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Nur wenige Fachleute stießen gelegentlich auf eine ältere Nachricht, wonach 1589 in Lemgo 25 »geistvolle Andachtslieder« einer Anna von Quernheim gedruckt worden seien. Nicht einmal der Buchtitel war bekannt. Gertrud Angermann spürte in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel das möglicherweise einzige erhaltene Exemplar auf. Damit liegt eine Liedauswahl vor, die einen Eindruck gibt von den Werken der ältesten bekannten Liederdichterin Westfalens. Die Neuveröffentlichung der 25 Lieder in mittelniederdeutscher Sprache wird ergänzt durch eine Übertragung in heutiges Deutsch.
Eine günstige Quellenlage erlaubte es der Autorin, die Biographie der Anna von Quernheim (vor 1520 - 1590) weit detaillierter nachzuzeichnen, als für das Leben einer Frau des 16. Jahrhunderts üblicherweise zu erwarten ist, detaillierter, als Darstellungen von Persönlichkeiten dieser Zeit insgesamt auszufallen pflegen, soweit es sich nicht um exponierte Gestalten der Geschichte handelt.
Das umfassende Portrait der von der Ulenburg (südlich des Wiehengebirges) stammenden Stiftsdame, die dem lutherischen Stift Berg (Herford) fast vier Jahrzehnte als Dechantm vorstand, bietet somit exemplarisch einen fundierten Einblick in die Bedingungen weiblicher Existenz zu ihrer Zeit. Weit mehr, als man es für eine Frau des 16. Jahrhunderts erwarten kann, werden ihre Persönlichkeit und ihr Lebenskreis lebendig.
Gertrud Angermann
Anna von Quernheim
(von 1520-1590)
Die erste bekannte Liederdichterin Westfalens und 25 ihrer geistlichen Gesänge in niederdeutscher Sprache
1996
271 Seiten
kartoniert
ISBN 3-89528-166-2
Gertrud Angermann, Jahrgang 1923, studierte ab 1942 Geschichte, Altphilologie, Germanistik und verwandte Fächer in Rostock, Leipzig und, mit Unterbrechung, in Münster. 1950 Promotion und Erstes Staatsexamen für das Lehramt an Höheren Schulen. 1952 bis 1985 im gymnasialen Schuldienst; seit 1958 und 1961 Mitglied der Volkskundlichen und der Historischen Kommission für Westfalen. Zahlreiche Aufsätze zur Geschichte des nordöstlichen Teils von Westfalen.
Buchveröffentlichungen: Der Oberst Georg von Holle (1514-1576). Ein Beitrag zur Geschichte des 16. Jahrhunderts. Minden 1966; Stammbücher und Poesiealben als Spiegel ihrer Zeit nach Quellen des 18. - 20. Jahrhunderts aus Minden-Ravensberg. Münster 1971, Engel an Ravensberger Bauernhäusern. Ein Beitrag zum Wandel des Dekors vom 18. bis 20. Jahrhundert. Münster 1974 (eine ergänzte u. neubearbearbeitete Auflage ist 1986 erschienen); Land-Stadt-Beziehungen. Bielefeld und sein Umland 1760 - 1860. Münster 1982; Pickert und Pizza. Bielefeld 1984; Bilder in Leinen, 17. bis 20. Jahrhundert (Katalog). Bielefeld 1985; Handarbeiten als Dokumente aus dem Leben lippischer Frauen (1830 - 1930) (Katalog). Detmold 1991, Volksleben im Nordosten Westfalens zu Beginn der Neuzeit. Eine wachsende Bevölkerung im Kräftefeld von Reformation und Renaissance, Obrigkeit und Wirtschaft (Minden - Herford - Ravensberg - Lippe). Münster/New York 1995.
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