„Mein Onkel nahm auf der Haustreppe Abschied von meiner sehr traurigen Mutter, streichelte mir das Blondhaar u. stieg zu meinem Vater in den Wagen, indem er sich bis zuletzt mit meinem Bruder neckte.“
Georg Weerths Nichte Marie Weerth hat mit ihrem „Lebensbild“ (um 1910) eine bewegende Biographie in Briefen verfasst. Sie stützt sich auf die Familienbriefe und unterfüttert diese mit eigenen Erinnerungsfetzen und Überlieferungen aus einer der bekanntesten Detmolder Familien. Marie Weerths Biographie liefert ein authentisches Bild ihres Onkels, des Schriftstellers, politischen Redners und Kaufmanns Georg Weerth. Ihre Darstellung ist getragen von einer großen Verehrung und Liebe. Doch bei aller Sympathie für Weerths soziales Engagement und Eintreten für die Interessen der Arbeiter verleugnet sie nie ihre prinzipiellen Probleme mit Weerths starker Einbindung in Marx’ Projekt der „Neuen Rheinischen Zeitung“.
Marie Weerths „Lebensbild“ enthält umfangreiche Briefabschriften aus der Familienüberlieferung, die über Weerths Verhältnis zur Familie, aber auch zu befreundeten Schriftstellern und Politikern informieren. Neben Weerths Rede auf dem Freihandelskongreß im Brüssel im September 1847 nehmen Weerths Spanienreise und seine beiden Überseereisen, sei es per Maultier, Pferd, Kutsche, Eisenbahn oder Schiff, einen großen Raum ein. Die einzelnen Lebensabschnitte werden mit Schilderungen der Autorin eingeleitet, in denen sie manches authentische Material ausbreitet.
Marie Weerth
Georg Weerth.
1822 – 1856.
Ein Lebensbild
Herausgegeben von Bernd Füllner
Veröffentlichungen der Literaturkommission für Westfalen Band 39
Reihe Texte Band 15
2009
ISBN 978-3-89528-759-6
451 Seiten
kartoniert
Bernd Füllner, geboren 1950, Dr. phil., ist Projektleiter der Digitalisierungsprojekte „Heinrich-Heine-Portal“ am Heinrich-Heine-Institut und des „Grabbe-Portals“ der Lippischen Landesbibliothek Detmold, Lehrbeauftragter an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und der Bergischen Universität Wuppertal und Vorstandsmitglied des Forum Vormärz Forschung e.V. Veröffentlichungen zur Literatur des Vormärz und zur digitalen Edition; (Mit-)Herausgeber der Bände: Briefkultur im Vormärz (2001), Deutsch-französischer Kulturtransfer im Vormärz (2002), Heinrich Heine: „… und grüßen Sie mir die Welt“. Ein Leben in Briefen (2005),. „Von Sommerträumen und Wintermärchen“. Versepen im Vormärz (2007) und Verfasser der Georg-Weerth-Chronik. 1822-1856 (2006).
Leseprobe: 9783895287596.pdf
[...] Dass Bernd Füllner dieses Manuskript nun der Öffentlichkeit zugängig gemacht hat, ist nicht nur für Weerth-Forscher, sondern auch für jeden Vormärz-Interessierten und Geschichtsbegeisterten ein Glücksfall. Die Briefe Georg Weerths bieten nicht nur ein ausführliches Panorama der politischen Landschaft des europäischen Vormärz, sondern auch Einblicke in die Lebensumstände Handelsreisender des 19. Jahrhunderts. Somit lernen wir mit Georg Weerth auch, dass die Globalisierung wesentlich älter ist, als wir heute annehmen, und dass schon vor fast 200 Jahren kosmopolitische Philanthropen die Welt umrundeten und versuchten, nationalen und kulturellen Grenzen zu entgehen.
Nina Bodenheimer in „IASLonline“ (4/2011)
Hier die vollständige Rezension: http://www.iaslonline.de/index.php?vorgang_id=3230
Veröffentlichungen der Literaturkommission für Westfalen Band 39
Reihe Texte Band 15