Die Klagegesänge über eine Krise der Musiktheaterlandschaft durchziehen seit Jahren die Feuilletons. Ein Paradigmenwechsel tut Not, er setzt jedoch eine Änderung der Perspektive voraus: Regisseure, Intendanten, Theater- und Musikwissenschaftler sowie Kulturökonomen wagen diesen neuen Blick und überwinden das Lamento: Der Band versammelt 21 Beiträge, in denen die Zukunftsfähigkeit der unmöglichen Kunst „Musiktheater“ auf den Prüfstein gestellt und eindrucksvoll bestätigt wird. Es werden Visionen für das Musiktheater entwickelt, die von den Bildungswegen ausgehen, über ästhetische Problemstellungen und eine Befragung des Begriffes „Regietheater“ zu kulturökonomischen Konzepten und schließlich zum eigentlichen Ziel des Musiktheaters, zum Publikum, führen. Kritisch und konstruktiv werden die relevanten Fragen zur gewandelten Legitimation, zu Strukturveränderungen und zur ästhetischer Neuorientierung gestellt und beantwortet. Sie verstehen sich als aktive Anregung eines Diskurses, der die künstlerische, politische und wirtschaftliche Besitzstandswahrung überwindet und die sinnlichste und schönste, die integrativste und berührendste aller Künste von Grund auf erneuert.
Bettina Knauer / Peter Krause (Hgg.)
Von der Zukunft einer unmöglichen Kunst
21 Perspektiven zum Musiktheater
2006
ISBN 978-3-89528-542-4
220 Seiten
kartoniert
Bettina Knauer studierte Neuere deutsche Literaturwissenschaft, Philosophie, Christliche Archäologie und Kunstgeschichte. Nach Promotion und wissenschaftlicher Assistenzzeit arbeitet sie als freie Kultur- und Produktionsmanagerin und Dramaturgin und ist Lehrbeauftragte an Universitäten und Hochschulen.
Peter Krause studierte Musikwissenschaften, Betriebswirtschaft und Kulturmanagement und ist Koordinator am Studiengang Musiktheater-Regie der Theaterakademie Hamburg. Er ist geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Rudolf-Arnheim-Instituts für Kunst, Kultur und Kulturökonomie. Als Autor u.a. der Tageszeitung Die Welt nimmt er zu kulturellen Fragen regelmäßig Stellung.
[...] Vielfalt der Herangehensweisen und der „laufende Perspektivenwechsel“ sind Programm. Einigkeit herrscht unter den 21 Autoren des Bandes zumeist nur darüber, dass man das Musiktheater in der Krise sieht. [...] das Buch [ist] vor allem Selbstrefektion von Kulturschaffenden auf die ästhetischen Grundlagen und institutionellen Rahmenbedingungen ihres Tuns. Im Zentrum der Diskussion stehen dabei die Begriffe der „Postmoderne“ und – sozusagen als deren Manifestation auf der Bühne – des „Regietheaters“. Und hier zeichnen sich auch deutlich zwei verschiedene Tendenzen der Argumentation ab: Jene, die Kunst als „Gegenöffentlichkeit“, als „Störung“ und „Einspruch“ über ihre kritische Funktion definiert, und jene, die von der Kunst im Allgemeinen und der Oper im Besonderen wieder verstärkt Qualitäten wie „Magie“, „Zauber“ oder „sinnlich-emotionale Überwältigung“ einklagt. [...]
In „concerti. Das Hamburger Klassikmagazin“ (November)