Der Text als Fläche der Spiegelung, der Reflexion, ist das Terrain dieses Buches und der meisten seiner Studien. Hinter der spiegelnden weißen Textseite räkeln sich die Dinge, leben die Tiere und schauen uns an, die Lesenden mit jener ganz anderen Präsenz, die wir nicht verstehen, aber auf den papierenen Seiten z.B. Kafkas unsererseits anschauen können. Das macht das äffische Kunstabenteuer des Turnens im Textgitter aus, das tierische Vergnügen, bei dem weder Schreibende noch Geschriebene, weder Lesende noch Gelesene wissen können, welches die Welt vor und die Welt hinter den Gitterstäben und Buchstaben ist. Die Texte fassen uns gleicherweise ins Auge wie wir sie. Sie und die Leser fixieren sich gegenseitig, ohne einander festzulegen. Die Buchseiten sind Areale des streunenden Lesens. Ob die Zeichenhäufchen auf den weißen Flächen eine Botschaft oder eine Bedeutung haben, läßt der heitere Sinn offen. Daß es keine Antwort gibt, läßt den heiteren Sinn offen.
Klaus Jeziorkowski
Der Text und seine Rückseite
1995
ISBN 978-3-89528-110-5
160 Seiten
kartoniert
Klaus Jeziorkowski, geb. 1935, ist Professor für neuere deutsche Literatur an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt/a.M. Er beschäftigt sich vor allem mit der deutschsprachigen Literatur des 19. und des 20. Jahrhunderts, zum Beispiel in Büchern über Heinrich Böll, über Gottfried Keller und über deutsche Traditionen im Umgang mit Texten und Autoren. Wo Literatur über ihre Grenzen tritt in die Räume der Malerei, der Musik, der Gartenkunst und überhaupt des »Lebens«, dort folgt ihr sein Interesse.