Aus der zeitgenössischen Kritik:
„Dieses Buch Wilhelm Speyers, im 120-Kilometer-Tempo startend, und in keinem geringeren durchs Ziel gehend, ist ein gelungenes und frisches Dokument unserer Zeit. ... ein amüsanter und nie ermüdender Rhythmus ..., dem wir uns, aufs beste unterhalten, bis zum Schluß willig überlassen.“
„Vossische Zeitung“, 5.6.1927
„Charlott fährt nicht unter neunzig – bei neunzig fängt sie erst an, lustig zu werden, schwatzt am Volant bunte Geschichten und träumt von dem, was sie nachher essen wird, „Hummer mit Ananasscheibchen“. ... Charlott etwas verrückt ist das Märchen und die Harlekinade unserer Zeit. Es gibt Wunder und herzerfrischende Ohrfeigen, es gibt neueste Technik und uralte Liebe – es gibt Suchen, Sehnen, eine Hochzeit mit drei Jazzbands, an der alle teilnehmen ...“
„Das Tagebuch“, 1927
„Amüsant und amoralisch wie die Welt, die wir nicht lieben, aber in der wir eben leben müssen. Charlott etwas verrückt. Und ihre Zeit auch.“
„Bücherwarte. Zeitschrift für sozialistische Buchkritik“, 1927
Stimmen zu unserer ersten Neuedition 2008:
[Der Roman] ist erstaunlich frisch geblieben. Fast mehr noch als seine Frische macht seine gelinde Fremdgewordenheit den Reiz des Wiederlesens aus. Ein bisschen wie Irmgard Keuns „Das kunstseidene Mädchen“, mehr aber noch wie Vicki Baums „Menschen im Hotel“ – nur überdrehter als alle zusammen kommt das Buch daher, das gleich damit beginnt, wie Charlott im Cabrio ziemlich verrückt über die Avus rast. Mit damals kaum vorstellbaren 130 Sachen! ... „Turbulent“ ist das Mindeste, was man [zur Handlung des Romans] sagen kann.
Erhard Schütz in der Rubrik „Wiedergelesen“ aus „Das Magazin“ (03/2008)
Was „Charlott“ so bemerkenswert und liebenswert macht? Die Leichtigkeit, Frische und Heiterkeit, die Speyer nicht nur seiner kleinen, gut 200 Seiten umfassenden Erzählung gegeben hat, sondern auch seinen Figuren, seiner Szenerie, seinem Berlin und seinem Paris. Das bohemistische Berlin der 1920er-Jahre ist selten so genau und ironisch geschildert wie in Speyers „Charlott“…
Walter Delabar in „literaturkritik.de“ (Januar 2008)
Erst jetzt (28.10.2022) ist uns eine Buchvorstellung unserer ersten Neuveröffentlichung von „Charlott etwas verrückt“ aus dem Jahr 2008 zur Kenntnis gekommen, die natürlich auch noch für die aktuelle Edition interessant und sehenswert ist: https://www.youtube.com/watch?v=yIkVgeWe7Q8
Vor schier unendlich vielen Jahren, nämlich 2008, hat der Literaturprofessor diesen Roman von 1927 wiedergelesen und befunden, dass er aufs Schönste das verkörpert, was in ihm „demokratischer Großstadtfrohsinn“ genannt wurde. Turbulent, heiter, voller Witz und wunderbaren Wendungen. Nun ist diese filmreife Jagd durch die mondänen Zwanzigerjahre wieder zu haben. Zugreifen!
Erhart Schütz in „Das Magazin“ (12/22)
[...] Charlott ist ein ungemein vitaler, heiterer und eben auch emanzipativer Roman. [...] Der Bielefelder Aisthesis Verlag hat die Charlott eben in einer Neuauflage, dieses Mal in einem schmökerfreundlichen Format, herausgegeben. Das Buch liegt also leicht in der Hand, lädt zur Lektüre unterm Sonnenschirm oder beim Nachtlicht ein, und bietet doch allerhand Bedenkenswertes und Bedenkliches über die gar nicht so leichtlebigen zwanziger Jahre.
Walter Delabar in „literaturkritik.de“ (Dezember 2022)
Zur vollständigen Rezension: https://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=29330
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