistischen Jugend [...] immer noch als Idol“ gilt. Als Beleg führt sie beispielsweise die Aussage von Siegfried Tittmann an, stellvertretender Bundesvorsitzender der Deutschen Volksunion (DVU), der Eggers als bedeutendsten deutschen Dichter neben Goethe und Schiller bezeichnet. Dabei sind die Taten, mit denen der fanatische Antisemit Eggers sich brüstete, an Abscheulichkeit kaum zu überbieten. Seine Werke, mit denen er das Soldatentum feiert, wollte er als „Kriegsrufe“ verstanden wissen. Die Beiträge des Buchs „Dichter für das ,Dritte Reich‘“ geben viele nützliche Hinweise und zahlreiche Anregungen zur weiteren Forschung. [...]
Erhard Jöst in „literaturkritik.de“ (20.08.09)
Druckversion der vollständigen Rezension: http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=13385
[...] Alle [vorgestellten Schriftsteller] erfüllen die zwei wesentlichen Kriterien: Sie bzw. ihre Werke wurden von der NS-Propaganda unterstützt und instrumentalisiert, und sie zeigen ein offenes und freiwilliges Bekenntnis zum Reich Hitlers. Nach 1945 musste sich kaum einer juristisch verantworten, literarisch gelang es ihnen jedoch nicht mehr, Fuß zu fassen.
Aus „unizeit“ (Universität Osnabrück) (Herbst 2009)
[...] Die Beiträge des Buches [...] geben viele nützliche Hinweise und zahlreiche Anregungen zur weiteren Forschung. [...] Das von Düsterberg herausgegebene Buch macht deutlich, wie wichtig und notwendig es ist, sich mit Schreibtischtätern der NS-Diktatur wissenschaftlich zu beschäftigen.
Erhard Jöst in „Österreich in Geschichte und Literatur“ (Heft 4 / 2009)
[...] Insgesamt bietet der mit 13 Fotografien angereicherte Band [...] eine sinnvolle Ergänzung der Standardwerke zur nationalsozialistischen Literatur [...].
Sascha Kiefer in „Informationsmittel für Bibliotheken“ (Juni 2010)
Die komplette Rezension: http://ifb.bsz-bw.de/ifb2/bsz306067188rez-1.pdf?id=3207
Den Autoren der Beiträge gelingt es in bemerkenswerter Weise darzustellen, wie die NS-Dichter es schafften, in den Entnazifizierungsverfahren nach dem Krieg trotz ihres früheren großen propagandistischen Einflusses als „unbelastet“ oder höchstens als „Mitläufer“ eingestuft zu werden. [...] „Dichter für das Dritte Reich“ ist sicher ein guter Ausgangspunkt für die weitere Forschung [...]
Marcel Rotter in „Monatshefte“ (No 2, 2011)
Zu[r] […] sozial- und mentalitätsgeschichtlichen Erforschung des Dritten Reiches und seiner Literatur […] haben der Herausgeber der beiden Sammelbände und die beteiligten Nachwuchsforscher einen beachtlichen Teil beigetragen.
Sascha Kiefer in „Informationsmittel (IFB) : digitales Rezensionsorgan für Bibliothek und Wissenschaft“
Die vollständige Besprechung von Band 2: http://ifb.bsz-bw.de/bsz357840496rez-1.pdf
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