Die seit langer Zeit und immer wieder geäusserte Kritik an der traditionellen Epocheneinteilung und den gebräuchlichen Epochenbezeichnungen hat bislang wenig Einfluss auf die Literaturgeschichtsschreibung zu nehmen vermocht. Das vorliegende Studienbuch greift einen Vorschlag des Literaturdidaktikers Karlheinz Fingerhut auf, „die literaturgeschichtlichen Ordnungsgrössen an […] makrohistorischen Oppositionen festzumachen“, und erfasst in sechs Kapiteln die grossen Wandlungsprozesse der deutschen Literatur vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Anhand von Textvergleichen zu Themen, die für die jeweilige Zeit und Opposition repräsentativ sind, werden Entwicklungslinien – Schneisen vergleichbar – durch die deutschsprachige Literatur gezogen. Da als Gliederungsprinzip neben die Thematik die Gattungszugehörigkeit der Texte tritt, kommen ausser den Veränderungen in der Gestaltung des Themas und der Sprache auch die der literarischen Gattungen in den Blick. Am Anfang jedes Kapitels steht eine Einführung in den mentalitäts-, sozial- und kulturgeschichtlichen Zusammenhang des von dem Kapitel erfassten Zeitraums. Ihr folgt eine Gegenüberstellung poetologischer Texte, die die unterschiedlichen literaturtheoretischen Positionen erhellen sollen.