Diese Publikation widmet sich Leben und Werk einer zu Unrecht vergessenen Autorin des 20. Jahrhunderts. Geboren in Blumenthal bei Bremen empfing Tami Oelfken (1888-1957) in der Künstlerkolonie Worpswede nachhaltige Impulse, die ihre spätere literarische Arbeit ebenso prägen sollten wie ihre politische Haltung und ihre Arbeit als (Reform-)Pädagogin, die bis zur Schließung ihrer Schule durch die NS-Behörden im Jahr 1934 ihr Leben bestimmte. Sie lebte seit 1922 in Berlin und publizierte 1931 und 1932 zwei das Großstadtleben schildernde Kinderbücher.
Nach dem wiederholten Scheitern ihrer Versuche, sich im Ausland eine Existenzgrundlage zu verschaffen, überstand sie die NS-Zeit in wechselnden Quartieren in Süddeutschland, stets auf der Flucht vor den Nachstellungen der Gestapo, gesundheitlich angeschlagen und unter chronischem Geldmangel leidend. In dieser Zeit verfasste sie den größten Teil ihres schriftstellerischen Werks, teils in der Absicht einer Selbstvergewisserung, die insbesondere die Erzähltexte über ihre Kindheit und Jugend im Bremer Raum bestimmte, teils in bewusster Zeitzeugenschaft, die sie zum Verfassen eines (nach 1945 publizierten) Tagebuchs veranlasste – und überwiegend ohne Aussicht auf Veröffentlichung.
Gina Weinkauff legt eine Gesamtwürdigung des schriftstellerischen Werks von Tami Oelfken und eine Analyse seines Formenspektrums vor. Im biografischen Teil werden die Stationen der Lebensgeschichte Tami Oelfkens und ihre Beziehungen zu Weggefährtinnen und Weggefährten sichtbar gemacht.