Henriette Davidis gilt als berühmteste deutsche Kochbuchautorin. Eine soeben erschienene Textsammlung zeigt, dass sie sich auch als Ratgeberin für alle Fragen des Frau-Seins verstand [...]. Wann immer es in Dieter Treecks Familie etwas zu feiern gab – Henriette Davidis war gegenwärtig. „Dann musste Pfefferpotthast à la Davidis aufgetischt werden“, sagt Treeck. So wurde diese Frau für ihn zu einer kulinarischen Leitfigur, obwohl er damals nur zwei Dinge von ihr kannte: ihren Namen und ihr Potthast-Rezept. Das sollte sich später ändern, Treeck fing an, Davidis-Erstausgaben zu sammeln und auch jene Bücher zu entdecken, die nicht vom Kochen handeln. Und soeben hat der 1936 in Dortmund geborene Autor für die „Kleine Westfälische Bibliothek“ ein Henriette-Davidis-Lesebuch zusammengestellt (Aisthesis Verlag, 8,50 Euro). Darin stehen Texte zu fast allen Themen des Alltags: Davidis schrieb über die Reinlichkeit und das Tassenspülen, über das „Schlafzimmer der Jungfrau“ und das „Sparsystem der Hausfrau“. Über „die gute Tochter“ und das „Verhältnis zu den Schwiegereltern“. Über das Einmachen und Trocknen von Früchten sowie über den Einfluss des Mondes auf die Pflanzen. „Wer Davidis liest“, sagt Treeck, „bekommt ein Zeitbild des 19. Jahrhunderts vermittelt, das weit über das Kochen hinausgeht.“
Andreas Fasel in „Welt am Sonntag“ (11.09.2011)
Hier der komplette Artikel: http://www.welt.de/print/wams/nrw/article13597642/Rezepte-fuers-Leben.html
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