Dieses Buch ist für alle, die beim Lesen von Literatur über das Gelesene ‚nach-denken‘ möchten. Das kann man leichter und angemessener tun, wenn man etwas von der besonderen Sprache der Literatur versteht. Diese poetische Sprache unterscheidet sich äußerlich nicht von der normalen, natürlichen Sprache. Dennoch ist es grundlegend verschieden, ob zum Beispiel jemand seinen Vater fragt: „Aber ist Euch auch wohl, Vater?“, oder ob ein Drama mit diesen Worten beginnt. Was im normalen Leben nur den Gesundheitszustand eines konkreten Menschen meint, kann in einem Drama – wenn der ‚Vater‘ im Zeitalter des Absolutismus zugleich ein ‚regierender Graf‘ ist – darüber hinaus nach dem Zustand des patriarchalen Systems fragen, in dem der Autor und sein Publikum leben.
In diese poetische Sprache führt LiteraturLesen ein und versucht allgemeinverständlich zu vermitteln, auf welch vielfältige Weise Literatur bedeutend sein kann. Das Buch enthält ein Modell, das den Blick und die Gedanken auf Zusammenhänge lenkt, die beim normalen Lesen von Literatur unbeachtet bleiben. An Beispielen aus der erzählenden, lyrischen und dramatischen Literatur wird gezeigt, wie sich das Modell anwenden lässt und was es „bringt“, wenn man poetische Literatur zu lesen versteht.
Alwin Binder
LiteraturLesen
Was lässt sich beim Lesen denken?
2., verbesserte Auflage 2004
2021
ISBN 978-3-89528-396-3
Alwin Binder (1934-2017) lehrte von 1970 bis 1996 Neuere deutsche Literatur an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
Zahlreiche Publikationen zur Neueren deutschen Literatur s. www.alwinbinder.de
Buchveröffentlichungen: Faustische Welt. Interpretation von Goethes Faust in dialogischer Form. Urfaust - Faust-Fragment - Faust I (4., durchges. u. verb. Aufl. Münster 2005); Unterrichtsmodell zur deutschen Klassik (Bern u.a. 2006); Rainer G. Schumacher. Biografie des Künstlers (Münster 2012); Hrsg.: Johann Wolfgang Goethe, Der Groß-Cophta (Bibliograph. erg. Ausg. Stuttgart 1998); Hrsg. mit Heinrich Richartz: Joachim Heinrich Campe, Robinson der Jüngere (Bibliograph. erg. Ausg. Stuttgart 2000)
Leseprobe: lp-9783895283963.pdf
Ein Buch über die besondere Sprache der Literatur. Es ist geschrieben für alle, die beim Lesen über das Gelesene »nach-denken« wollen. Neben einigen theoretischen Kapiteln zeigen vielfältige Beispiele aus der erzählenden, lyrischen und dramatischen Literatur, wie poetische Sprache funktioniert und was man entdecken kann, wenn man sie zu lesen versteht. Der Band vermittelt manches über Erzählerfiguren, Strukturen und Bedeutungsgeflechte von Texten oder den Unterschied zwischen Produktions- und Rezeptionsästhetik. Der Autor lehrte 25 Jahre als Dozent am Germanistischen Institut in Münster. Seine vielfältigen Erfahrungen sind in eine allgemeinverständliche Darstellung eingeflossen, die auch eine Einführung in die Literaturwissenschaft ist. Aber eben mit einem erfrischend anderen Konzept, das die Freude an Literatur fördert und ganz neue Leseerlebnisse eröffnet.
Jochen Grywatsch im „Westfalenspiegel“ (Nov. 2003)
Bücher über Literatur sollen helfen, Literatur besser zu verstehen, sollen die Lust am Lesen fördern. Dr. Alwin Binder, der von 1970 bis 1996 Neuere deutsche Literatur an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster lehrte, hat jüngst ein Buch veröffentlicht, das genau das macht. [...] Man kann einen Text verschlingen wie einen Hamburger. Ein kurzes Vergnügen, das den Magen füllt, aber nicht satt macht. Man kann einen Text aber auch genießen wie eine Ente a l’orange. [...] Das ist mehr Aufwand, aber Aufwand, der was bringt. [...] Mit „LiteraturLesen“ gibt Alwin Binder eine Anleitung zum intensiveren Lesen.
Sabine Müller in „Münstersche Zeitung“ (Januar 2004)
Wenn man dieses Buch liest, fragt man sich, warum es nicht schon lange geschrieben wurde. Es bildet einen Schnittpunkt zwischen Textlinguistik, Poetik, Interpretation, Literaturtheorie und Rezeptionsästhetik. Auf kundige, luzide und einfühlsame Weise vermittelt es auch Laien eine Vorstellung davon, wie literarischer Wert „gemessen“ und wie Lesen genussvoller gestaltet werden kann. Der Autor nimmt die Leser gleichsam bei der Hand und lässt sie die vorangegangenen Erklärungen an Beispielen nachvollziehen. [...] Binder gelingt es mit seinem Buch, zu vielfältigen Reflexionen und Beobachtungen anzuregen, die die Beschäftigung mit Literatur erfreulicher und ertragreicher werden lassen: Seine Leser und Leserinnen werden nach der Lektüre effektiver, klüger und lustvoller lesen als zuvor. Schon deshalb ist dem Buch eine weite Verbreitung zu wünschen.
Prof. Dr. Eberhard Ockel in „Muttersprache“ (März 2004)
Anhand von zwölf beispielhaften Texten der deutschen Literatur von 1804 bis 1984 zeigt Binder, dass die permanente Reflexion auf die ästhetische Form eines Textes den Lesegenuss nicht trübt, sondern steigert.
dpa in „Darmstädter Echo“ (5.4.2004)
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