Diese Untersuchung versucht, den Wandel von Ästhetik zu Aisthesis, der die gegenwärtigen ästhetischen Debatten beherrscht, in konkreten, literarisch gestalteten Wahrnehmungserfahrungen archäologisch zu fundieren. Der kindliche Blick in Walter Benjamins „Berliner Kindheit um neunzehnhundert“, bildliche Figurationen in Siegfried Kracauers Essayband „Das Ornament der Masse“ und die Gestalt als wahrnehmungspsychologische Modifikation der künstlerischen Form in Rudolf Arnheims Frühwerk stellen konkrete Beispiele diskursiver Wahrnehmungspraktiken dar. Alle drei Modelle eint, von der sinnlichen Anschauung der empirischen Wirklichkeit auszugehen. Dabei bilden sowohl die wahrgenommenen Gegenstände als auch die wahrnehmenden Organe bzw. diese unterstützende technische Geräte und kulturelle Praktiken ihr konkretes Material. Den begrifflichen Rahmen für die unterschiedlichen Bedeutungshorizonte von Wahrnehmung bildet die Sammelbezeichnung aisthesis materialis. Der Begriff der Aisthesis verweist auf den ästhetischen Horizont der untersuchten Texte als Literatur, in dem die Ausdeutbarkeit der verschiedenen Aussagen zur Wahrnehmung letztendlich situiert wird.
Uta Beiküfner
Blick, Figuration und Gestalt
Elemente einer aisthesis materialis im Werk von Walter Benjamin, Siegfried Kracauer und Rudolf Arnheim
2019 [als Print-Ausgabe: 2003: ISBN 978-3-89528-418-2]
ISBN 978-3-8498-1408-3
328 Seiten
E-Book (PDF-Datei), 3,5 MB
Uta Beiküfner, geboren in Erfurt, Studium der Germanistik, Filmwissenschaft und Publizistik. Veröffentlichungen zur Literatur in Deutschland von 1933 bis 1945.