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Niklas Luhmann hat sich trotz seines dezidiert soziologischen Ansatzes immer wieder zu bewußtseinstheoretischen Fragestellungen geäußert, ohne eine abgeschlossene Bewußtseinstheorie vorgelegt zu haben. Die vorliegende Studie versucht das in nuce, indem sie die Thesen der Luhmann-Schule bündelt und erweitert. Wichtige Referenzen sind dabei der Formenkalkül Spencer-Browns und der différance-Begriff Derridas, strikt systemtheoretisch konturiert. Im Anschluß daran werden ästhetische Phänomene in den Blick genommen.
Während die klassisch-systemtheoretische Ästhetiktheorie allerdings immer auf das soziale System Kunst konzentriert ist, schreibt Dominik Paß die Ästhetik im Sinne von aisthesis wieder auf Wahrnehmungsphänomene – also auf Bewußtsein – um. Demonstriert wird das an der Wahrnehmung moderner Kunst (Literatur, phonetische Poesie, elektronische Musik), an ihrer Kraft, das Bewußtsein nachdrücklich zu faszinieren, zu okkupieren, zu binden. Die Beispiele auf der beiliegenden CD unterstreichen psychoakustische und ästhetische Thesen, die im Buch entwickelt werden.
Dominik Paß
Bewußtsein und Ästhetik
Die Faszination der Kunst
2006
ISBN 978-3-89528-588-2
492 Seiten + CD
kartoniert
Dominik Paß, Dr. phil., geb. 1970, studierte Germanistik, Soziologie, Philosophie und Psychologie an der Universität zu Köln. Er lehrte dort Neuere Deutsche Literaturwissenschaft und im Bereich Medienkulturwissenschaft. Veröffentlichungen zu Heinrich von Kleist, Thomas Bernhard, H.C. Artmann, elektronischer Musik, Germanistik und zur Deutschfachdidaktik. Zur Zeit beendet er seine Lehrerausbildung für die Fächer Deutsch, Philosophie und Praktische Philosophie.
Niklas Luhmanns Soziologie sah sich immer wieder mit bewusstseinstheoretischen Fragestellungen konfrontiert, eine systemtheoretische Bewusstseinstheorie existiert bislang jedoch nicht. Mit der vorliegenden Studie versucht Dominik Paß nichts Geringeres, als dieses Desiderat zu beheben. Die wichtigsten Thesen der Systemtheorie bündelnd, werden diese in Erweiterung des Formkalküls George Spencer Browns und im Anschluss an den différance-Begriff Derridas von Paß neu konturiert und integriert.
[...] Fazit: Diese Arbeit ist ein »Herkulesprojekt«, wie es nur wenige ihrer Art gibt. Paß legt mit seiner Arbeit eine kritisch reflektierte und analytisch scharfsinnige Studie vor, die nicht nur ihren eigenen Ansatz zelebriert, sondern zudem die eigenen Anschlussmöglichkeiten diskutiert und konkrete Anwendungsbeispiele mitliefert. Dennoch sollte nicht unerwähnt bleiben, dass Paß für eine derart komplexe Thematik wie dieser den Aufbau und Verlauf seiner Argumentation zum Teil nicht hinreichend transparent macht. Wünschenswert wäre gewesen, den bisherigen Erkenntnisstand an einigen Stellen weit gründlicher zu reformulieren als geschehen. Dieses wäre leicht über Kapiteleinführungen und -anschlüsse zu bewerkstelligen gewesen, bleibt jedoch auf einige wenige bilanzierende Fazits beschränkt.
Dies ändert jedoch nichts daran, dass die in dieser Studie erzielten Ergebnisse von hohem Erkenntniswert sind und in der nachfolgenden Theoriearbeit weitere, je kunst-spezifische Profilierung finden sollten.
Silke Benckendorff in „IASLonline“ (12 .05.08)
Vollständig unter: http://www.iaslonline.de/index.php?vorgang_id=2678
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