Immer wieder die Feldherrnstraße. Die Schützenstraße, die Scharnhorststraße, die Trinkhalle. Man könnte nach der Lektüre von »Ja, mach nur einen Plan« problemlos einen Stadtplan des Dortmunder Hafenviertels entwerfen.
Und eine Soziologie seiner Bewohner. Das Stadtviertel scheint geradezu ein Sammelbecken origineller, schräger Charaktere zu sein. In »Ja, mach nur einen Plan« hat Ralf Thenior ihnen ein Denkmal gesetzt. Der Roman erzählt die Geschichte eines Hauses und seiner mehr oder weniger verschrobenen Bewohner. Er wirft, wie bei einer Boulevardkomödie, einen Blick durchs Schlüsselloch: Tür auf, Tür zu, wechselnde Begegnungen, Gespräche über Gott und die Welt, über Nichtigkeiten, aber auch die ganz große Themen, die das Seelenleben bewegen: Die Frage nach dem Glück beispielsweise, die nach dem zwischenmenschlicher Beziehungen, die nach der eigenen Würde und dem Durchhalten-Müssen in Zeiten, in denen dem Einzelnen alles abverlangt wird.
Und dazwischen eingestreut hochkomplexe insiderhafte Diskussionen über Renaissance-Musik, Modern Jazz, die Qualität chinesischer Falsettisten. Will sagen: Die Protagonisten des Romans sind keine Dumpfbacken à la RTL-Ruhrpott-Serien. Sie sind allenfalls Gestrandete, die im Leben nicht so recht zum Zuge gekommen sind. Aus welchen Gründen auch immer: Weil ein Quäntchen Glück fehlte, weil der eigene Dickkopf im Weg stand, weil man sich nicht duckmäuserisch verbiegen wollte - oder als bodenständiger Ruhri nun mal aus anderem Holz geschnitzt ist als Otto Normalverbraucher.