Artikel-Nr.: 978-3-8498-1390-1
In der heute kanonisierten Literatur der Mitte des 19. Jahrhunderts spielt die Industrielle Revolution keine grosse Rolle. Sie spart die Fabriken und die mit ihnen verbundenen sozialen Konflikte und Kämpfe aus, die Autoren wie z. B. Fontane für ‚nicht poesiefähig‘ erklären. Gleichwohl: Konkurrenzlos ist dieser Standpunkt nicht. Die auch zu dieser Zeit erscheinenden sozialen Romane widmen sich gerade den Schattenseiten und Folgekosten der Industrialisierung, verlieren dabei aber das Ziel der Versöhnung der sozialen Gegensätze, die Suche nach Möglichkeiten von deren Integration in ein grösseres gesellschaftliches Ganzes, nie aus dem Auge. Den ästhetischen und inhaltlichen Modi der Konzeption dieses ‚Ganzen‘ geht die vorliegende Arbeit nach.
Daten |
Johannes Brambora Von Hungerlöhnern, Fabriktyrannen und dem Ideal ihrer Versöhnung Der Beitrag des populären Romans zur Entstehung eines sozialen Erklärungsmusters ökonomischer Gegensätze der Industrialisierung. 1845-1862 Vormärz-Studien XLIII 2020 [als Print-Ausgabe: 2020: ISBN 978-3-8498-1389-5] ISBN 978-3-8498-1390-1 336 Seiten E-Book (PDF-Datei), 2,5 MB |
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Inhalt |
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Autoreninfo |
Johannes Brambora studierte Germanistische Literaturwissenschaft und Philosophie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Im Jahr 2019 wurde er mit der vorliegenden Arbeit promoviert, die im Rahmen des Promotionsstudiengangs Sprache – Literatur – Gesellschaft entstand. Er arbeitet als Lehrer in Leipzig. |
Lese-/Hörprobe |
Leseprobe: lp-9783849813895.pdf |
Aus der Kritik |
Die vorliegende Studie zum sozialen Roman in Deutschland in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts beschäftigt sich eingehend mit einer Gattung, die bisher nur spärlich literaturwissenschaftlich erfasst worden ist. Der soziale Roman ist eine Variante des Unterhaltungsromans, der sich seit den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts grosser Beliebtheit bei der Leserschaft erfreute, wie literarische Journale und Leihlisten von Bibliotheken aus dieser Zeit belegen. Im Gegensatz zur anglistischen Literaturwissenschaft, wo der soziale Roman von Schriftstellern wie Charles Dickens oder Elizabeth Gaskell schon lange Thema akademischen Diskurses ist, wird die Mehrheit der Unterhaltungsliteratur dieser Zeit in der germanistischen Literaturwissenschaft eher stiefmütterlich behandelt.[...] Johannes Brambora legt in seiner Analyse dieser fünf Romane eindeutig dar, dass und vor allem wie der soziale Roman von den Autoren der damaligen Zeit als Raum genutzt wurde, um verschiedene Gemeinschaftskonzepte und Reformideen durchzuspielen und auf ihre Realisierbarkeit hin zu prüfen. [...) die Studie (zeigt), wie sich auch auf einem gut bearbeiteten Feld wie dem sozialen Roman noch neue Erkenntnisse gewinnen lassen. Gerade in der Aufmerksamkeit für die Ränder des Sozialen weist die Vormärzliteratur hier einmal mehr auf die Avantgarde der Jahrhundertwende voraus. [...] Im Gegensatz zu den häufig theorieüberfrachteten Studien dieser Art ist das Ganze auf eine wohlwollende Weise lesbar geschrieben. [...] Brambora [...] geht mit ideologiekritischer Perspektive höchst eindringlich auf die Frage ein, wie in diesen fünf Romanen die in ihnen stattfindende Konfrontation zwischen den kapitalistischen Fabrikherrn und den ausgebeuteten Arbeiter*innen dargestellt wird. [Bei] Bramboras Buch [steht] höchst konkret[e] Argumentationslogik im Vordergrund [wie] auch in den meisten bisherigen Bänden der Reihe „Vormärz-Studien“, in der dieser Band erschienen ist. [...]
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Reihe |
Vormärz-Studien XLIII |