In ihren hier erstmals veröffentlichten autobiografischen Aufzeichnungen blickt Lu Märten auf ihre Kindheit und Jugend im Berlin der Kaiserzeit zurück. Weitgehend ohne regulären Schulbesuch aufgewachsen, wirkt sie in sozialpolitischen und künstlerischen Kreisen mit und wird eine engagierte feministische Journalistin. Arbeitskontakte zu russischen Revolutionären während der Novemberrevolution 1918 bestärken sie in ihrer antibürgerlichen, nun auch SPD-kritischen Haltung.
1924 verfasst sie eine Schrift zur materialistischen Theorie „Wesen und Veränderung der Formen/Künste“.
Die von der britischen Arts-and-Crafts-Reformbewegung beeinflussten Leitgedanken ihrer Schriften zur Ästhetik und zu neuen Lebensformen inspirieren bis heute die Kritik von Kunst- und Geschlechtsnormen.
Der Band, herausgegeben von Chryssoula Kambas, enthält bislang unveröffentlichte Briefwechsel Lu Märtens mit Johannes R. Becher und Lev D. Trockij sowie einen Abbildungsteil.
Lu Märten
„… von Anfang an auf Seiten des Sozialismus“
Autobiografische Aufzeichnungen
Herausgegeben und mit einem Nachwort von Chryssoula Kambas
Mit Beiträgen von Sonja Dehning und Richard W. Sheppard
2025
ISBN 978-3-8498-1821-0
271 Seiten, Abb.
Klappbroschur
Die 1879 in Berlin geborene Lu Märten hat bis zum Ende der Weimarer Republik in verschiedenen Kontexten überaus wichtige und wirkungsvolle Beiträge veröffentlicht: u. a. zur materialistischen Ästhetik und zu den damals neuen Medien Film und Radio. Schon vor dem Ersten Weltkrieg war sie mit engagierten journalistischen Arbeiten zur radikalen Frauenrechtsbewegung, einem Roman, einem Drama und kunstsoziologischen Arbeiten hervorgetreten, unter denen vor allem ihr noch heute aktuelles Buch „Die Künstlerin“ hervorzuheben ist.
In ihren autobiografischen Aufzeichnungen schildert sie anschaulich das soziale, politische und intellektuelle Milieu, in dem sich ihre Persönlichkeit und ihr Denken entwickelt haben. Hochbetagt starb sie 1970 in ihrem Geburtsort Berlin.
Chryssoula Kambas, geboren in München, studierte Literaturwissenschaft, Soziologie und Politikwissenschaft. Sie ist Professorin für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Osnabrück und gibt u. a. die Reihe „Griechenland in Europa. Kultur – Geschichte – Literatur“ (Böhlau/de Gruyter) heraus. Sie verfasste zu Lu Märten die bislang einzige Monographie „Die Werkstatt als Utopie“ (Niemeyer, 1988) und gab im Aisthesis Verlag Märtens „Die Künstlerin“ (2001 und 2020) neu heraus. Zuletzt erschien ihre Edition von Band 5 der Kritischen Gesamtausgabe „Werke und Nachlaß“ von Walter Benjamin, „Gedichte und Erzählungen“ (Suhrkamp, 2024).
Leseprobe: lp-9783849818210.pdf