Theodor Mundts entschiedenes Verdikt gegen die philosophische Ästhetik seiner Zeit benennt Hegel als den Hauptverursacher der beklagten Praxisferne und der Sekundarisierung innerhalb des philosophischen Systemdenkens. Anstelle ‘lebloser’ Begriffe steht ihm eine auf das Leben bezogene ästhetische Theorie vor Augen.
Auch wenn es Mundt und seinen Mitstreitern nicht gelingt, die Bestimmungen der Hegelschen Ästhetik kategorial zu überwinden, so ist doch – im theoretischen Programm wie in der literarischen Praxis – das Bestreben unübersehbar, Kunst und Leben, Literatur und Politik in möglichst enge Verbindung miteinander zu bringen, erstarrte Formen aufzubrechen und an ihre Stelle neue zu setzen, die unter sich rasant verändernden Aussenbedingungen geeignet erscheinen, diese Verbindung zu festigen.
Das vorliegende Jahrbuch ist dem Wandel literarischer Konzepte im Vormärz und der Reflexion darüber gewidmet; im Mittelpunkt stehen, im Sinne Mundts, eher Überlegungen der Literaturproduzenten selbst als philosophisch-systematische Entwürfe in der Nachfolge Hegels.