[...] Gieseler [beschreibt] sehr anschaulich die religiöse Kultur der Erweckungsbewegung. Die Kritik am eigenständigen Denken wird prägnant herausgestellt. Mit der Befreiung von dieser religiösen Unterdrückung besteht wieder die Möglichkeit des eigenständigen Denkens. [...] Der Roman ist zweifelsohne ein interessantes kulturelles Dokument, das die Enge eines autoritätsorientierten Glaubens in satirischer Form darstellt. Ein lesenswertes Buch.
Dirk Fleischer in „Das Historisch-Politische Buch" (4/2015)
Der Religionszwist zu Bacherau Diese Satire auf den Pietismus und die Erweckungsbewegung liegt hier in einer vorbildlichen Edition vor, die den Leser auch mit den Entstehungsbedingungen des Romans und seine Rezeption vertraut macht. Theodor Gieseler (1805–1888) entstammte einer bedeutenden Theologendynastie Westfalens und erlebte als Pfarrer in Hüllhorst bei Lübbecke das Aufkommen der Erweckung in Minden- Ravensberg, deren Vernunfthass ihn zur satirischen Notwehr trieb, wie der Herausgeber verrät. Gieseler reagierte 1838 mit dem hier vorgelegten Roman, in dem der Erweckungsprediger Johann Heinrich Volkening (1796– 1877) als »Magister Dünkelbock« ein satirisches Denkmal erhält. Zu Recht weist Stückemann darauf hin, dass der Roman ein zuverlässigeres Sittenbild der Erweckung bietet als sämtliche Hagiographien und deren kirchenhistorische Kolportage; es sei mit Abstand das Beste, was Minden-Ravensberg zur Literatur des Vormärzes beizusteuern habe und halte den Vergleich mit Grabbe, Weerth und Freiligrath stand.
Holger Böning in „Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte“ (18. Jahrgang, 2016)
Frank Stückemann [...] erfreut jetzt seine Leserschaft mit einer Neuausgabe eines weithin vergessenen, aber auch den heutigen Leser faszinierenden Romans aus der Zeit des sogenannten Vormärz. Es ist eine 1838 anonym veröffentlichte Erzählung, die kritisch, ironisch und insbesondere psychologisch die möglichen fragwürdigen Motive pietistischer Gemeindebildung aufdeckt und religionsphilosophisch über die Bedeutung des menschlichen Bewusstseins und der kritischen Vernunft für den Glauben reflektiert. [...]
Stefan Bitter in „Jahrbuch für Evangelische Kirchengeschichte des Rheinlandes“ (64-2015)
Der Roman handelt vom erbitterten Zwist zwischen den verschiedenen Parteiungen der Erweckungsbewegung und der Vernunftreligion vor dem Hintergrund eines diese Auseinandersetzung spiegelnden Liebesdramas. [...] Der Hrsg. hat den Text mit hilfreichen Anmerkungen versehen und ergänzt mit einem spannenden kleinen Briefwechsel zwischen Autor und Verleger. Die insgesamt positive Aufnahme des Werks wird mit Rezensionen aus Halle, Hamburg und Leipzig dokumentiert [...] Im Nachwort bietet der Hrsg. u. a. an, den Roman als satirischen oder psychologischen Schlüsselroman zu lesen. Die Rezensenten sind da ganz direkt: sie verstanden den Roman als ein »Conterfei deutsch-religiöser Zustände« und sprachen ihm durch seine lesbare Form und sein »religiöses Interesse« einen »Anspruch auf einen weiten Wirkungskreis« zu.
Bernd Füllner in „Germanistik“ (2017, Heft 1-2)
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