Wenn wahr ist, daß innerhalb eines komponierten Ganzen Konzinnität und innerer Konnex durch prozessuale Entwicklung sich konsolidieren, so springt ins Auge, wie fundamental kategoriale Bestimmungen der Unterbrechung - Pause, Schnitt und Sprung etwa - für künstlerische Gebilde sind. Auf historische Prozesse einzugehen hieße, die Dialektik von Kontinuität und Bruch zu studieren. Das Zeitkontinuum, Bedingung zugleich und Resultat von Sprache und Bewußtsein, legt selbiges Verhältnis als die Gegensatzspannung von Identität und Differenz nahe. Der Titel, der den engeren Untersuchungsradius von Collage- und Montagetechnik weit übergreift nicht zuletzt im intervallbildenden Zwischenraum, einem Nichts, seinen Fluchtpunkt findet -, thematisiert zudem das Problemfeld vom sogenannten Ursprung der Kunst, das letztere regionaliter an ihre magischen Anfänge zurückverweist. Der Sammelband versteht sich nicht nur als theoretische Auseinandersetzung mit dem Problem, sondern will auch konkret anschauliche Beiträge zur ästhetischen Umsetzung liefern. Neben Textbeiträgen enthält er diverse Zeichnungen, Grafiken und Fotografien.
Carola Hilmes / Dietrich Mathy (Hgg.)
Die Magie der Unterbrechung
1999
204 Seiten
kartoniert
ISBN 3-89528-235-9
Carola Hilmes / Dietrich Mathy, Einleitung
Dirk Vanderbeke, Verfolger
Friedhelm Rathjen, Arno Schmidt und die Interpunktion
Heiner Goebbels, Zum Rhythmus in Sprache und Sprechtheater
Friedrich Friedl, Teilungen
Hans-Thies Lehmann, Zur Dramaturgie Heiner Müllers
Rupert Lüft, Stabilität durch Hohlraum
Dietrich Mathy, Unphilosophische Anmerkungen zu Wittgensteins Sprachgestus
Heike Klippel, Perforierte Kontinuität
Werner Neuwirth, Die Leere dazwischen
Carola Hilmes, Einzelheiten: Ball - Benjamin - Barthes
Gerd Putscheff, Percussive Light
Caroline Rupprecht, Das Bild der Anderen in Djuna Barnes' Nachtgewächs
Astrid Messerschmidt, Von aktiven Unter/brechungen geschlechtlicher Identität
Gundi Feyrer, Die Lücke des lückenlosen Fortgangs
Die Katze
Michael Sell, Die Pause - das größte Nichtereignis in der Musik
Carola Hilmes / Dietrich Mathy, Zufälle wiederholen sich nicht
Carola Hilmes und Dietrich Mathy sind am Institut für Deutsche Sprache und Literatur II der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt/Main tätig. Im Aisthesis Verlag erschienen von denselben Herausgebern die Sammelbände Spielzüge des Zufalls. Zur Anatomie eines Symptoms (1994) und Protomoderne. Künstlerische Formen überlieferter Gegenwart (1996)