Heinrich Heines Versuche, aus dem Schatten der klassischen wie der romantischen Literatur herauszutreten, haben sich auch auf seine Nachwirkung übertragen. Er ist im Kontext der Romantik untersucht worden, in seinem Verhältnis zu Goethe, man hat ihn zum Dichter des Übergangs zum Realismus erklärt, ihn im Zusammenhang der jungdeutschen und Vormärzliteratur gesehen sowie als Vorläufer der Moderne. Seine literarische Verwurzelung im 18. Jahrhundert hingegen ist nur wenig betrachtet worden.
Der vorliegende Band, der Aufsätze von Wissenschaftlern verschiedener germanistischer Disziplinen versammelt, beleuchtet die literarischen und philosophischen Wechsel- und Referenzbeziehungen Heinrich Heines zum 18. Jahrhundert. Die bereits intensiv vollzogene Auseinandersetzung mit der deutschen Aufklärung wird unter dem Aspekt der Berliner Aufklärung neu konturiert und der Rekurs seiner Vorstellungswelt auf die radikale Aufklärung beleuchtet. Weitere Beiträge untersuchen seine Beziehung zu deutschen und französischen Schriftstellern und Philosophen des 18. Jahrhunderts, wie Johann Heinrich Voss, Georg Christoph Lichtenberg und Denis Diderot, sowie das Bezogensein seines Denkens und Schreibens auf die französische Philosophie und Geschichte des 18. Jahrhunderts. Darüber hinaus bietet der Band eine Betrachtung über das späte Gedicht „Vitzliputzli“ und eine Studie über die Auseinandersetzung Heines mit dem Volkslied in der Tradition Herders und Goethes.
Sikander Singh (Hg.)
»Aber der Tod ist nicht poetischer als das Leben«
Heinrich Heines 18. Jahrhundert
2006
ISBN 978-3-89528-561-5
278 Seiten
kartoniert
Sikander Singh, Dr. phil., geboren 1971. Lehrt Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Studien zur Literatur des 18. bis 20. Jahrhunderts, mit besonderem Schwerpunkt in der Heine-Zeit. Mitherausgeber der Quellensammlung »Heinrich Heines Werk im Urteil seiner Zeitgenossen« und Bandbearbeiter der Heine-Säkularausgabe. Zuletzt erschienen »Hermann Hesse«, Stuttgart 2006.
[...] Insgesamt vermitteln die Aufsätze, verfasst von versierten Heine-Kennern, ein abwechslungsreiches und anschauliches Bild von dem Verhaftetsein des Dichters Heine mit dem 18. Jahrhundert.
Ursula Homann in „literaturkritik.de“ (September 2006)
Vollständig nachzulesen unter http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=9825
Es muß […] ausdrücklich hervorgehoben werden, dass sich die durchweg minutiösen Studien des vorliegenden Sammelbandes an einer soliden – und nun unentbehrlichen – Grundlage für die künftige Beschäftigung mit dem Werk Heines beteiligen.
Alice Stašková in „Jahrbuch für Internationale Germanistik“ (Heft 1/2010)