Ehe und Familie, der 'Innenraum' bürgerlicher Privatheit, ist ein ständig wiederkehrendes Thema der Bildergeschichten, Gedichte und Prosastücke Wilhelm Buschs. Die vorliegende Untersuchung geht der Frage nach, welche spezifischen ästhetischen Mittel Busch - je nach Gattung - verwendet, um Verwerfungen, Brüche und pathologische Elemente im zeitgenössischen Ehe- und Familienleben bewußt zu machen.
Buschs poetische Verfahrensweisen entfaltet der Autor sowohl im philosophisch-sozialgeschichtlichen Kontext als auch innerhalb der literarischen Tradition. Insbesondere die Analyse der - immer noch wenig bekannten - Prosa führt zu der überraschenden Einsicht, daß Busch bereits radikal neue narrative Verfahren anwendet, die deutlich zur literarischen Praxis der Moderne überleiten. Mit ihrer Hilfe gelingt es ihm zu zeigen, wie kläglich die gelebte Ehe- und Familienwirklichkeit der Gründerzeit hinter einer zur gleichen Zeit vehement verkündeten, strikt normativen Familienideologie zurückbleibt.
Michael Hetzner
Gestörtes Glück im Innenraum
Über Ehe und Familie bei Wilhelm Busch
1991
ISBN 978-3-925670-30-5
251 Seiten
kartoniert
Michael Hetzner, Jahrgang 1955, studierte Deutsch, Musikerziehung und Pädagogik an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg; anschließend Studium der Fächer Germanistik und Pädagogik sowie Promotion an der Universität Stuttgart.