Das vorliegende Buch widmet sich der Frage, was die Literatur über das Ökonomische weiß. Zu Zeiten, in denen wohl zu Recht allenthalben behauptet wird, unsere Gesellschaft und mithin das Leben jedes Einzelnen sei zunehmend vom Ökonomischen bestimmt, ist diese Frage in besonderer Weise relevant: umso mehr, als es oft bei dieser Behauptung bleibt und darüber hinaus nicht in den Blick gerät, wie die Rede von der ‚Ökonomisierung‘ eigentlich funktioniert, welchen Wertehaushalt sie ihrerseits etabliert und wo in historischer Hinsicht ihre Anfänge zu vermuten sind. Die Literatur weiß hier Abhilfe zu schaffen: Spätestens seit Beginn der Frühen Neuzeit gibt sie Aufschluss darüber, wie die Subjekte, Medien und Modalitäten ökonomischen Handelns zu bestimmten Zeitpunkten bedacht und zur Sprache gebracht werden – vor allem da, wo (wie vor dem 18. Jahrhundert) noch kein systematisches Wissen über die Wirtschaft der Gesellschaft verfügbar ist, aber auch da, wo (wie vom 18. Jahrhundert bis heute) die Volks- und Betriebswirtschaftslehren offensichtlich an Tendenzen des Gesamtzusammenhangs wie an den Erfahrungen und Befindlichkeiten Einzelner regelmäßig vorbei gehen. Dieses, das literarisch vermittelte Wissen vom Ökonomischen, genauer: von der Genealogie des ökonomischen Menschen wird hier lesbar gemacht.
Urs Urban
Die Ökonomie der Literatur
Zur literarischen Genealogie des ökonomischen Menschen
2018
ISBN 978-3-8498-1305-5
237 Seiten
kartoniert
Urs Urban, Jahrgang 1974, ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Romanistik der Humboldt-Universität zu Berlin. Studium der Romanistik, Germanistik und Pädagogik an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und an der Universität Wien, Promotion an der Universität Trier mit einer Arbeit über Jean Genet (2005), dann für den DAAD tätig in Strasbourg und Buenos Aires. Veröffentlichungen zuletzt vor allem zur Poetik ökonomischen Wissens.
Leseprobe: lp-9783849813055.pdf
Urbans materialreiches Buch bietet ein anregendes Panorama der interdiskursiven Verschränkung von Literatur und Ökonomie und grenzt sich dezidiert von der vorliegenden Forschungsliteratur ab.
Matthias Schaffrick in „Germanistik“ (2019 - Band 60 - Heft 3-4)