Diese Untersuchung versucht, den Wandel von Ästhetik zu Aisthesis, der die gegenwärtigen ästhetischen Debatten beherrscht, in konkreten, literarisch gestalteten Wahrnehmungserfahrungen archäologisch zu fundieren. Der kindliche Blick in Walter Benjamins „Berliner Kindheit um neunzehnhundert“, bildliche Figurationen in Siegfried Kracauers Essayband „Das Ornament der Masse“ und die Gestalt als wahrnehmungspsychologische Modifikation der künstlerischen Form in Rudolf Arnheims Frühwerk stellen konkrete Beispiele diskursiver Wahrnehmungspraktiken dar. Alle drei Modelle eint, von der sinnlichen Anschauung der empirischen Wirklichkeit auszugehen. Dabei bilden sowohl die wahrgenommenen Gegenstände als auch die wahrnehmenden Organe bzw. diese unterstützende technische Geräte und kulturelle Praktiken ihr konkretes Material. Den begrifflichen Rahmen für die unterschiedlichen Bedeutungshorizonte von Wahrnehmung bildet die Sammelbezeichnung aisthesis materialis. Der Begriff der Aisthesis verweist auf den ästhetischen Horizont der untersuchten Texte als Literatur, in dem die Ausdeutbarkeit der verschiedenen Aussagen zur Wahrnehmung letztendlich situiert wird.
Uta Beiküfner
Blick, Figuration und Gestalt
Elemente einer aisthesis materialis im Werk von Walter Benjamin, Siegfried Kracauer und Rudolf Arnheim
2019 [als Print-Ausgabe: 2003: ISBN 978-3-89528-418-2]
ISBN 978-3-8498-1408-3
328 Seiten
E-Book (PDF-Datei), 3,5 MB
Uta Beiküfner, geboren in Erfurt, Studium der Germanistik, Filmwissenschaft und Publizistik. Veröffentlichungen zur Literatur in Deutschland von 1933 bis 1945.
Im theoretischen Werk des anarchistischen Schriftstellers Gustav Landauer (1870-1919) und im Frühwerk Walter Benjamins (1892-1940) erscheint die ästhetische Moderne in widersprüchlicher Gestalt. So rekurriert Landauer zur metaphysischen und normativen Fundierung seiner Ästhetik auf vormoderne, mystische Denkhorizonte, die nicht nur einen klassizistischen Begriff ästhetischer Form begründen, sondern in Funktion radikaldemokratischer Politik treten. Auch Benjamins Jugendschriften enthalten solch neo-mystische Momente, doch setzt um 1915 bei ihm eine Werktransformation ein, die sowohl den Bereich des Politisch-Ästhetischen als auch den Rückgriff auf Theologie und – im Zuge einer Rehabilitation der durch Fritz Mauthner abgewerteten Sprache – die zugrundeliegende Medienontologie betrifft: Ästhetische Form wird zunehmend brüchig, mystische Erfahrung sprachlich und Medientheorie materialistisch.
Demian Berger
Ästhetische Moderne im Widerspruch
Studien zur politischen Ästhetik Gustav Landauers und Walter Benjamins im Kontext der Neo-Mystik um 1900
Moderne-Studien Band 22
2019
ISBN 978-3-8498-1303-1
414 Seiten
E-Book (PDF-Datei), 3,5 MB
Demian Berger ist Philosoph und Literaturwissenschaftler. Er arbeitet derzeit als Oberassistent am Seminar für Kulturwissenschaften und Wissenschaftsforschung der Universität Luzern.
Leseprobe: lp-9783849813031.pdf
[...] Demian Berger [...] hat eine profunde Studie über die ‚politische Ästhetik‘ der beiden Denker geliefert. [...] Diese ‚vergleichende Analyse der Systematik zweier sich wandelnder Entwürfe politischer Ästhetik‘ bietet der Forschung zweifelsohne neue produktive Deutungsansätze, nicht nur zu Benjamin und Landauer, sondern auch zum Deutsch-Judentum ihrer Zeit.
Gabriele Guerra in „Weimarer Beiträge“ (3-2020)
Moderne-Studien Band 22
Utopian thinking and imagination have fallen on hard times. It has almost become a common place that utopian visions are obsolete. The present state of world affairs seems to paralyze utopian thinking. In an age of worldwide exploitation and destruction of nature, of triumphant global capitalism, and of senseless terrorism the future of mankind seems bleak. Especially the collapse of Communism in Eastern Europe, if that was suppose to be a utopia at all, has shattered all dreams of century-old social utopias. Utopia is draped in a mourning veil, and Postmodernism, we are told is ringing in the end of Utopia. Would it not be wiser, under these anti-utopian circumstances, to say farewell to utopian thinking?
It is against this backdrop of recent cultural pessimism that this volume on The Temptation of Hope tries to rescue the power of utopian thinking and imagination. It reminds us of Bloch’s “encyclopedia of hope,” which permeates all aspects of life and gives utopian thinking a diversity and latitude it has never before known. Hope seems to be a human propensity. If it could be repressed or even forgotten, it would not have been a continuous part of the human experience or a factor of history.
The Temptation of Hope may seem to be too modest a title for a volume that deals with utopian thinking and imagination. The audacity of hope would have expressed more strongly the necessity of utopian thinking in our time. But, when we speak of hope, we should keep in mind that there is no certainty – only possibilities, latencies, and tendencies that have to be discovered and explored. Utopian thinking is first of all a criticism of the existing social order and a thought experiment of how it could be different.
The 43rd Wisconsin Workshop in honor of Jost Hermand’s eightieth birthday took place at the University of Wisconsin–Madison from September 9th to 11th, 2010. It explored some important aspects of the utopian discourse from Thomas More to Ernst Bloch – and beyond.
Klaus L. Berghahn (Ed.)
The Temptation of Hope
Utopian Thinking and Imagination from Thomas More to Ernst Bloch – and Beyond
43rd Wisconsin Workshop in Honor of Jost Hermand’s Eightieth Birthday
2019 [als Print-Ausgabe: 2011: ISBN 978-3-89528-804-3]
ISBN 978-3-8498-1455-7
165 Seiten, Abb.
E-Book (PDF-Datei), 3,4 MB
Klaus L. Berghahn is the Weinstein-Bascom Professor of German-Jewish Culture at the University of Wisconsin-Madison. On a related topic, he recently published Zukunft in der Vergangenheit – Auf Ernst Blochs Spuren (2008).
Leseprobe: lp-9783895288043.pdf
Im 19. Jahrhundert erlauben neue Medientechniken – beispielsweise die Weiterentwicklung der Xylographie –, dass Bild und Text zusammenrücken. Hierdurch wird die entschiedene theoretische Reflexion des vorigen Jahrhunderts, die die Unterschiede zwischen beiden Medien herausgearbeitet hatte, jetzt von einem Anschaulichkeitsdiskurs überlagert, der am Profit ihrer Verwandtschaft orientiert ist. An den zahlreichen Illustrierten Zeitschriften lässt sich dies ebenso beobachten wie an einer Fülle von Texten, die sich selbst als Bilder verstanden wissen wollen und die sich im Einzelnen gleichermaßen an einer Ästhetik des Beschreibens und des Zeigens orientieren. Die Beiträge des Bandes verorten die ‚Bildähnlichkeit‘ solcher Texte (und die Rede von ihr) innerhalb theoretischer Zusammenhänge, ordnen sie ästhetikgeschichtlich ein und untersuchen Phänomene einer drucktechnisch bedingten Annäherung beider Medien in deutsch-, niederländisch- und französischsprachigen Texten sowie in der Bildergeschichte.
Hauke Kuhlmann / Florian Pehlke / Christina Wehnert (Hgg.)
Beschriebenes und Gezeigtes
Literarische, journalistische und theoretisch-ästhetische Positionen zum Bild im Zeitalter neuer Medientechniken (1840-1910)
Philologie und Kulturgeschichte Band 12
2022
ISBN 978-3-8498-1588-2
321 Seiten, Abb.
E-Book (PDF-Datei), 4,1 MB
Hauke Kuhlmann, Studium der Germanistik und Philosophie an der Universität Bremen, dort auch Promotion mit einer Arbeit zu Goethes Roman Wilhelm Meisters Lehrjahre (‚Es fehlte mir der Zusammenhang, und darauf kommt doch eigentlich alles an.‘ Zum Problem der Kohärenz in Goethes Wilhelm Meisters Lehrjahre, 2019).
Florian Pehlke, Studium der Germanistik, Kunstgeschichte und der deutschen Literatur in Münster und an der Humboldt-Universität zu Berlin. Von 2014 bis 2019 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich 10 der Universität Bremen, von 2014 bis 2017 im Explorationsprojekt „Bildprosa 1820-1900“.
Christina Wehnert, Studium der Germanistik, Medienwissenschaft, Medien und kulturellen Praxis in Marburg und Istanbul. Bis 2017 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Explorationsprojekt „Bildprosa 1820-1900“ an der Universität Bremen.
Leseprobe: lp-9783849815882.pdf
[...] Dem reich bebilderten und durchweg lesenswerten Band geht es aus einer literatur- und kulturwissenschaftlichen Perspektive im Kern um eine Konkretisierung des jeweiligen Repräsentationssystems: In welcher Art und Weise konnte etwas gesagt und/oder gezeigt werden, und wie verschob sich aufgrund des medialen wie auch gesellschaftlichen Wandels das Text-Bild-Verhältnis. Diese Problematisierung ist nicht nur medien-kulturgeschichtlich relevant, sondern konturiert Verschiebungen, die unter anderen Vorzeichen auch aktuell zu beobachten sind.
Thomas Wilke in „MEDIENwissenschaft“ (01/24)
Philologie und Kulturgeschichte Band 12
Dieses Buch ist für alle, die beim Lesen von Literatur über das Gelesene ‚nach-denken‘ möchten. Das kann man leichter und angemessener tun, wenn man etwas von der besonderen Sprache der Literatur versteht. Diese poetische Sprache unterscheidet sich äußerlich nicht von der normalen, natürlichen Sprache. Dennoch ist es grundlegend verschieden, ob zum Beispiel jemand seinen Vater fragt: „Aber ist Euch auch wohl, Vater?“, oder ob ein Drama mit diesen Worten beginnt. Was im normalen Leben nur den Gesundheitszustand eines konkreten Menschen meint, kann in einem Drama – wenn der ‚Vater‘ im Zeitalter des Absolutismus zugleich ein ‚regierender Graf‘ ist – darüber hinaus nach dem Zustand des patriarchalen Systems fragen, in dem der Autor und sein Publikum leben.
In diese poetische Sprache führt LiteraturLesen ein und versucht allgemeinverständlich zu vermitteln, auf welch vielfältige Weise Literatur bedeutend sein kann. Das Buch enthält ein Modell, das den Blick und die Gedanken auf Zusammenhänge lenkt, die beim normalen Lesen von Literatur unbeachtet bleiben. An Beispielen aus der erzählenden, lyrischen und dramatischen Literatur wird gezeigt, wie sich das Modell anwenden lässt und was es „bringt“, wenn man poetische Literatur zu lesen versteht.
Alwin Binder
LiteraturLesen
Was lässt sich beim Lesen denken?
2., verbesserte Auflage 2004
2021
ISBN 978-3-8498-1648-3
E-Book (PDF-Datei), 2,1 MB
Alwin Binder (1934-2017) lehrte von 1970 bis 1996 Neuere deutsche Literatur an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
Zahlreiche Publikationen zur Neueren deutschen Literatur s. www.alwinbinder.de
Buchveröffentlichungen: Faustische Welt. Interpretation von Goethes Faust in dialogischer Form. Urfaust - Faust-Fragment - Faust I (4., durchges. u. verb. Aufl. Münster 2005); Unterrichtsmodell zur deutschen Klassik (Bern u.a. 2006); Rainer G. Schumacher. Biografie des Künstlers (Münster 2012); Hrsg.: Johann Wolfgang Goethe, Der Groß-Cophta (Bibliograph. erg. Ausg. Stuttgart 1998); Hrsg. mit Heinrich Richartz: Joachim Heinrich Campe, Robinson der Jüngere (Bibliograph. erg. Ausg. Stuttgart 2000)
Leseprobe: lp-9783895283963.pdf
Ein Buch über die besondere Sprache der Literatur. Es ist geschrieben für alle, die beim Lesen über das Gelesene »nach-denken« wollen. Neben einigen theoretischen Kapiteln zeigen vielfältige Beispiele aus der erzählenden, lyrischen und dramatischen Literatur, wie poetische Sprache funktioniert und was man entdecken kann, wenn man sie zu lesen versteht. Der Band vermittelt manches über Erzählerfiguren, Strukturen und Bedeutungsgeflechte von Texten oder den Unterschied zwischen Produktions- und Rezeptionsästhetik. Der Autor lehrte 25 Jahre als Dozent am Germanistischen Institut in Münster. Seine vielfältigen Erfahrungen sind in eine allgemeinverständliche Darstellung eingeflossen, die auch eine Einführung in die Literaturwissenschaft ist. Aber eben mit einem erfrischend anderen Konzept, das die Freude an Literatur fördert und ganz neue Leseerlebnisse eröffnet.
Jochen Grywatsch im „Westfalenspiegel“ (Nov. 2003)
Bücher über Literatur sollen helfen, Literatur besser zu verstehen, sollen die Lust am Lesen fördern. Dr. Alwin Binder, der von 1970 bis 1996 Neuere deutsche Literatur an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster lehrte, hat jüngst ein Buch veröffentlicht, das genau das macht. [...] Man kann einen Text verschlingen wie einen Hamburger. Ein kurzes Vergnügen, das den Magen füllt, aber nicht satt macht. Man kann einen Text aber auch genießen wie eine Ente a l’orange. [...] Das ist mehr Aufwand, aber Aufwand, der was bringt. [...] Mit „LiteraturLesen“ gibt Alwin Binder eine Anleitung zum intensiveren Lesen.
Sabine Müller in „Münstersche Zeitung“ (Januar 2004)
Wenn man dieses Buch liest, fragt man sich, warum es nicht schon lange geschrieben wurde. Es bildet einen Schnittpunkt zwischen Textlinguistik, Poetik, Interpretation, Literaturtheorie und Rezeptionsästhetik. Auf kundige, luzide und einfühlsame Weise vermittelt es auch Laien eine Vorstellung davon, wie literarischer Wert „gemessen“ und wie Lesen genussvoller gestaltet werden kann. Der Autor nimmt die Leser gleichsam bei der Hand und lässt sie die vorangegangenen Erklärungen an Beispielen nachvollziehen. [...] Binder gelingt es mit seinem Buch, zu vielfältigen Reflexionen und Beobachtungen anzuregen, die die Beschäftigung mit Literatur erfreulicher und ertragreicher werden lassen: Seine Leser und Leserinnen werden nach der Lektüre effektiver, klüger und lustvoller lesen als zuvor. Schon deshalb ist dem Buch eine weite Verbreitung zu wünschen.
Prof. Dr. Eberhard Ockel in „Muttersprache“ (März 2004)
Anhand von zwölf beispielhaften Texten der deutschen Literatur von 1804 bis 1984 zeigt Binder, dass die permanente Reflexion auf die ästhetische Form eines Textes den Lesegenuss nicht trübt, sondern steigert.
dpa in „Darmstädter Echo“ (5.4.2004)
Rose Ausländer (1901-1988) gehört zu den bedeutendsten deutsch-jüdischen Lyrikerinnen des vergangenen Jahrhunderts. Thematischer Schwerpunkt dieses Bandes ist ihr lyrisches Werk nach ihrem Stilwechsel in den 50er Jahren. Die ambivalenten Orientierungsbegriffe Identität und Fremdheit sollen die sublimen Zusammenhänge zwischen Werk und Biographie erhellen sowie deren Bedeutungshorizonte und Strukturierungen rekonstruieren.
Es geht insbesondere um die vielfältigen Schnittstellen und Wechselwirkungen zwischen lyrischer Selbstverortung und den Repräsentationen von Erinnerung, Identität und Alteritätserfahrung. Das lebenslange Bemühen Rose Ausländers, im Erschütterungsraum des 20. Jahrhunderts gegen die fatalen Prozesse des Abtrennens und des Verlustes eine eigene Sprache zu entwerfen, steht im Mittelpunkt der Beiträge. Wo die Pathologien der Epoche auf die poetische Suchbewegung der Lyrikerin treffen, müssen die Gedichte in einer doppelten Perspektive gelesen werden: als Teil ästhetischer Selbstverständigung in der Moderne und als intimer Imaginationsraum der Dichtung.
Jens Birkmeyer (Hg.)
„Blumenworte welkten“
Identität und Fremdheit in Rose Ausländers Lyrik
2019 [als Print-Ausgabe: 2008: ISBN 978-3-89528-603-2]
ISBN 978-3-8498-1406-9
255 Seiten
E-Book (PDF-Datei), 4 MB
Jens Birkmeyer, Dr. phil., geb. 1957, OStR. i. H. für Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik am Germanistischen Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster.
[...] The analyses remain close to the poetic texts and present a refreshing portrait of Rose Ausländer. [...]
Jennifer M. Hoyer in „Modern Austrian Literature“ (42.3, 2009)
[...] an interesting volume consisting of contributions from a 2004 conference held in Münster on the topic of identity and „Fremdheit“ in Ausländer's works [...]. This volume [...] elaborates well on existing ideas of Ausländer's poetry and provides an interesting and worthwile read for all Ausländer scholars.
Joseph W. Moser in „German Studies Review“ (33/1, 2010)
[an] important collection [...]. In his programmatic introduction [...] Jens Birkmeyer calls emphatically for a new approach to Ausländer's work, one that overcomes what he sees as the „naive Lesehaltungen“ of biography-based interpretations. [...]
Jefford Vahlbusch in „Monatshefte“ (No. 4, 2010)
In der deutschen Literatur existiert seit langem eine produktive Form der Auseinandersetzung mit den Kulturen des Orients, islamischen wie nicht-islamischen. Die Darstellung schwankt seit den Anfängen zwischen Abwehr und Faszination. Zu ersten Kulturkontakten kommt es unter denkbar ungünstigen Bedingungen: im Mittelalter der Kreuzzüge. In den Türkenkriegen der frühen Neuzeit setzt sich das Feindbild vom grausamen ,Muselmann‘ in den Köpfen fest. Aber schon im 17. und 18. Jahrhundert wächst das positive Interesse an ,morgenländischer‘ Literatur und Philosophie. Nicht zuletzt wecken die Übersetzungen der Geschichten von Tausendundeiner Nacht ein nicht mehr abreißendes Interesse an einem ins Märchenhafte stilisierten Orient. Ein Höhepunkt interkulturell motivierter Rezeption ist ohne Zweifel Goethes West-östlicher Divan. In der deutschen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts finden wir beides: Bilder des Orients, die den Kampf der Kulturen und Religionen schüren, und Entwürfe zivilisatorischer Gemeinsamkeiten.
Die in diesem Band versammelten Beiträge gehen auf eine Tagung im Internationalen Begegnungszentrum der Universität Bielefeld zurück, die im Rahmen des „Euro-islamischen Dialogs“ stattfand.
Klaus-Michael Bogdal (Hg.)
Orientdiskurse in der deutschen Literatur
2007
ISBN 978-3-89528-555-4
363 Seiten
E-Book (PDF-Datei), 2,2 MB
Klaus-Michael Bogdal, Studium der Germanistik, Philosophie und Slavistik in Bochum; Professuren in Freiburg/Br. und Duisburg, Gastprofessur in Graz. Seit 2002 Professor für Germanistische Literaturwissenschaft an der Universität Bielefeld.
Leseprobe: lp-9783895285554.pdf
[...] Der Sammelband des „Internationalen Begegnungszentrums“ der Universität Bielefeld [...] leistet einen wertvollen Beitrag zum „Euro-islamischen Dialog“, der in unser aller Interesse liegt.
Jürgen Weber in „literaturkritik.de“ (5/2008)
Vollständig: http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=11669
[...] Insgesamt beweist der Tagungsband wie aufschlussreich und in jeglicher Hinsicht – literarisch, kulturell, gesellschaftlich – gewinnbringend die Aufarbeitung literarischer Orient-Diskurse ist.
Axel Dunker in „IASLonline“ (18.03.2009)
Die vollständige Rezension unter: http://www.iaslonline.de/index.php?vorgang_id=2881
[...] Alles in allem bleibt hier eine einmalige und fantastische Sammlung gelungener Aufsätze, die man einmal gelesen haben sollte. Die Themen sind interessant, der Stil und Weitblick der Autoren passend und das Buch damit rundum zu empfehlen!
Julia Krause in „roterDorn“ (2009)
Hier die vollständige Rezension: http://www.roterdorn.de/inhalt.php?xz=rezi&id=12145
[…] nicht nur für Germanisten, sondern auch Angehörige anderer Forschungsdisziplinen interessant.
Leonie Holthaus in „DAvo-Nachrichten (Deutsche Arbeitsgemeinschaft Vorderer Orient für gegenwartsbezogene Forschung und Dokumentation)“ (Heft 28, 2008)
Weibliche Autorschaft im Zusammenhang mit dem ästhetischen und politischen Experiment der Avantgarde stellt in seinen vielfachen Bezügen ein immer noch äußerst faszinierendes Forschungsfeld dar, das hier im Spannungsfeld zwischen Lust und Schmerz untersucht wird. Lust und Schmerz beziehen sich auf die performative Kunstpraxis von Frauen wie auch auf ihre historische Verortung innerhalb des avantgardistischen Netzwerks. Neben dem Schmerz, der die »schwierige Autorschaft der Frauen« (Hahn) in einer patriarchalen Hegemonialkultur begleitet, geht dieser Sammelband auch auf die bisher wenig untersuchte Frage nach dem Spieltrieb ein. Welche Spuren der Lust zeigt die Performanz von Künstlerinnen und Autorinnen aus der modernistischen und mehr noch avantgardistischen Kunstpraxis? Analysiert werden hier unterschiedliche Medien, mit denen künstlerisch schaffende Frauen sich zwischen Fin de Siècle und Surrealismus befasst haben. Im Mittelpunkt des Bandes stehen daher vor allem die gendered Mechanismen im Feld der Kulturproduktion.
Lorella Bosco / Anke Gilleir (Hgg.)
Schmerz. Lust.
Künstlerinnen und Autorinnen der deutschen Avantgarde
Moderne-Studien Band 18
2020 [als Print-Ausgabe: 2015: ISBN 978-3-8498-1103-7]
ISBN 978-3-8498-1494-6
272 Seiten, z.T. farb. Abb.
E-Book (PDF-Datei), 3,5 MB
Leseprobe: lp-9783849811037.pdf
Moderne-Studien Band 18
In der heute kanonisierten Literatur der Mitte des 19. Jahrhunderts spielt die Industrielle Revolution keine große Rolle. Sie spart die Fabriken und die mit ihnen verbundenen sozialen Konflikte und Kämpfe aus, die Autoren wie z. B. Fontane für ‚nicht poesiefähig‘ erklären. Gleichwohl: Konkurrenzlos ist dieser Standpunkt nicht. Die auch zu dieser Zeit erscheinenden sozialen Romane widmen sich gerade den Schattenseiten und Folgekosten der Industrialisierung, verlieren dabei aber das Ziel der Versöhnung der sozialen Gegensätze, die Suche nach Möglichkeiten von deren Integration in ein größeres gesellschaftliches Ganzes, nie aus dem Auge. Den ästhetischen und inhaltlichen Modi der Konzeption dieses ‚Ganzen‘ geht die vorliegende Arbeit nach.
Johannes Brambora
Von Hungerlöhnern, Fabriktyrannen und dem Ideal ihrer Versöhnung
Der Beitrag des populären Romans zur Entstehung eines sozialen Erklärungsmusters ökonomischer Gegensätze der Industrialisierung. 1845-1862
Vormärz-Studien XLIII
2020 [als Print-Ausgabe: 2020: ISBN 978-3-8498-1389-5]
ISBN 978-3-8498-1390-1
336 Seiten
E-Book (PDF-Datei), 2,5 MB
Johannes Brambora studierte Germanistische Literaturwissenschaft und Philosophie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Im Jahr 2019 wurde er mit der vorliegenden Arbeit promoviert, die im Rahmen des Promotionsstudiengangs Sprache – Literatur – Gesellschaft entstand. Er arbeitet als Lehrer in Leipzig.
Leseprobe: lp-9783849813895.pdf
Die vorliegende Studie zum sozialen Roman in Deutschland in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts beschäftigt sich eingehend mit einer Gattung, die bisher nur spärlich literaturwissenschaftlich erfasst worden ist. Der soziale Roman ist eine Variante des Unterhaltungsromans, der sich seit den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts großer Beliebtheit bei der Leserschaft erfreute, wie literarische Journale und Leihlisten von Bibliotheken aus dieser Zeit belegen. Im Gegensatz zur anglistischen Literaturwissenschaft, wo der soziale Roman von Schriftstellern wie Charles Dickens oder Elizabeth Gaskell schon lange Thema akademischen Diskurses ist, wird die Mehrheit der Unterhaltungsliteratur dieser Zeit in der germanistischen Literaturwissenschaft eher stiefmütterlich behandelt.[...] Johannes Brambora legt in seiner Analyse dieser fünf Romane eindeutig dar, dass und vor allem wie der soziale Roman von den Autoren der damaligen Zeit als Raum genutzt wurde, um verschiedene Gemeinschaftskonzepte und Reformideen durchzuspielen und auf ihre Realisierbarkeit hin zu prüfen.
Daniela Richter in „literaturkritik.de“ (Juli 2020)
Zur vollständigen Rezension: https://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=26919
[...) die Studie (zeigt), wie sich auch auf einem gut bearbeiteten Feld wie dem sozialen Roman noch neue Erkenntnisse gewinnen lassen. Gerade in der Aufmerksamkeit für die Ränder des Sozialen weist die Vormärzliteratur hier einmal mehr auf die Avantgarde der Jahrhundertwende voraus.
Patrick Fortmann in „Germanistik“ (2019 - Band 60 - Heft 3-4)
[...] Im Gegensatz zu den häufig theorieüberfrachteten Studien dieser Art ist das Ganze auf eine wohlwollende Weise lesbar geschrieben. [...] Brambora [...] geht mit ideologiekritischer Perspektive höchst eindringlich auf die Frage ein, wie in diesen fünf Romanen die in ihnen stattfindende Konfrontation zwischen den kapitalistischen Fabrikherrn und den ausgebeuteten Arbeiter*innen dargestellt wird. [Bei] Bramboras Buch [steht] höchst konkret[e] Argumentationslogik im Vordergrund [wie] auch in den meisten bisherigen Bänden der Reihe „Vormärz-Studien“, in der dieser Band erschienen ist. [...]
Jost Hermand in „Monatshefte“ (2/2021)
Vormärz-Studien XLIII
›Objects in mirror are closer than they appear.‹ Zwischen Täuschung und Erkenntnis offenbart der Blick in den Spiegel einen Möglichkeitsraum, in dem Identität und Differenz, Wirklichkeit und Imagination ineinander fallen. Die vorliegende Studie rekonstruiert die Funktion der Spiegelmetapher im postkolonialen amerikanischen und deutschen Roman am Beispiel von Thomas Pynchon, Thomas von Steinaecker und Christian Kracht: Welchen Beitrag kann die Spiegelfigur für die postkoloniale Theoriebildung und für eine postkoloniale Textästhetik leisten? Inwiefern dekonstruiert sie koloniale und postkoloniale Diskurse? Und welche neuen diskursiven Formationen bringt sie hervor?
Simone Brühl
Spiegelzeiten, Spiegelräume
Spiegelfiguren als Elemente einer postkolonialen Ästhetik
Postkoloniale Studien in der Germanistik Band 14
2022
ISBN 978-3-8498-1782-4
273 Seiten
E-Book (PDF-Datei), 2 MB
Simone Brühl studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Theaterwissenschaft und Französisch in Mainz und Wien. Promotion an der Universität Bremen. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Gender- und Postkoloniale Theorie.
Leseprobe: lp-9783849817817.pdf
[...] ihre gründlichen Interpretationen [fügen] der Forschung mancherlei erhellende Beobachtung hinzu, speziell mit Blick auf die jeweils zur Anwendung gelangenden narrativen Techniken und die durch sie generierten Hybridisierungen, Ambiguitäten und Widersprüchlichkeiten. Dass Brühls ›close readings‹ streckenweise gar nicht sonderlich eng auf ihre theoretischen Überlegungen bezogen sind, stellt daher kein gravierendes Manko dar. Und auch vereinzelte etwas bekenntnishaft anmutende Formulierungen ändern nichts daran, dass ihre lesenswerte Studie die Diskussion um eine postkoloniale Literaturästhetik merklich bereichert.
Stefan Hermes in „Germanistik“ (2022, Band 63, Heft 3-4)
Postkoloniale Studien in der Germanistik Band 14