Geschwisterliebe und der mit dem erotischen Begehren zwischen Bruder und Schwester verbundene Tabubruch ist einer der Liebestopoi der Literaturgeschichte.
Katharina Grabbe analysiert das Thema vor dem Hintergrund der Lacanschen Psychoanalyse und der aktuellen sich von Judith Butler herschreibenden Gender-Debatte am Beispiel dreier Romane der Gegenwartsliteratur: Pascal Merciers Der Klavierstimmer (1998), Marlene Streeruwitz’ Partygirl. (2002) und Jeffrey Eugenides’ Middlesex (2002, dt. 2003). Die der literarischen Geschwisterliebe eingeschriebene Ambivalenz von Verbot und Begehren wird auf den Bedeutungszusammenhang von symbolischer Ordnung und Inzestverbot zurückgeführt. Da die symbolische Ordnung an die Einsetzung der Sprache als Signifikationsmedium und damit an das Inzestverbot gebunden ist, stellt die literarische Geschwisterliebe immer auch das Funktionieren von Ordnungs- und Identitätsmodellen in Rede.
Katharina Grabbe
Geschwisterliebe
Verbotenes Begehren in literarischen Texten der Gegenwart
2005
ISBN 978-3-89528-496-0
138 Seiten
kartoniert
Katharina Grabbe M.A., geboren 1978, studierte in Münster und Berlin Deutsche Philologie, Neuere und Neueste Geschichte und Angewandte Kulturwissenschaften.