Der Name Garlieb Helwig Merkels ist nicht mehr allzu vielen Literaturhistorikern vertraut, und wenn doch, so ist er oft negativ konnotiert. Merkel beging den taktischen wie sachlichen Fehler, sowohl in die Goethe-Verehrung im Berlin der Jahre um 1800 nicht einzustimmen wie auch gegen das hochfahrend genialische Treiben der Romantiker und insbesondere der Schlegels in Berlin zu Felde zu ziehen.
Merkel (1769-1850) war großgeworden in den Traditionen der Aufklärung, und in aestheticis zitierte er mit Vorliebe Alexander Pope und Voltaire, war also und blieb einer aufklärerischen Ästhetik und Poetik verpflichtet. Politisch allerdings war er wacher als seine literarischen Opponenten, und seine Antriebe als Autor sind ohnehin eher publizistischer und politischer als ästhetischer Art.
Als Herausgeber von Zeitungen und Zeitschriften hat er sich große Verdienste um die Etablierung des Kulturjournalismus erworben – sowohl in seinen Jahren in Berlin bis 1806 wie auch später, wieder in Riga, wo er jahrzehntelang die dortige deutschsprachige bürgerliche Öffentlichkeit von Vorgängen in Wissenschaft, Literatur und Kunst in der Zeitung »Der Zuschauer« zu unterrichten sich zur Aufgabe machte. Es ist kaum Übertrieben, ihn den Erfinder des Feuilletons zu nennen.