Bereits während seiner Entstehung wird die Geschlossenheit von Johann Wolfgang Goethes Roman »Wilhelm Meisters Lehrjahre« (1795/1796) kritisch diskutiert. Bis heute stehen Deutungen, die auf den Zusammenhalt des Romans abzielen, Ansätzen gegenüber, die dessen Brüche betonen. Auf diese Weise wird ihm jene Offenheit erhalten, die die Frage nach einer den Text schließenden Struktur überhaupt erst provoziert. Vor dem Hintergrund wichtiger kulturgeschichtlicher Entwicklungen des 18. Jahrhunderts geht die vorliegende Studie diesem intrikaten Verhältnis von Geschlossenheit und Offenheit, Kohärenz und Inkohärenz in Goethes Roman nach. Beschrieben werden ihre dialektischen Verschränkungen und deren Auswirkungen auf die Sinnproduktion des Textes. Gerade aus dem Wechselspiel von Kohärenz und Inkohärenz bezieht der Roman seine Modernität.