Die vorliegende Edition bietet erstmals eine kommentierte Ausgabe sämtlicher Briefe von und an Peter Hille (1854-1904). Sie bereichert den Fundus seiner bislang bekannten Korrespondenz um zehn neue Dokumente. Sämtliche Briefe wurden, sofern möglich, von den Handschriften aus neu ediert. Insgesamt gelangen 179 Briefe aus 18 in- und ausländischen Archiven und Bibliotheken zum Abdruck.
Hilles Briefe bieten ein notwendiges Korrektiv zur traditionellen Hille-Forschung. Sie geben – fern jeder Vorinterpretation – authentisches Material zu Leben und Werk des Autors an die Hand. Es gilt nachdrücklich, Hilles Korrespondenz als Hilfsmittel und kritisches Instrument der Hille-Forschung einzuführen. Sie liefert vielfältiges Material für ein neues Bild des Schriftstellers. Die Briefe zeigen Hille als reale Existenz, nicht infiziert, sondern befreit vom Ballast eines omnipräsenten Hille-„Mythos“.
Auch wenn Hille nicht zu den kanonisierten Autoren um 1900 zählt, erschließen sich über seinen Briefwechsel – gleichsam von der Peripherie aus – relevante produktions- und rezeptionsästhetische Zusammenhänge des damaligen Literaturbetriebs.
Peter Hille
Sämtliche Briefe
Kommentierte Ausgabe
Herausgegeben von Walter Gödden und Nils Rottschäfer
Veröffentlichungen der Literaturkommission für Westfalen Band 43
Reihe Texte Band 18
2010
ISBN 978-3-89528-781-7
565 Seiten, 9 Abb.
kartoniert
Leseprobe: 9783895287817.pdf
>[...] Die Literaturkommission für Westfalen ist es [...], die in Zusammenarbeit mit der Peter-Hille-Forschungsstelle der Universität Paderborn im Aisthesis Verlag seit einiger Zeit vorbildlich edierte Ausgaben [von Peter Hilles] Schriften herausbringt. Nachdem dort bereits 2007 die erste chronologische Ausgabe von Hilles Werken zu Lebzeiten herausgekommen ist, liegt nun die Gesamtausgabe seiner Briefe vor. [...] Die ersten Bände der Kommentierten Ausgabe, die mit ebenso informativen wie anregenden Anmerkungen versehen sind, bedeuten einen großen Schritt auf den Weg zu deren Erforschung.
Magnus Klaue in „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (22.06.2011)
[Die Ausgabe] nutzt Erscheinungen zu Leben und Werk Peter Hilles für eine umfassende Kommentierung, ohne die H.s Briefe weitgehend unverständlich blieben und die über Informationen zu H. hinausreichend die Literatur des ausgehenden 19. Jh. betrifft.
Rüdiger Bernhardt in „Germanistik“ (1-2/11)
Aus den unorthodox gestalteten Briefen Hilles ist eine beispielhafte und für die Beschäftigung mit Dichter und Zeit materialreiche Ordnung entstanden, die einen neuen, „säkularisierten“ Hille bestätigt. Faksimiles deuten das besondere, allen Brieftraditionen trotzende Verhältnis des Dichters zum Schreiben an. Bereits die chronologische Abfolge der Briefe von 1874 bis 1904 verlangte den Herausgebern alles ab, da Hille selten präzise Angaben machte und seine Handschrift schwer, oft unleserlich ist. Der Kommentar, ohne den die oft kryptischen Briefe unverständlich wären, ist eine herausragende, außergewöhnlich umfangreiche Leistung, die Dokumente aus dem gesamten naturalistischen Umfeld einbezieht.
Rüdiger Bernhardt in „Weimarer Beiträge“ (3/2012)
[...] Hilles Adressatenkreis liest sich wie ein „Who is Who“ der Moderne um 1900. Neben den Hart-Brüdern und Hauptmann finden sich als dauerhafte Korrespondenzpartner etwa der Hilles Schaffen früh hochschätzende Detlev von Liliencron, Hermann Conradi, Karl Henckell, Richard Dehmel und vor allem die mit zahlreichen kunstvollen Schreiben bedachte Freundin Else Lasker-Schüler, [...] was die Herausgeber seiner Briefe zu Recht zu dem Schluss kommen lässt, die Briefsammlung stelle letztlich „für die Zeit um 1900 [...] eine Literaturgeschichte in nuce dar“. Dass dem so ist, das darf man dieser Einschätzung des Materials hinzufügen, liegt gleichwohl in erster Linie an der umfänglichen, ja minutiösen Kommentierung der Briefe, die Walter Gödden und Nils Rottschäfer leisten und ohne die viele der anspielungsreichen und originellen, zum Teil verquer anmutenden Schreiben Hilles und seiner Briefpartner heutige Leser rätselnd zurücklassen würden. Nicht nur jeden einzelnen der Korrespondenzpartner, jedes der erwähnten Journale bzw. (oft nicht verwirklichten) Zeitschriftenprojekte und zumindest zahlreiche biographische Wendungen des an Umschwüngen reichen Lebens des Briefschreibers machen sie nachvollziehbar vor allem in das Dickicht des Hille’schen Schreibens, das durch die unstete, wanderfreudige Lebensweise dieses Autors nur ganz unvollständig in Manuskript- oder Druckform überliefert ist, bringen sie durch die Mühe, die sie den zahlreichen verschollenen Werken, Aufsätzen oder Projekten Hilles widmen, mehr Licht, als man es angesichts einer derartigen Ausgangslage vielleicht hoffen durfte. [...] Neben diesem philologisch hohen Wert der Edition zeichnet diese jedoch auch ein Bild von Selbst- und Fremdwahrnehmung Hilles, das die Zwiegespaltenheit seines Lebensmodells als Flaneur, Bohemien oder Dichtervagabund deutlich vor Augen führt. [...]
Robert Walter-Jochum in „;Berliner Beiträge zur Editionswissenschaft / Editionen in der Kritik“ (2012)
Veröffentlichungen der Literaturkommission für Westfalen Band 43
Reihe Texte Band 18
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