„Dichterin der Kinderseele“ – so wurde die 1871 in Minden/W. geborene und in Bielefeld aufgewachsene, später in Berlin, München und Wien lebende Schriftstellerin Josefa Metz in einer Buchbesprechung treffend genannt. Von ihr stammen nicht nur Bilderbücher, Verse und Textsammlungen für Kinder, sondern auch zahlreiche Gedichte und Episoden, in deren Mittelpunkt Kinder und ihre unbefangene Sicht auf die Welt stehen. Mit Augenzwinkern schildert die Autorin um die Wende zum 20. Jahrhundert z.B. einen erster Kirchgang, einen Zoo- und einen Kirmesbesuch, ebenso eine erste Begegnung mit dem Theater beim Weihnachtsmärchen.
Josefa Metz, Spross einer alten, seit dem 17. Jahrhundert in Westfalen ansässigen jüdischen Familie und Tochter aus gutbürgerlichem Haus (der Vater war Justizrat) und unverheiratete Tante zahlreicher Nichten und Neffen, verband eine genaue Beobachtungsgabe mit sprachlicher Präzision, Einfühlungsvermögen und humorvoller Wärme. Diese Kombination – und die Tatsache, dass Kinder heute sich zwar in einer veränderten Welt, aber im Kern nicht grundsätzlich anders verhalten als vor 100 Jahren – tragen dazu bei, dass ihre Texte bemerkenswert modern wirken, auch wenn die Zeit der wilhelminischen Matrosenanzüge längst vergangen ist.
Dass sie selbst bereits um 1900 – als Frau! – die Risiken einer mehr als unsicheren freien Schriftstellerexistenz nicht scheut (der Vater starb bereits in ihrem 16. Lebensjahr und hinterliess drei weitere noch unversorgte Kinder), zeugt darüber hinaus von einer beeindruckend unkonventionellen Einstellung, von einer ganz privaten Revolte gegen die gesellschaftlichen Zwänge ihrer Zeit.
Auf Kaiserreich und Republik folgt schliesslich die Nazi-Diktatur, die für Josefa Metz, zunächst Berufsverbot und Diskriminierung zur Folge hat, 1941 die Deportation nach Theresienstadt. Dort starb sie, vermutlich an einer der zahlreichen Seuchen im Lager, im Februar 1943.