Die Briefe des zu seiner Zeit bekannten Belletristen und Reiseschriftstellers Joachim Christoph Friedrich Schulz (1762-1798) erhellen die Lebensumstände eines aufstrebenden Schriftstellers und widerspiegeln auf paradigmatische Weise dessen Situation in einer Zeit der sich rapide entwickelnden Lesekultur. Sie ermöglichen es, Schulzens Biographie weitgehend zu rekonstruieren und Rückschlüsse auf sein Werk zu ziehen, dessen wissenschaftliche Erschließung noch weitgehend aussteht. Überdies enthalten sie treffende Beobachtungen von Personen des kulturellen Lebens im ausgehenden 18. Jahrhundert.
Die Einleitung umreißt Schulzens Stellung in der deutschen Literatur und seine Wertschätzung durch berühmte Zeitgenossen; sie macht auch auf die wichtigsten Forschungsdesiderate aufmerksam. In den ausführlichen Anmerkungen werden alle erklärungsbedürftigen Ereignisse, Begriffe und Anspielungen erläutert sowie Personen charakterisiert.
Die Edition basiert auf drei geschlossenen Konvoluten aus den Nachlässen Bertuch, Böttiger und Vieweg; hinzu kommen weitere Schriftstücke aus anderen Bibliotheken. Von den insgesamt 80 hier dokumentierten Briefen sind 67 bisher völlig unbekannt, von den übrigen wurden bislang lediglich die drei an Friedrich Schiller und der an Christoph Martin Wieland von der Literaturgeschichtsschreibung zur Kenntnis genommen.
Gerhard Kosellek (Hg.)
Friedrich Schulz: Briefe
2001
266 Seiten
gebunden
ISBN 3-89528-318-5
Gerhard Kosellek, geboren 1928, ist emeritierter Ordentlicher Professor mit Lehrstuhl für Neuere deutsche Literatur am Institut für Germanische Philologie der Universität Breslau. Seit 1994 ist er Leiter der Literaturwissenschaftlichen Abteilung der Stiftung Haus Oberschlesien in Ratingen-Hösel. Zahlreiche Buch- und Zeitschriftenpublikationen zu deutsch-polnischen Wechselbeziehungen in Literatur und Kultur, zur deutschen Literatur der Romantik und des jungen Deutschland sowie zur schlesischen Geistesgeschichte. Er hat mehrere internationale Konferenzen initiiert und organisiert, deren Ergebnisse in den "Germanica Wratislaviensia" und in der Tagungsreihe der Stiftung Haus Oberschlesien dokumentiert sind.
Die Brieftexte sind vorzüglich erläutert. Ein „biographisches Glossar“ in alphabetischer Ordnung bietet „Kurzbiogramme“ von den im Text wiederholt genannten Personen und wird ergänzt durch ein allgemeines Personen- und Ortsregister. Die Einleitung liefert aufgrund der Kenntnis der Briefe die bisher beste und modernste Einführung in das abenteuerliche Leben dieses zu unrecht vergessenen Schriftstellers.
Alfred Anger im „Lichtenberg-Jahrbuch“ 2004