Es sind eigenwillige Texte, die Werner Fritsch wie elektrisiert in seine Tastatur hämmert. Sprachkunstwerke, die schockieren und verwirren, provozieren und anrühren gleichermaßen. Mit radikalen Mitteln führt der oberpfälzische Autor die Sprache an ihre Grenzen und darüber hinaus, um von dem zu erzählen, was jenseits dieser Grenzen liegt. Fritsch, dessen künstlerisches Repertoire Theaterstücke, Hörspiele und Filme umfaßt, zählt zu den herausragenden Literaten der Gegenwart.
In Sprache jenseits von Sprache geht Stefan Pokroppa der Poetik des Schriftstellers nach, geleitet von den Beobachtungen einer systematischen Analyse seiner grundlegenen Texte. Er veranschaulicht, wie Fritsch in Steinbruch seine Sprache auf alle möglichen Bedeutungen hin erschließt. Der Monolog des Rekruten beim Wehrdienst stellt den literarischen Befreiungsschlag des Schriftstellers dar. In dem Theaterstück Fleischwolf bietet Fritsch ein verdichtetes Zitat einer beim Militär und im Rotlichtmilieu gehörten Sprache dar. Dabei wird diese gleichsam wie in einem schamanistischen Ritual auf dem Altar der Kunst geopfert und gleichzeitig gerettet. In seinem Roman Cherubim setzt Fritsch dem alten Bauernknecht Wenzel Heindl ein literarisches Denkmal, indem er ihn Geschichten erzählen läßt, die seine Leser ins Paradies der Poesie entführen. Mit Chroma – Farbenlehre für Chamälions behandelt Pokroppa schließlich einen der neusten und kunstvollsten Texte von Werner Fritsch und gelangt so zu einer ersten literaturwissenschaftlichen Einschätzung der poetischen Entwicklung des in Berlin lebenden Autors.
Stefan Pokroppa
Sprache jenseits von Sprache
Textanalysen zu Werner Fritschs „Steinbruch“, „Fleischwolf“, „Cherubim“ und „Chroma“
2003
135 Seiten
kartoniert
ISBN 3-89528-392-4
Stefan Pokroppa, Jahrgang 1975, lebt zur Zeit in Mainz und studiert dort Germanistik, Soziologie und Politikwissenschaft.
Mit seinen akribischen Textanalysen, die ihr besonderes Augenmerk auf die sprachlichen Ausdrucksmittel F.s legen, bahnt der Verf. einen Weg in das sperrige Werk dieses Autors.
Norbert Otto Eke in „Germanistik“ 46 (2005), H. 1/2