Im 19. Jahrhundert erlauben neue Medientechniken – beispielsweise die Weiterentwicklung der Xylographie –, dass Bild und Text zusammenrücken. Hierdurch wird die entschiedene theoretische Reflexion des vorigen Jahrhunderts, die die Unterschiede zwischen beiden Medien herausgearbeitet hatte, jetzt von einem Anschaulichkeitsdiskurs überlagert, der am Profit ihrer Verwandtschaft orientiert ist. An den zahlreichen Illustrierten Zeitschriften lässt sich dies ebenso beobachten wie an einer Fülle von Texten, die sich selbst als Bilder verstanden wissen wollen und die sich im Einzelnen gleichermaßen an einer Ästhetik des Beschreibens und des Zeigens orientieren. Die Beiträge des Bandes verorten die ‚Bildähnlichkeit‘ solcher Texte (und die Rede von ihr) innerhalb theoretischer Zusammenhänge, ordnen sie ästhetikgeschichtlich ein und untersuchen Phänomene einer drucktechnisch bedingten Annäherung beider Medien in deutsch-, niederländisch- und französischsprachigen Texten sowie in der Bildergeschichte.
Hauke Kuhlmann / Florian Pehlke / Christina Wehnert (Hgg.)
Beschriebenes und Gezeigtes
Literarische, journalistische und theoretisch-ästhetische Positionen zum Bild im Zeitalter neuer Medientechniken (1840-1910)
Philologie und Kulturgeschichte Band 12
2022
ISBN 978-3-8498-1588-2
321 Seiten, Abb.
kartoniert
Hauke Kuhlmann, Studium der Germanistik und Philosophie an der Universität Bremen, dort auch Promotion mit einer Arbeit zu Goethes Roman Wilhelm Meisters Lehrjahre (‚Es fehlte mir der Zusammenhang, und darauf kommt doch eigentlich alles an.‘ Zum Problem der Kohärenz in Goethes Wilhelm Meisters Lehrjahre, 2019).
Florian Pehlke, Studium der Germanistik, Kunstgeschichte und der deutschen Literatur in Münster und an der Humboldt-Universität zu Berlin. Von 2014 bis 2019 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich 10 der Universität Bremen, von 2014 bis 2017 im Explorationsprojekt „Bildprosa 1820-1900“.
Christina Wehnert, Studium der Germanistik, Medienwissenschaft, Medien und kulturellen Praxis in Marburg und Istanbul. Bis 2017 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Explorationsprojekt „Bildprosa 1820-1900“ an der Universität Bremen.
Leseprobe: lp-9783849815882.pdf
[...] Dem reich bebilderten und durchweg lesenswerten Band geht es aus einer literatur- und kulturwissenschaftlichen Perspektive im Kern um eine Konkretisierung des jeweiligen Repräsentationssystems: In welcher Art und Weise konnte etwas gesagt und/oder gezeigt werden, und wie verschob sich aufgrund des medialen wie auch gesellschaftlichen Wandels das Text-Bild-Verhältnis. Diese Problematisierung ist nicht nur medien-kulturgeschichtlich relevant, sondern konturiert Verschiebungen, die unter anderen Vorzeichen auch aktuell zu beobachten sind.
Thomas Wilke in „MEDIENwissenschaft“ (01/24)
Philologie und Kulturgeschichte Band 12