In his book [Heinz Härtl] examines the interpretation of Bettina's "Three Letters" as a literary work that reflects the epistolary style of Goethe, Hermann von Pückler-Muskau, and other Romantic writers [...] Härtl traces this reception history, discussing the publications in which the letters appeared and the variant versions of the text. He also examines Bettina's development as a poet and fiction writer and her accounts of her relationships with Beethoven and Goethe. He devotes a few final pages to reception of the letters by biographers from the later nineteenth century to the present day.
„The Beethoven Journal“ 31, Nr. 2 (Winter 2016)
Ziel der profunden Analyse ist es, ausgehend von den drei in der Bettina-von-Arnim-Forschung kaum bekannten Briefen, ihre Arbeitsweise und Publikationsstrategien zu beleuchten. Die raffinierten Kleinkunstwerke geben in der Verflechtung von Authentischem und Fingiertem, von Dichtung und Wahrheit einen Blick frei auf die Verflechtungen, die auch Bettinas Brieferinnerungsbücher auszeichnen. Eingebettet ist die Analyse der Beethoven-Briefe in eine kenntnisreiche Schilderung der Beziehungen und Interessen der Autorin sowie die Bedingungen der Zeitschriftenpublikation im 19. Jahrhundert. Dabei wertet Heinz Härtl eine Vielzahl von bislang unbekannten Quellen aus. [...] Neben der Produktion nimmt er aber auch die Rezeption der Briefe durch die Beethoven-Forschung im 19. Jahrhundert in den Blick. [...] Dabei ist es nicht allein die mangelnde philologische Sorgfalt, die die Arbeit der Forscher problematisch macht, sondern auch ein durch das Geschlecht der Verfasserin bedingtes Vorurteil. Die männlichen Beethovenforscher haben es der Autorin Bettina von Arnim nicht zugetraut, auf solch hohem sprachlichen Niveau Briefe zu verfassen.
Miriam Seidler in „literaturkritik.de“ (05.09.2017)
Die ganze Rezension hier: http://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=23663
Von den drei, erstmals 1839 in der Monatsschrift Athenaeum für Wissenschaft, Kunst und Leben veröffentlichten Briefen Beethovens an Bettine von Arnim ist nur der eine, aus »Wien, am 10. Februar 1811« datierte, also in der Chronologie der mittlere, trotz kleinerer Eingriffe der Herausgeberin Bettine, authentisch. Der frühere und der spätere sind fingiert (18). Heinz Härtl dokumentiert dazu die biographisch-personengeschichtlichen Voraussetzungen des Austausches zwischen Beethoven und Bettine. Er verortet die Briefe und Beethovens darin dargestellte Rolle in Bettines Leben in ihrem Briefoeuvre im Austausch mit Goethe und Pückler und stellt dar, inwiefern sich Bettines Edition der Beethoven-Briefe mit editorischen Praktiken, also auch hier den Text verändernden Eingriffen, bei der Herausgabe von Goethes Briefwechsel mit einem Kinde vergleichen lässt. Besonders interessant, weil anders als bei Buchveröffentlichungen, sind die Ergebnisse, die dem Umstand Rechnung tragen, dass es sich um einen Journaldruck handelt, der sogar in zwei verschiedenen Ausgaben des betreffenden Journals überliefert ist. Auf jeden Fall gelten in der Publizistik andere, weniger strenge Anforderungen an eine authentische Textwiedergabe als vom philologischen Standpunkt. Damit verbunden ist es konsequent, mit der weniger textkritischen als wirkungsgeschichtlichen, mythischen, Verarbeitung dieser Brief-Edition zu einer Bewertung ihrer Veröffentlichung zu kommen. Bleibt nur als Vorschlag eine Frage, inwiefern das Interesse an der eigenen ersatzweisen Formulierung nicht geschriebener Briefe eine Ursache hat, nämlich aus einem Wunschdenken heraus, von einem Briefpartner einen Brief zu erhalten, wie man ihn sich vom ihm zwar erwartet, jedoch nicht bekommt. Für Bettine kann dazu ein Musterbrief von Gellert zitiert werden (vgl. J. L. Hibberd und H. B. Nisbet [Hg.]: Texte, Motive und Gestalten der Goethezeit. Tübingen: Niemeyer 1989, S. 10f.).
Konrad Feilchenfeldt in „Germanistik“ (2018, Heft 1-2)
Härtl’s work, I would argue, definitively resolves the issue of the “authenticity” of the letters; [...] Härtl’s argument, however, is not to decry the letters as “Fälschung” (cf. 163), even though two of the three are authored by Bettina, but rather to connect them to the aesthetics of much of Bettina’s oeuvre, to her understanding of “genius” as well as to her political engagement in the Vormärz era. [...] In documenting the genesis of the “Three Beethoven Letters,” Härtl is able to explicate their relationship to factual reality (lived experience, actual correspondence, and historical events) and, as he puts it, to “eine die Wahrheit des Faktischen transzendierende Wahrheit des inneren Erlebens [...] [eine] Außerordentlichkeitspoesie” (177). [...] Without Härtl’s extensive knowledge of various correspondences, his ability to use information in the letters to build a credible timeline even when some of the letters are undated, his appreciation of Bettina’s aesthetic, and his placing of all the documents in their cultural-historical frameworks, the significance of the letters is obscured. [...] With this study, Beethoven and Bettina scholars should develop a new appreciation for the import of these letters.
Helen G. Morris-Keitel in „Monatshefte“ (No. 4, 2018)
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