Verknüpfung und Sichtbarkeit sind zentrale erkenntnis- und medientheoretische Probleme in Jean Pauls Texten und in Hypertexten. Diese weisen daher zahlreiche strukturelle Ähnlichkeiten auf, die zu einer vergleichenden Analyse geradezu herausfordern: Beide Texturen sind ‚aus Stücken‘ geschrieben, beide verfolgen eher das Verknüpfen von Motiven und Modulen als das Erzählen einer Story und beide werden entweder wegen mangelnder Übersichtlichkeit stark abgelehnt oder wegen neuer Sichtmöglichkeiten hoch gelobt. Aus der Ästhetik Jean Pauls lassen sich daher Rückschlüsse auf die Medientheorie der Hypertexte ziehen und vice versa. Gerade vor dem Hintergrund der strukturellen Ähnlichkeiten kann aber auch die mediale Differenz überhaupt erst sinnvoll diskutiert werden: Worin unterscheidet sich das ‚papierene‘ Verfahren Jean Pauls von elektronischen Hypertexten, wo stehen sie aber auch vor den gleichen medialen Problemen?
Zur vergleichenden Analyse wird ein Beschreibungsmodell entwickelt, das zwei Perspektiven unterscheidet: die Perspektive des Link, die den Blick auf Verknüpfungen richtet, und die Perspektive der Lücke, die den Blick auf Verknüpfbarkeiten richtet. Durch sie kann die Problematik der Verknüpfung und der Sichtbarkeit besonders gut erfasst werden, und zwar im Blick auf die strukturellen Ähnlichkeiten und die mediale Differenz. Der Vergleich von Jean Pauls Texten und Hypertexten lässt so aktuelle erkenntnis- und medientheoretische Fragen als ihr gemeinsames Drittes zum Vorschein kommen, er lässt die beiden Bereiche auf gezielte Weise gleichsam aufeinander ‚reagieren‘.