[...] Die Auswahl schöpft aus dem Vollen und bietet heutigen Lesern ein großartiges document humain dieses kämpferischen Demokraten, der die politischen und wirtschaftlichen Missstände seiner autoritärobrigkeitlichen Zeit scharfsinnig analysierte, benannte und anprangerte. [...] Wie sein Freund Herweg blieb Otto Lüning auch der Niederschlagung der Revolution von 1848 seinen demokratischen Überzeugungen treu und wurde deshalb vom preußischen Geheimdienst bis zuletzt argwöhnisch bespitzelt [...]. »Was bleibt? Die Hochachtung vor einem Aufrechten, Unbeugsamen. Sein Sarg wurde von einer großen Schar Arbeiter zu Grabe getragen – ein Indiz für die Volksverbundenheit dieses unnachgiebigen Streiters. Man hätte ihm gegönnt, in einer besseren Zeit gelebt zu haben.« Göddens Schlußwort (S. 157) zu Lüning dürfte auch zur Lektüre dieses unbedingt lesenswerten Buches Anlass geben, vielleicht sogar zur weiteren Beschäftigung mit einem ebenso gradlinigen wie missliebigen Vertreter einer radikaldemokratischen Minderheit im Vor- und im Nachmärz; den Populisten, Taktierern und Wendehälsen unserer Tage sei allerdings dringend von Lüning abgeraten.
Frank Stückemann in „Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte 20“ (2018)
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